CoViD-19: Gleichbleibend niedrige Strahlenbelastung bei Hochdurchsatz-CT-Untersuchungen
CT-Thorax-Untersuchungen konnten im italienischen Parma auch während der CoViD-19-Pandemie mit geringer Strahlenexposition durchgeführt werden. Grund dafür ist ein gutes Dosismanagement.
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Datum:07.12.2020 0 Kommentare
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Journal:Phys Med. 2020; 80: 119–124
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Titel:Dosimetric and radiation cancer risk evaluation of high resolution thorax CT during COVID-19 outbreak
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Autor:Ghetti C et al
Zur Originalstudie
Hintergrund
Eine CT-Thorax-Untersuchung detektiert die für eine schwere CoViD-19-Erkrankung typischen Milchglastrübungen in der Lunge mit höherer Sensitivität als eine einfache Röntgenuntersuchung. Aus diesem Grund wurden zu Beginn der Pandemie eine Vielzahl an CT-Thorax-Untersuchungen durchgeführt. Im Universitätskrankenhaus Parma in Italien stieg die Anzahl von knapp 400 auf über 3.000 solcher Untersuchungen innerhalb von zwei Monaten. Caterina Ghetti und KollegInnen, Universitätskrankenhaus Parma, untersuchten, ob der plötzliche und unerwartete Anstieg Konsequenzen für das Dosismanagement hatte. Sie evaluierten die individuellen Strahlendosen der betroffenen PatientInnen und berechneten deren Lebenszeitrisiko, aufgrund der Strahlenexposition später an Krebs zu erkranken.
Fazit
Ein gut etabliertes Dosismanagement mit Niedrigdosis-CT-Protokollen sorgt auch bei einem hohen Durchsatz von PatientInnen für eine geringe Strahlenexposition. Dem Nutzen einer CT-Untersuchung in dieser Studienpopulation steht ein geringes zusätzliches Krebsrisiko (LAR-Werte)gegenüber.
Methode
- Studiendesign: retrospektiv, monozentrisch, 24. Februar-28. April 2020
- PatientInnen zwischen 17 und 105 Jahren; Durchschnittsalter 67 Jahre
- 843 Männer und 1.381 Frauen
- 224 CT-Thorax-Untersuchungen
- Drei CT-Scanner (zwei Somatom Definition Edge Scanner, ein mobiles CT-Gerät Somatom Emotion 16, Siemens Healthineers) mit automatischer Expositionskontrolle AEC (CARE Dose 4D)
- Niedrigdosierte, hochauflösendes CT-Untersuchung
Evaluierung mit der Dosis-Tracking-Software RadimetricsTM (Bayer)
- Volumen-CT-Dosisindex (CTDIvol)
- Dosislängenprodukt (DLP)
- Größenspezifische Dosisschätzung (SSDE)
- Effektive Dosis (E103)
Abschätzung des Strahlenrisikos nach BEIR VII
- Schätzen des durchschnittlichen zusätzlichen Lebenszeitrisikos, infolge der Strahlenexposition an Krebs zu erkranken (lifetime-attributable risk, LAR), basierend auf den Risikomodellen des National Research Council Biologic Effects of Ionizing Radiation (BEIR VII)
Ergebnisse
- Die dosimetrischen Ergebnisse sind vergleichbar mit CT-Untersuchungen auf idiopathische interstitielle Pneumonie und decken sich mit denen aus der Literatur.
- Die ermittelten Werte liegen unterhalb der italienischen diagnostischen Referenzwerte (DRW).
- Über die Hälfte aller PatientInnen wies eine effektive Dosis von unter 4,5 mSv auf.
- Ein erhöhtes Lebenszeit-Krebserkrankungsrisiko (LAR) ergab sich für Lungenkrebs; bei Frauen auch für Brustkrebs
Dosimetrische Ergebnisse
- Volumen-CT-Dosisindex (CTDIvol) = 6,2 mGy vs. 15 mGy (DRW)
- Dosislängenprodukt (DLP) = 219 mGy x cm vs. 569 mGy x cm (DRW)
- Größenspezifische Dosisschätzung (SSDE) = 8,7 mGy
- Effektive Dosis (E103) =4,4 mSv
Abschätzung des Strahlenrisikos nach BEIR VII
- LAR für alle soliden Krebsarten: 2,1/10.000
- LAR für Lungenkrebs: bis zu 2,3-fach höher als für andere Krebsarten
- LAR für Brustkrebs: bis zu 6,9-fach höher als für andere Krebsarten
- LAR für Leukämie: 0,2/10.000
Referenzen
Committee to Assess Health Risks from Exposure to Low Levels of Ionizing Radiation, National Research Council. Health Risks From Exposure to Low Levels of Ionizing Radiation: BEIR VII Phase 2. National Academies Press; Washington, DC: 2005
biho/ktg
07.12.2020