Fünf-Jahres-Review zur Qualität der Prostata-MRT

Fünf-Jahres-Review zur Qualität der Prostata-MRT

Weder für die Durchführung der multiparametrischen MRT der Prostata noch für die viel zu subjektive Beurteilung ihrer Bildqualität gibt es hinreichende Standards. Bestandsaufnahme, Empfehlungen und ein Lösungsvorschlag.

  • Datum:
    25.04.2022 1 Kommentare
  • Journal:
    Br J Radiol 2022; 95: 20210415
  • Titel:
    Prostate MRI quality: a critical review of the last 5 years and the role of the PI-QUAL score
  • Autor:
    Giganti F et al.
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Gegenwärtig mangelt es der Prostata-MRT an Standardisierung. Francesco Giganti, Radiologe am University College London, hat die Literatur der letzten fünf Jahre zur Prostata-MRT analysiert. Das Ergebnis: Empfehlungen für die optimale Durchführung der Prostata-MRT und ein Score zur einheitlichen Beurteilung der Bildqualität.

Empfohlene MRT-Sequenzen

Nach den Empfehlungen der aktuellen PI-RADS Version 2.1 sollte die T2-gewichtete Bildgebung mittels schneller 2D-Akquisition erfolgen, unter Verwendung von FSE (Fast-Spin-Echo) oder TSE (Turbo-Spin-Echo) Sequenzen.

Für die diffusionsgewichtete Bildgebung (DWI) werden Spin-Echo-Sequenzen in freier Atmung empfohlen, in Kombination mit spektraler Fettsättigung.

Mit der diagonalen DWI (alle drei Gradienten auf maximaler Stärke, kürzere Echozeiten) lässt sich rund 30% der Akquisitionsdauer einsparen, bei gleicher Bildqualität und Tumordetektionsrate.

In der dynamischen kontrastverstärkten (DCE) Bildgebung helfen Fettsuppression oder Subtraktionstechniken, die Beurteilung des Enhancements zu verbessern.

Für die DCE haben Iyama et al. gezeigt, dass die Multiecho-Dixon-Sequenz die Homogenität der Fettsuppression verbessert, ohne die Bildqualität zu beeinträchtigen.

Generell gilt: Die Akquisition von DWI und DCE sollte sich immer mit der T2w-Akquisition decken, damit alle drei Sequenzen reibungslos nebeneinander betrachtet werden können.

Empfehlungen zu Magneten und Spulen

Die multiparametrische MRT der Prostata kann sowohl bei 1.5T als auch 3T angemessen und diagnostisch verlässlich erfolgen, sofern die Akquisitionsparameter optimal gewählt sind.

Laut PI-RADS Version 2.1 sollte eine Endorektalspule verwendet werden, um an älteren 1.5T-Scannern die SNR (Signal-Rausch-Verhältnis) zu verbessern, ebenso wie bei korpulenten Patienten, bei denen eine schwache SNR die diagnostische Qualität des Scans beeinträchtigen kann.

Im Gegensatz zum Einsatz einer Endorektalspule kann die alleinige Verwendung einer Körperspule zu Suszeptibilitätsartefakten führen. Diese sind bedingt durch Luft im Rektum und machen sich vor allem bei hohen b-Werten bemerkbar.

Der zunehmende Wechsel von 1.5T zu 3T-Geräten hat dazu geführt, dass weniger Untersuchungen mit Endorektalspule durchgeführt werden. Dies liegt an der höheren SNR und der besseren räumlichen Auflösung der 3T-Scanner auch bei Verwendung einer Körperspule.

Der Einsatz von Endorektalspulen hat auch Nachteile: Neben der Unannehmlichkeit für den Patienten sind dies Verzerrungen der Prostatakontur, erhöhte Akquisitionszeiten und -kosten, mögliche Artefakte in der peripheren Zone und das Auslösen von Krämpfen der Rektumwand.

Empfehlungen für die Patientenvorbereitung

Die Qualität der Bildgebung kann durch Bewegungsartefakte (Darmperistaltik) und Suszeptibilitätsartefakte (Gas/Gewebe-Grenzflächen) so stark beeinträchtigt werden, dass ein zuverlässiger Nachweis bzw. Ausschluss signifikanter Läsionen nicht mehr gewährleistet ist.

Gemäß den Empfehlungen aus PI-RADS Version 2.1 ist der Einsatz krampflösender Medikamente nicht bei allen Patienten erforderlich. Zusätzliche Kosten und das Risiko unerwünschter Nebenwirkungen sollten mit bedacht werden.

Um dieses Risiko von Artefakten zu mindern, kommen zur Vorbereitung des Patienten in Betracht:

  • Einsatz krampflösender Medikamente
  • rektaler Einlauf
  • Legen eines kleinen Katheters, um Gas aus dem Rektum entweichen zu lassen

Auch wenn es Evidenz dafür gibt, dass die vorbereitende Gabe antiperistaltischer Medikamente der Bildqualität zugute kommt (Brennan et al. 2021), wird dies in den aktuellen Leitlinien noch nicht so gesehen.

Fazit und PI-QUAL-Score

Der Review bestätigt den letzten Konsensusreport (de Rooij et al. 2020) von European Society of Urogenital Radiology (ESUR) und European Association of Urology (EAU) Section of Urologic Imaging (ESUI):

  • Die Durchführung der multiparametrischen Prostata-MRT erfolgt sehr uneinheitlich
  • Ob die Bildqualität als schwach, akzeptabel oder gut einzuschätzen ist, wird extrem subjektiv beurteilt

Um zunächst in der Beurteilung der Bildqualität der Prostata-MRT zu einer weniger subjektiven Praxis zu gelangen, favorisieren die AutorInnen den PI-QUAL-Score aus der multizentrischen randomisierten PRECISION-Studie (Giganti et al. 2020). Er ist als fünfstufige Likert-Skala aufgebaut und definiert für die Beurteilung jeder Sequenz der multiparametrischen Prostata-MRT ein Set objektiver Qualitätskriterien.

Referenzen

Brennan DL et al. Do antispasmodics or rectal enemas improve image quality on multiparametric prostate MRI? An 'Evidence-Based Practice' review of the literature. Abdom Radiol 2021;19 Jan 2021.

De Rooij M et al. ESUR/ESUI consensus statements on multi-parametric MRI for the detection of clinically significant prostate cancer: quality requirements for image acquisition, interpretation and radiologists' training. Eur Radiol 2020; 30: 5404–16.

Giganti F et al. PRECISION study group Prostate imaging quality (PI-QUAL): a new quality control scoring system for multiparametric magnetic resonance imaging of the prostate from the precision trial. Eur Urol Oncol 2020; 3: 615–9.

Iyama Y et al. Fat suppressed contrast-enhanced T1-weighted dynamic magnetic resonance imaging at 3T: comparison of image quality between spectrally adiabatic Iversion recovery and the Multiecho Dixon technique in imaging of the prostate. J Comput Assist Tomogr 2017; 41: 382–7.

mh/ktg
25.04.2022

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