Präoperative MR-Mammographie senkt Nachresektionsrate

Präoperative MR-Mammographie senkt Nachresektionsrate

Eine retrospektive Tübinger Studie zeigt, dass 134 von 626 (21%) Patientinnen von der präoperativen MRM profitieren – die OP-Planung ändert sich, Nachresektionen werden vermieden.

  • Datum:
    02.06.2014 0 Kommentare
  • Autor:
    kf/ktg
  • Quelle:
    Röntgenkongress 2014
Heike Preibsch, Universität Tübingen
Freitag, 30. Mai 2014, 10:05


Die MR-Mammographie (MRM) gehört laut den aktuellen S3-Leitlinien nur in Ausnahmefällen zur präoperativen Diagnostik von Mammakarzinom-Patientinnen – unter anderem bei dichtem Brustgewebe (ACR 3 oder 4) oder unklarer Lokalisation.

Auch die Datenlage zum Einfluss der MRM auf die Mastektomierate und die Nachresektionsrate ist inhomogen. Bisherige Studien liefern unterschiedliche Ergebnisse:

Daten der Studien COMICE (Turnbull L et al. Lancet; 2010 13;375(9714):563-71) und MONET (Peters NH et al. Eur J Cancer. 2011;47(6):879-86) sprechen gegen die präoperative MRM.

Dem stehen eine Reihe aktueller Studien gegenüber, die der MRM einen positiven Einfluss auf die Festlegung der passenden OP und auf die Nachresektionsrate zusprechen (Mann RM et al. Breast Cancer Res Treat 2010;119(2):415-22; Grady I et al. Breast J. 2012;18(3):214-8; Obedijn IM et al. AJR Am J Roentgenol. 2013;200(2):304-10). Alle Studien weisen bestimmte Limitationen auf.

Heike Preibsch, Universität Tübingen, und Kollegen unterfüttern nun die Datengrundlage für die Diskussion um die präoperative MRM mit einer retrospektiven Studie. Die Studie analysierte Daten zu 991 Patienten mit 1036 primären Mammakarzinomen. Davon hatten 599 Patientinnen mit 626 Karzinomen eine MRM erhalten.
19 der 626 (3%) Karzinome von Patientinnen mit präoperativer MRM waren allein in der MRM sichtbar.

Ergebnisse
Bei 28% (164/626) der Patientinnen mit präoperativer MRM ergab sich durch die MRM eine Änderung des operativen Procederes. In 82% (134/164) bestätigte sich die MR-Diagnose histopathologisch.

Dies bedeutet, dass 21% (134/626) der Patientinnen von der präoperativen MRM profitieren. Bei 17% erweiterte sich die OP oder es kam zur Resektion eines kontralateralen Karzinoms. „Unnötige Nachresektionen werden durch die MRM also vermieden“, sagte Preibsch. Neben der Durchführung einer präoperativen MRM fand die Studie weitere Faktoren, die einen signifikanten Einfluss auf die Nachresektionsrate nehmen: Alter bei Diagnose, Tumorstadium und Fokalität.

Es sei jetzt zu klären, welche Patientengruppe am meisten von der MRM profitiert.

Diskussion
Preibsch wies darauf hin, dass nicht nur Patientinnen mit hoher Brustdichte von der präoperativen MRM profitieren. Es sei daher zu überlegen die Dichtekriterien auszuweiten. „Wir halten es für sinnvoll, dass alle Patientinnen vor der Operation eine MRM erhalten“, so Preibsch.

Aus dem Auditorium kam der Hinweis, dass die operierenden Gynäkologen eine Mastektomie nur dann durchführen, wenn alle Befunde minimal-invasiv bioptisch gesichert worden seien. Diese Einschätzung unterstützte auch Preibsch: „Ohne histologische Sicherung würde man das operative Procedere sicher nicht ändern“.
Die Diskussion schloss mit dem Hinweis, dass die momentane S3-Leitlinie die präoperative MRM nicht mehr empfehle – man werde weitere Daten abwarten müssen und dann sehen, ob sich diese Einschätzung nicht wieder ändere.

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