RöKo 2019 – Radiologische Zeichen bei rheumatischen Erkrankungen

RöKo 2019 – Radiologische Zeichen bei rheumatischen Erkrankungen
Matthias Bollow, Augusta-Kranken-Anstalten Bochum, beim Bayer Workshop / RöKo 2019 (© B. Radike)

Matthias Bollow von den Augusta-Kranken-Anstalten in Bochum stellte die häufigsten Krankheitsbilder vor und gab Tipps zur radiologischen Diagnostik.

  • Präsentationstag:
    30.05.2019 0 Kommentare
  • Autor:
    ch/ktg
  • Sprecher:
    Matthias Bollow, Augusta-Kranken-Anstalten, Bochum
  • Quelle:
    100. Deutscher Röntgenkongress 2019

„Rheumatischer Erkrankungen sind häufig“, unterstrich Matthias Bollow aus Bochum die Relevanz der Erkrankungen im radiologischen Alltag. Wer sich für die aktuellen Zahlen zu den Häufigkeiten und der Versorgungslage in Deutschland interessiert, empfahl der Referent eine Übersichtsarbeit des Deutschen Rheuma-Forschungszentrums in Berlin (Zink A, Albrecht K. Rheumatol 2016).

Spondylarthritiden

Prävalenz: 0,5-2%

Inzidenz: 20 von 100.000 pro Jahr

Pathogenese: Die Entzündung spiele sich primär nicht an den Gelenke selbst ab, sondern dort, wo die Sehnen an den Knochen ansetzen, an den so genannten Enthesen, erklärte Bollow.

Nach McGonagle et al. zählen Sehne, Ligament und kapsuläre Ansatzstellen zum Enthesis-Komplex (J Rheumatol Suppl 2012).

Klinik: Bis zu zehn Jahre können vergehen, bevor die ersten Symptome auftreten. „Gerade in diesen Jahren passieren die entscheidenden Dinge, das müssen Sie erkennen.“

Bildgebung: Frühe Stadien sind im Röntgenbild kaum erkennbar. Bollow favorisierte daher die MRT und zwar immer auch mit Kontrastmittel, nur so könne man gleich erkennen „wo die Musik spielt“.

Die ASAS-Kriterien (Rudwaleit M et al. Z Rheumatol 2009) helfen bei der frühen Diagnostik einer axialen Spondylarthritis (SpA): War die/der PatientIn bei Symptombeginn jünger als 45 Jahre und klagt seit mindestens drei Monaten über Rückenschmerzen liegt der Fokus der Bildgebung auf dem Nachweis einer Sakroiliitis. Besonders gut könne eine Osteoitis auf den Spätaufnahmen detektiert werden. "Sie müssen einfach etwas warten können.“

Bei peripherer Spondyloarthritis handelt es sich meist um eine Psoriasis. In rund 58% der Fälle ist es eine Psoriasis vulgaris (Inzidenz: 8:100.000/Jahr). Radiologisch lassen sich gelenknahe Ossifikationen detektieren. An den Händen imponiert anfänglich eine Monarthritis. Die Entzündung an nur einem Gelenk im Röntgen zu detektieren kann schwierig sein. Bollow empfahl eine MRT mit Kontrastmittel, damit eine Osteoitis nicht übersehen wird. Mit einer MRT lasse sich die Diagnose zudem lange vor Auftreten des ersten Symptoms stellen.

Bei langen Krankheitsverlauf und hoher Entzündungsaktivität können gravierende Gelenk-Fehlstellungen (Mutilationen) auftreten, beispielsweise das „Pencil-in-Cup“ Phänomen an den medialen Phalangen oder die Wurstfinger (Daktylitis).

Rheumatoide Arthritis (RA)

Erkrankungsgipfel: 4.-6. Lebensdekade, bei Frauen häufig als bei Männern

Prävalenz: 0,8%

Inzidenz: 20-40 von 100.000/Jahr

Ursache: autoimmun

Klinik: Synovialis-Proliferationen führen zur Pannusbildung. Bei schwerer Ausprägung sind Schwanenhals- und Knopflochzeichen typisch. „Das sehen wir heute nur noch selten.“

Bildgebung: Die Hände sind symmetrisch befallen. Das ist besonders gut in der Szintigraphie erkennbar. Signal- und Begleitzysten sowie Ankylosen zählen zu den arthritischen Direktzeichen und weisen auf eine längere Laufzeit (Monate bis Jahre) hin. Das Frühzeichen einer Synovitis ist wiederum im MRT gut zu erkennen. Das 6. Sehnenfach (M. extensor carpi ulnaris) ist besonders geeignet eine Tendosynovitis zu detektieren.

Bollow empfahl bei Verdacht auf RA immer auch die Füße zu untersuchen. Die metatarsale Ausbreitung verlaufe von V nach IV, III und II. „Wenn Sie das im Röntgen sehen, brauchen Sie keine MRT mehr.“

Die Halswirbelsäule ist bei der RA die fünfte Extremität. Nach einem RA-Verlauf von zehn Jahren ist bei 50-90% der Erkrankten auch die Halswirbelsäule befallen. Die Letalität liegt dann bei über 50%. „Das muss man ernst nehmen.“

In der MRT lassen sich erste HWS-Veränderungen (Stadium 0) auf den axialen Aufnahmen in Höhe des odontoido-atlanto-axialen Komplexes erkennen. Im Stadium I besteht eine ventrale Atlasdislokation, die zu einer horizontalen Instabilität führt. Das Stadium II ist gekennzeichnet durch vertikale Instabilität mit basilärer Impression. Die subaxiale Subluxation wird als Stadium III bezeichnet. 

Bei den vielen unspezifischen HWS-Syndromen, die zur Abklärung kommen, könne man ja nicht immer eine MRT machen, gab ein Zuhörer zu bedenken. Bollow stimmte zu und riet dazu vor der Untersuchung die PatientInnen zu befragen. In seinem Haus gebe es Fragebögen, um Hinweise auf eine rheumatische Genese zu bekommen. „In 80 Prozent der Fälle verraten mir die Patienten, was ich wissen muss, um die richtige Bildgebung einzusetzen.“

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