RöKo 2023 – Long-COVID und pathologische Veränderungen des Herzens

RöKo 2023 – Long-COVID und pathologische Veränderungen des Herzens

Wenn mehr als vier Wochen nach COVID-19-Genesung neue oder persistierende Symptom-Konstellationen mit kardialer Symptomatik auftreten oder fortbestehen, könnte eine Kardio-MRT sinnvoll sein.

  • Präsentationstag:
    18.05.2023 0 Kommentare
  • Autor:
    biho/ktg
  • Sprecher:
    Alexander Isaak, Universitätsklinikum Bonn
  • Quelle:
    RöKo 2023

Bei einigen Patient:innen, die an COVID-19 erkrankt waren, bestehen die kardialen Symptome (z. B. Thoraxschmerzen, Kurzatmigkeit, Müdigkeit und Herzklopfen) auch noch Monate nach der Ersterkrankung fort. Daraus ergeben sich Fragen in Bezug auf Diagnose und Behandlung. Alexander Isaak, Universitätsklinikum Bonn, lieferte retrospektive Studienergebnisse zum Thema.

Grundlagen zur Myokarditis-Befundung

„Das Consensus-Paper des ACR von 2022 definiert die Long-COVID-Myokarditis Diagnose sehr genau“, sagte Isaak.

1) Mögliche („possible“) Myokarditis

  • Kardiale Symptome
  • erhöhter kardialer Troponinwert
  • abnormales EKG und/oder echokardiographischer Befund ohne akuten Myokarditis-Befund in Kardio-MRT oder bei Biopsie

2) Mutmaßlich („probable“) Myokarditis

  • Bei persistierenden Symptomen zeigt eine Nachuntersuchung innerhalb von sechs Monaten postentzündliche Veränderungen in der kardialen MRT.

3) Eindeutige („definite“) Myokarditis

  • Symptome, Troponinwert und kardiale MRT und/oder Biopsie sprechen für eine Myokarditis.

Long-COVID: Welche Befunde sind im Kardio-MRT zu erwarten?

In einer retrospektiven Studie der Unikliniken Bonn und Mainz unterzogen sich 129 Patient:innen mit Verdacht auf Long-COVID zwischen 2020 und 2022 zum Ausschluss einer Myokarditis einer kardialen MRT. Alle Patient:innen wurden mit Verdacht auf eine kardiale Beteiligung ärztlich zugewiesen. Die klinische Indikation umfasste Thoraxschmerz, Fatigue, Tachykardie/Palpitationen, Belastungsdyspnoe und/oder eine reduzierte körperliche Belastbarkeit. Die Patient:innen waren im Durchschnitt 41 Jahre alt (±16 Jahre), hatten einen BMI von 26,6 (± 10,6), eine Herzfrequenz von 71±13 und waren zu 51% weiblich.

Die kardiale MRT beinhaltete:

  • Cine-Bildgebung zur Evaluierung von Herzfunktion und Volumenbestimmung
  • T2w-Bildgebung zur Evaluierung von Ödemen
  • Late Gadolinium Enhancement (LGE) zur Evaluierung von Vernarbungen oder Fibrose
  • T1 und T2 Mapping

Ergebnisse

Eine definitive Myokarditis hatte keine:r der Patient:innen. „Eine akute kardiale Pathologie konnte in allen Fällen ausgeschlossen werden“, sagte Isaak.

Ein Drittel der Patient:innen (30%, n=39) wies jedoch postentzündliche Veränderungen auf und hatte damit mutmaßlich eine Myokarditis. „Ohne Berücksichtigung des klinischen Kontextes können wir das aber nicht mit Sicherheit sagen“, sagte Isaak.

Weitere 13% (n=17) wiesen nicht-entzündliche, heterogene, kardiale Veränderungen auf und hatten damit möglicherweise eine Myokarditis.

„Insgesamt konnten wir bei 43 Prozent eine kardiale Veränderung feststellen. Das ist recht viel. Und Covid könnte dabei eine Rolle spielen“, fasste Isaak zusammen.

Schlussfolgerung

Eine Erklärung für die kardialen Veränderungen im Zusammenhang mit Long-COVID gibt es bisher nicht. Mögliche Erklärungen wären:

  1. COVID verursacht eine Myokardschädigung.
  2. COVID triggert andere Krankheitsprozesse mit kardialer Beteiligung.
  3. Es gibt keine Beziehung zwischen COVID und den kardialen Befunden bzw. es handelt sich um einen zufälligen zeitlichen Zusammenhang.

„Welcher Zusammenhang besteht, wissen wir nicht. Wichtig ist erst mal: Die Patienten haben eine Symptomatik, und eine klinische Aufarbeitung ist notwendig“, schloss Isaak.

Referenz

Writing Committee, Gluckman TJ et al. 2022 ACC Expert Consensus Decision Pathway on Cardiovascular Sequelae of COVID-19 in Adults: Myocarditis and Other Myocardial Involvement, Post-Acute Sequelae of SARS-CoV-2 Infection, and Return to Play: A Report of the American College of Cardiology Solution Set Oversight Committee. J Am Coll Cardiol. 2022;79(17):1717-1756.

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