CT 2020 Garmisch – Dual Energy CT in der Neuroradiologie

CT 2020 Garmisch – Dual Energy CT in der Neuroradiologie

Qualitätsverbesserungen im Bereich Hals und Wirbelsäule sowie Reduktion von Artefakten und Strahlendosis – dies sind Domänen der Dual Energy CT innerhalb der Neuroradiologie.

  • Präsentationstag:
    23.01.2020 0 Kommentare
  • Autor:
    mh/ktg
  • Sprecher:
    Jan Borggrefe, Uniklinik Köln
  • Quelle:
    11. Internationales CT-Symposium Garmisch

Jan Borggrefe, Uniklinik Köln, schilderte die Anwendungsszenarien der DECT für die Neuroradiologie:

Kopf-Hals-Bildgebung

Die Low-keV mit Spektraldetektoren erlaubt eine deutliche Absenkung der Strahlendosis. So zeigten Reimer et al. (AJNR 2019), dass sich bei Verwendung von 65keV-Rekonstruktionen im Vergleich zu konventionellen Rekonstruktionen die Dosis um rund 20 Prozent reduzieren lässt, ohne dass die Bildqualität sich verschlechtert.

ASPECT Scoring – Ödemkarten nach Schlaganfall

In der Schlaganfall-Bildgebung hilft die DECT das zerebrale Ödem und das finale Infarktvolumen einzuschätzen (Mohammed MF et al. 2018). Die klinische Relevanz dieser verbesserten Ödem-Darstellung ist noch unklar, denn bisher gibt es dazu nur einzelne retrospektive Studien.

Frühes CT nach Thrombektomie

Nach einer Thrombektomie zirkuliert noch Iod im Blut. Dieser erlaubt Prognosen über die Entwicklung des Infarktareals nach Thrombektomie, wie Djurdjevic et al. zeigten (Eur Radiol 2017).

Pseudoödeme

Dass sich die DECT auch zur Diagnose von Pseudoödemen bei einer kontrastmittel-induzierten Enzephalopathie nach einer zerebralen Angiographie eignet, zeigten Pagani-Estévez GL et al. in einem Case Report (Neurocrit Care 2017).

Petechiale Blutungen

Die virtuelle monoenergetische Bildgebung mit DECT erlaubt die Darstellung petechialer Blutungen und möglicherweise diffuser axonaler Hirnschädigungen, wie Lennartz S et al. zeigten (Eur J Radiol 2018). Die klinische Relevanz dieses Ansatzes hielt Borggrefe jedoch für begrenzt.

Kontrastmittel-Reduktion in der CT-Angio

Phantomstudien zeigen, dass sich in der CT-Angiographie durch Verwendung niedriger Röhrenspannung und virtueller monochromatischer Bildgebung die Dosierung des Kontrastmittels um 40-60 Prozent reduzieren lassen könnte (van Hamersvelt RW et al. 2018). Bislang fehlen dazu allerdings klinische Studien.

CT-Angio – suboptimaler Kontrast

Bei suboptimalem Kontrast, etwa wenn der Kontrastmittelbolus nicht optimal getroffen wurde, lässt sich mit virtuellen monoenergetischen Rekonstruktionen die Bildqualität verbessern, wie Zopfs D et al. zeigten (Eur J Radiol 2018).

Gefäßplaques

Wie hochgradig eine plaque-bedingte Stenosierung ist, ist oft schwierig zu beurteilen, schilderte Borggrefe. Die Darstellung von Plaques mittels Kalziumsubtraktion funktioniert sehr gut und hilft die Stenosierung besser zu objektivieren (McCollough et al. 2015).

Vertebrale Knochenmetastasen und Frakturen

Durch spezielle Abstimmung der Kalziumsubtraktion auf Wirbelkörper lassen sich vertebrale Knochenmetastasen gut darstellen. Bei Wirbelkörper-Frakturen hilft die Kalziumsubtraktion, das Ödem darzustellen (Neuhaus et al. 2018).

Zur Darstellung vertebraler Metastasen eignet sich auch die Iodkartierung (Borggrefe J et al. 2019).

Reduktion von Artefakten

Zur Artefakt-Reduktion etwa bei Zahnimplantaten eignet sich die DECT mit hohen keV-Werten. Das Potenzial der DECT für diese Zwecke ist allerdings sehr materialspezifisch, so Borggrefe. So sind Platincoils besonders schwer herauszurechnen. Für die Reduktion von Artefakten, die durch Implantate zur tiefen Hirnstimulation bedingt sind, auf Grundlage virtuell monoenergetischer Aufnahmen eignet sich der iterative Metal Artifact Reduction Algorithmus O-MAR gut (Laukamp KR et al. 2018, Große-Hokamp N et al. 2018).

Fazit

„Im Bereich der Kopf-Bildgebung gibt es aktuell keine richtige Killerapplikation für die DECT“, resümierte Borggrefe. Ihre Vorzüge spielt die DECT derzeit vor allem in den Regionen Hals und Wirbelsäule aus.

Borggrefe J et al.
Accuracy of iodine density thresholds for the separation of vertebral bone metastases from healthy-appearing trabecular bone in spectral detector computed tomography.
Eur Radiol 2019 Jun;29(6):3253-3261

Djurdjevic T et al.
Prediction of infarction development after endovascular stroke therapy with dual-energy computed tomography
Eur Radiol 2017 Mar;27(3):907-917

Große-Hokamp N et al.
Reduction of Artifacts Caused by Deep Brain Stimulating Electrodes in Cranial Computed Tomography Imaging by Means of Virtual Monoenergetic Images, Metal Artifact Reduction Algorithms, and Their Combination.
Invest Radiol 2018 Jul;53(7):424-431

van Hamersvelt RW et al.
Contrast agent concentration optimization in CTA using low tube voltage and dual-energy CT in multiple vendors: a phantom study
Int J Cardiovasc Imaging 2018 Aug;34(8):1265-1275

Laukamp KR et al.
Metal artifacts in patients with large dental implants and bridges: combination of metal artifact reduction algorithms and virtual monoenergetic images provides an approach to handle even strongest artifacts.
Eur Radiol 2019 Aug;29(8):4228-4238

Lennartz S et al.
Dual-layer detector CT of the head: Initial experience in visualization of intracranial hemorrhage and hypodense brain lesions using virtual monoenergetic images
Eur J Radiol 2018 Nov;108:177-183

McCollough CH et al.
Dual- and Multi-Energy CT: Principles, Technical Approaches, and Clinical Applications
Radiology 2015;276(3)

Mohammed MF et al.
Unenhanced Dual-Energy Computed Tomography: Visualization of Brain Edema
Invest Radiol 2018 Feb;53(2):63-69

Neuhaus V et al.
Comparison of virtual monoenergetic and polyenergetic images reconstructed from dual-layer detector CT angiography of the head and neck.
Eur Radiol 2018 Mar;28(3):1102-1110

Neuhaus V et al.
Bone marrow edema in traumatic vertebral compression fractures: Diagnostic accuracy of dual-layer detector CT using calcium suppressed images.
Eur J Radiol 2018 Aug;105:216-220

Pagani-Estévez GL et al.
Dual-Energy CT to Diagnose Pseudoedema in Contrast-Induced Encephalopathy Following Cerebral Angiography.
Neurocrit Care 2017 Oct;27(2):261-264

Reimer RP et al.
Virtual Monoenergetic Images from Spectral Detector CT Enable Radiation Dose Reduction in Unenhanced Cranial CT
Am J Neuroradiol 2019 Oct;40(10):1617-1623

Zopfs D et al.
Improved depiction of atherosclerotic carotid artery stenosis in virtual monoenergetic reconstructions of venous phase dual-layer computed tomography in comparison to polyenergetic reconstructions
Eur J Radiol 2018 Mar;100:36-42

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