Multiple Sklerose: Aktualisierung der McDonald-Kriterien

Multiple Sklerose: Aktualisierung der McDonald-Kriterien

Mit der MRT lassen sich die räumliche und zeitliche Dimension der MS-Läsionen beurteilen. Die MR-Merkmale sind wichtiger Bestandteilder McDonald-Kriterien.

  • Präsentationstag:
    18.01.2019 0 Kommentare
  • Autor:
    ch/ktg
  • Sprecher:
    Jennifer Linn, Universitätsklinikum Carl Gustav Carus, Dresden
  • Quelle:
    Internationales MRT Symposium 2019

„Die MRT ist der wichtigste paraklinische Test für die Diagnose der Multiplen Sklerose“, führte Jennifer Linn vom Universitätsklinikum Carl Gustav Carus Dresden in ihr Thema ein.

Die diagnoserelevanten McDonald-Kriterien wurden 2017 aktualisiert (Thompson AJ et al. Lancet Neurol 2018). In die Kriterien gehen neben klinischen Befunden und Labortest-Ergebnissen auch die Läsionsbeurteilung in der MRT ein. Dabei wird in der MRT von einer Progression der Erkrankung ausgegangen, wenn eine oder mehrere neue MS-typische Läsionen auf den T2-gewichteten Aufnahmen in mindestens zwei Regionen detektiert werden können.

Die Beurteilung der zeitlichen und räumlichen Dissemination mittels MRT hat sich an manchen Stellen geändert, beispielsweise:

  • Läsions-Typen: Bisher wurden lediglich asymptomatische MR-Läsionen herangezogen, nun sind auch symptomatische Läsionen relevant. „Außer Läsionen im Nervus opticus, diese sind nicht einbezogen“, ergänzte Linn.
  • Läsions-Lokalisation: Kortikale Läsionen wurden zu den juxtakortikalen ergänzt, um die räumliche Dissemination zu beurteilen.

Indikationen

Das ExpertInnenkremium empfiehlt bereits bei der Primärdiagnostik eine zerebrale MRT durchzuführen. „Eine Baseline-MRT sollte vor Therapiebeginn erfolgen“, so Linn.

Das zweite MRT zur Therapiekontrolle bereits innerhalb von 3-6 Monaten durchzuführen hielt Linn für ‚suboptimal‘. Sie riet zu einem Zeitfenster von 12-18 Monate, um sicher gehen zu können, dass sich die medikamentöse Wirkung entfalten konnte.

Therapieziele

„Das Ziel ist ein stabiler Befund und nicht alleine die Symptomfreiheit“, sagte Linn. Die so genannten NEDA(No Evidence of Disease Activity)-Kriterien – keine klinischen Schübe, keine progredienten MR-Läsionen und fehlende EDSS-Progression über sechs Monate – weisen auf eine stabile Phase hin. Ein weiteres Kriterium (NEDA 4) scheint prognostisch relevant: der Hirnvolumenverlust. Nimmt das Volumen um mehr als 0,4% im Jahr, deutet dies auf abnehmende Kompensationsmechanismen und kognitive Beeinträchtigungen hin (Kappos L et al. Mult Scler 2016).

Progressive multifokale Leukenzephalopathie (PML)

Bei der PML handelt es sich um eine opportunistische Infektion durch reaktivierte John-Cunnigham(JC)-Viren. „Die Durchseuchung mit JC-Viren bei Erwachsenen ist hoch, rund 50 Prozent“, ergänzte Linn. Erst bei einer T-Zell-Immunschwäche, beispielsweise verursacht durch ein MS-Therapeutikum, tritt die PML auf.

Die Diagnose wir durch Nachweis von JC-DANN im Liquor gesichert. In der MRT finden sich aber einige Anhaltspunkte, um einen PML-Verdacht auszusprechen:

  • Asymmetrische Läsionsverteilung, oft multi- bzw. bilateral
  • Sehr hypointense Läsionen in T1w
  • In der Regel fehlende Kontrastmittel-Aufnahme
  • Periphere Diffusionsrestriktionen
  • Hypointenser Saum in der suszeptibilitätsgewichteten MRT

„Äußern Sie den Verdacht lieber einmal mehr als einmal zu wenig“, riet Linn. Einzige Therapieoption ist das sofortige Absetzen des MS-Medikamentes. „Leider schreitet die Erkrankung meist trotzdem weiter fort.“

Neuromyelitis optica (NMO)

Hierbei handelt es sich um eine immunvermittelte chronische Entzündung des ZNS. „Das ist kein Subtyp der MS“, betonte Linn. Im Serum lassen sich zirkulierende IgG-Antikörper gegen Aquaporin-4 nachweisen.

Hinweise auf NMO in der kranialen und spinalen MRT sind:

  • Hyperintenser N. opticus auf T2-gewichteten Aufnahmen
  • Kontrastmittelaufnahme
  • Langstreckige Myelonläsionen (≥ 3 Wirbelkörpersegmente)

Fazit

Mit der MR-Bildgebung lassen sich sowohl Erstdiagnose als auch Krankheitsverlauf einer Multiplen Sklerose gut beurteilen.

Das Verfahren liefert darüber hinaus wichtige Hinweise, um den Verdacht einer progressiven multifokalen Leukoenzephalopathie zu stellen.

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