Virtuelle Koloskopie – wann und wie

Virtuelle Koloskopie – wann und wie

Die CT-Kolonographie (CTC) hat sich zu einer leistungsfähigen, standardisierten und validierten Untersuchungsmethode zur Darstellung des gesamten Kolons entwickelt, so Thomas Mang von der Medizinischen Universität Wien beim Internationalen CT-Symposium in Garmisch.

  • Präsentationstag:
    19.01.2018 0 Kommentare
  • Autor:
    mh/ktg
  • Sprecher:
    Thomas Mang, medizinische Universität Wien
  • Quelle:
    10. Internationales CT Symposium

Bisher sind rund 2.500 Publikationen zur CTC erschienen. „Dass die Anzahl der Publikationen inzwischen abebbt, liegt daran, dass die Methode inzwischen weitgehend implementiert ist“, so Mang. In Österreich ist sie Bestandteil der Facharztausbildung und seit 2016 wird sie dort als „virtuelle Colonoskopie“ auch vergütet.

Untersuchungstechnik

Als State-of-the-Art stellte Mang dies Untersuchungsprotokoll vor:

  • Patientenvorbereitung
    • Keine Nahrungsaufnahme 24 Stunden vor der Untersuchung, nur Flüssigkeit
    • Laxantium am Nachmittag vor der Untersuchung (z.B. 2 Liter PEG-Lösung)
    • Orales iodhaltiges Kontrastmittel am Abend vor der Untersuchung für das ‚Fecal Tagging’
  • Darmdistension
    • Die manuelle Insufflation mit Raumluft ist akzeptabel
    • Ideal ist die automatische Insufflation mit CO2
  • CT-Scan
    • Untersuchung in Rückenlage und dann in Bauchlage
    • Niedrigdosisprotokoll mit 120 kV, 50 mAs
    • Für die Untersuchung in Bauchlage ggf. auf 20-30 mAs reduzieren
    • v. Kontrastmittel nicht indiziert für Screeningpatienten, da für die Beurteilung des Kolon nicht erforderlich

Indikationen der CTC

Die wichtigsten Indikationen für die CTC sind die inkomplette (optische) Koloskopie und die Ablehnung der Koloskopie durch den Patienten. Als inkomplett gilt eine Koloskopie, wenn das Kolon nicht vollständig eingesehen werden kann. Das kann beispielsweise durch ein stenosierendes Kolonkarzinom bedingt sein, aber auch durch ein elongiertes Kolon – bis zu drei Metern Länge sind möglich – oder durch komplexe Schleifenbildungen.

Im Fall einer inkompletten Koloskopie empfehlen die European Society of Gastrointestinal Endoscopy (ESGE) und die European Society of Gastrointestinal and Abdominal Radiology (ESGAR), die CTC möglichst am selben Tag durchzuführen.

Für die Detektion kolorektaler Karzinome hat die CTC eine Sensitivität von 96%, für die Detektion großer Polypen (über 10 mm) eine Sensitivität von 88%.

„Die CT-Kolonographie gilt als das beste nicht-invasive Verfahren zur Erkennung kolorektaler Neoplasien“, resümierte Mang. ESGE und ESGAR empfehlen die CTC für diese Indikation als radiologische Methode der Wahl.

Auch Kontraindikationen für eine Koloskopie wie Herzkreislauferkrankungen oder erhöhter Blutungsneigung ist die CTC bei symptomatischen Patienten mit Verdacht auf ein kolorektales Karzinom eine Alternative.

Kolonkontrasteinlauf bald obsolet?

„Der Kolonkontrasteinlauf wird insbesondere an peripheren Häusern noch gemacht“, sagte Mang, aber seine Sensitivität sei signifikant geringer als die der CTC, insofern erwarte er, dass sie bald aus den Leitlinien verschwinde. Außerdem werde die CTC gegenüber dem Kolonkontrasteinlauf von den Patienten bevorzugt.

CTC als Screening-Verfahren

Da die koloskopische Polypektomie die Inzidenz und Mortalität des Kolonkarzinoms reduziert, gilt sie als Goldstandard. Allerdings würden bis zu einem Viertel der Polypen übersehen, und die Koloskopie habe ein wenn auch geringes Perforationsrisiko. Zielläsionen der CTC seien die großen Polypen (auch: fortgeschrittenes Adenom) mit dem höchsten Risiko einer Entartung. Allerdings gebe es keine Empfehlung für das CTC-Screening, weil bislang keine Studien vorliegen, die eine Reduktion der Mortalität des kolorektalen Karzinoms durch CTC-Screening belegen. Die CTC könne aber als Kolorektalkarzinom-Vorsorgeuntersuchung auf individueller Basis durchgeführt werden.

Kontraindikationen der CTC

Kontraindikationen für die CTC sind alle akuten abdominalen Symptome, postoperative Zustände nach Laparatomie oder Kolonresektion, vorausgegangene tiefe Biopsie oder Polypektomie in den letzten 14 Tagen und akute sowie chronische entzündliche Darmerkrankungen wie Morbus Crohn. Für die Detektion von Polypen, die kleiner als 6 mm sind, ist die CTC nicht geeignet.

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