neuroRAD 2018 – Update zur MS

neuroRAD 2018 – Update zur MS

Die wichtigsten Veränderungen aus der 2017er Revision der MS-Diagnosekriterien nach McDonald fasste Martin Bendszus, Universität Heidelberg, knapp zusammen: Symptomatische und asymptomatische Läsionen werden nicht mehr differenziert, intrakortikale Läsionen zählen mit, bei klinisch isoliertem Syndrom wird der Liquor diagnoserelevant.

  • Präsentationstag:
    05.10.2018 0 Kommentare
  • Autor:
    kf/ktg
  • Sprecher:
    Martin Bendszus, Universität Heidelberg
  • Quelle:
    neuroRAD 2018

Das grundsätzliche Prinzip der MS-Diagnosekriterien ist die Dissemination in Ort und Zeit. Dies beziehe sich von Anfang an sowohl auf klinische Kriterien (Poser 1983) wie auch per Bildgebung sichtbare Läsionen (McDonald 1990).

Die MRT ist seit Ersteinsatz für Frühdiagnose und den Verlauf eingesetzt worden. Der klinische Sinn sei unbestritten: „Wir haben eine klare Evidenz dafür, dass die Basistherapie früh im Krankheitsverlauf den Patienten nutzt“, so Bendszus.


McDonald dritte Revision

Die dritte Revision der McDonald-Kriterien, die auf dem Konsens eines Expertenpanels basiert, ändert nun einige Aspekte der Diagnostik und Verlaufskontrolle der MS in der MRT.

Frühdiagnostik

  • Wurden symptomatische Läsionen bislang nicht gezählt, so differenziert der Kriterienkatalog jetzt nicht mehr zwischen symptomatischen und asymptomatischen Läsionen.
  • In der „Dissemination im Ort“ bleibt es bei mindestens einer Läsion in zwei Lokalisationen, aber neuer Lokalisationstyp kommt hinzu: intrakortikal – zusätzlich zu den bereits bestehenden Orten juxtakortikal, periventrikulär, fossa posterior und spinal.

Läsionen des Nervus opticus werden weiterhin nicht berücksichtigt. Periventrikulär bleibt es bei einer Läsion.

Klinisch isoliertes Syndrom

Liegt beim klinisch isolierten Syndrom die Dissemination im Ort in der MRT vor, kann der Liquor die Dissemination in der Zeit nun ersetzen. Über oligoklonale Banden im Liquor lässt sich die Frühdiagnose dann stellen. „Sie können jetzt mit Hilfe des Liquors den Befund stellen“, unterstrich Bendszus.

Primär Progediente MS (PPMS)

„Die Kriterien hierfür sind im Grunde unverändert“, so Bendszus.

Ungeklärtes

Das radiologisch isolierte Syndrom bleibt auch beim neuen Update der McDonald-Kriterien ungeklärt: 30 Prozent dieser Patienten entwickeln im Verlauf eine MS. Vor allem junge Männer mit hoher Läsionslast, spinalen Läsionen und Kontrastmittelaufnahme haben ein erhöhtes Risiko, eine klinisch sichtbare MS zu entwickeln. Eine prophylaktische Therapie sei immer wieder im Gespräch, sei bisher aber immer wieder verworfen worden, so Bendszus. Für die Frühdiagnose einer MS taugen diese Läsionen allein nicht. Die Patienten haben keine Symptome, und Dissemination in der Zeit ist nicht gegeben. „Die Diagnose basiert auf T2-Aufnahmen und Kontrastmittel, und das sind technische Parameter, die eine hohe Fehleranfälligkeit haben“, kommentierte Bendszus.

Technische Parameter

Bendszus fasste sein Ratschläge zur Durchführung einer MS-MRT mit hoher Qualität ratgeberartig zusammen:

  • Läsionen in der hinteren Schädelgrube in T2-Bildern besser zu sehen. FLAIR führt eher zu Artefakten.
  • Bei einer TR von 8500 ms sind Läsionen deutlicher zu sehen als bei 6100 ms. „Es ist wichtig, die Sequenzen zu optimieren und sie vor allem im Verlauf nie zu ändern“, unterstrich Bendszus.
  • 3 mm Schichtdicke ist Standard. „Eine höhere Schichtdicke sollten Sie nicht einsetzen“, so Bendszus.
  • Das Rückenmark ist unbedingt zu berücksichtigen. Bei spinaler Symptomatik muss immer eine axiale Schicht dazukommen. „Mit dem axialen Bild haben wir zum Teil mehr als doppelt so viele Läsionen gesehen“, sagte Bendszus.
  • Die Kontrastmitteldosis sei maximal 0,3 mmol Gd/kg Körpergewicht. „Wir verwenden nur noch makrozyklische Kontrastmittel“, erläuterte Bendszus. Als unzweifelhaft bezeichnete er den Kontrastmitteleinsatz für die Frühdiagnostik und im akuten Schub.
  • Nach Kontrastmittelgabe sei mit der Aufnahme mindestens fünf Minuten zu waren. Das Protokoll muss im Verlauf konstant gehalten werden.
  • Die Feldstärke sei unerheblich – ob 1,5 T oder 3 T eingesetzt werde, habe keine therapeutische Relevanz.
  • Für die Etablierung eines Standardprotokolls verwies Bendszus auf entsprechende Literaturstellen (Traboulsee 2016).

In der Diskussion wurde nach Einsatzmöglichkeiten der diffusionsgewichteten Bildgebung (DWI) gefragt. Für die klinische Routine sehe er den Einsatz der Methode noch nicht, antwortete Bendszus.

 

Referenzen

Thompson AJ et al.
Diagnosis of multiple sclerosis: 2017 revisions of the McDonald criteria
Lancet Neurology 2017;17(2):162-173

Traboulsee A et al.
Revised Recommendations of the Consortium of MS Centers Task Force for a Standardized MRI Protocol and Clinical Guidelines for the Diagnosis and Follow-Up of Multiple Sclerosis
.
AJNR 2016;37:394-401

Traboulsee A, Li D
Addressing Concerns Regarding the Use of Gadolinium in a Standardized MRI Protocol for the Diagnosis and Follow-Up of Multiple Sclerosis.
AJNR 2016;37(12):E82-E83

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