RSNA 2021 – Kardiale MRT bei Troponin-positiven PatientInnen mit Verdacht auf MINOCA

RSNA 2021 – Kardiale MRT bei Troponin-positiven PatientInnen mit Verdacht auf MINOCA

Bei jedem achten Troponin-positiven Patienten mit akutem Koronarsyndrom finden sich im Angiogramm keine obstruierten Koronararterien.

  • Präsentationstag:
    29.11.2021 1 Kommentare
  • Autor:
    mh/ktg
  • Sprecher:
    Julian Alexander Luetkens, Universitätsklinikum Bonn
  • Quelle:
    RSNA 2021

Bei PatientInnen mit Verdacht auch einen Myokard-Infarkt mit nicht-obstruierten Koronararterien (MINOCA) sollte so schnell wie möglich eine kardiale MRT erfolgen.


Hinter dem Begriff ‚akutes Koronarsyndrom’ verbergen sich eine Reihe klinischer Symptome, die mit einer akuten myokardialen Ischämie vereinbar sind. In den Notaufnahmen der USA werden jährlich mehr als fünf Millionen Menschen auf ein akutes Koronarsyndrom untersucht.

Verdacht auf MINOCA – Ein diagnostisches Dilemma

Der diagnostische Pfad für PatientInnen mit Brustschmerz und Verdacht auf Myokard-Infarkt beinhaltet üblicherweise eine diagnostische Angiographie. Allerdings finden sich bei 13 Prozent der Troponin-positiven Patienten mit akutem Koronarsyndrom im Angiogramm keine obstruierten Koronararterien. “Das ist ein diagnostisches Dilemma”, so Julian Luetkens vom Uniklinikum Bonn, „denn für diese Patienten haben wir dann keine Diagnose.“ In solchen Fällen eines Verdachts auf Myokard-Infarkt mit nicht-obstruierten Koronararterien (MINOCA) sollte frühzeitig eine kardiale MRT erwogen werden.

Kardiale MRT bringt myokardiale Erkrankungen ans Licht

Die kardiale MRT ist für die weitere diagnostische Abklärung bei MINOCA-Verdacht sehr hilfreich, sagte Luetkens. Mehrere Studien (Dastidar et al. 2019; Vago et al. 2020; Sörensen et al. 2021) zeigen:

  • Viele der PatientInnen haben einen unentdeckten Myokard-Infarkt (22-40%).
  • Viele haben andere myokardiale Erkrankungen wie Myokarditis (24-54%) oder ein Takotsubo-Syndrom (10-33%).
  • Ein stark variierender Anteil an PatientInnen (0-26%) zeigt keinerlei Auffälligkeiten in der kardialen MRT.

Kardiale MRT so frühzeitig wie möglich

“Die kardiale MRT sollte bei diesen Patienten so früh wie möglich durchgeführt werden”, empfahl Luetkens. Die Begründung: Im Verlauf der Zeit können ein myokardiales Ödem oder ein verzögertes Gadolinium-Enhancement (LGE) eine korrekte Diagnose und damit auch die angemessene Behandlung erschweren oder unmöglich machen. „Hier kommt es wirklich auf Schnelligkeit an“, betonte Luetkens.

Prognose

Die Gesamtmortalität von PatientInnen mit Verdacht auf MINOCA liegt bei 4,7 Prozent (Pasupathy et al. 2014) – “nicht so weit entfernt von den 6,7 Prozent Sterblichkeit bei Patienten mit KHK-bedingtem Herzinfarkt”, sagte Luetkens.

  • PatientInnen mit ST-Hebungsinfarkt haben eine deutlich schlechtere Prognose als PatientInnen mit Nicht-ST-Hebungsinfarkt (Dastidar et al. 2019).
  • PatientInnen mit Kardiomyopathie – einschließlich Takotsubo-Syndrom – haben eine deutlich schlechtere Prognose als PatientInnen mit Myokarditis (Dastidar et al. 2019).

Protokoll für die kardiale MRT

Am Universitätsklinikum Bonn verwenden Luetkens und KollegInnen ein umfassendes Protokoll für die kardiale MRT unter Einschluss von

  • SSFP Cine Sequenz für die funktionelle Beurteilung
  • T2 STIR für die Ödem-Darstellung und das Errechnen der T2 Signalintensitäts -Ratio
  • T1- und T2-Mapping als quantitative Parameter (wegen ihrer hohen Sensitivität für die Detektion myokardialer Ödeme)
  • Kontrastverstärkte Bildgebung für die Detektion von LGE-Läsionen

Fazit

Bei PatientInnen mit Verdacht auch einen Myokard-Infarkt mit nicht-obstruierten Koronararterien (MINOCA) sollte so schnell wie möglich eine kardiale MRT erfolgen.

Referenzen

Dastidar et al. Prognostic Role of CMR and Conventional Risk Factors in Myocardial Infarction With Nonobstructed Coronary Arteries. JACC Cardiovasc Imaging. 2019 Oct;12(10):1973-1982.

Pasupathy et al. Systematic Review of Patients Presenting With Suspected Myocardial Infarction and Nonobstructive Coronary Arteries. Circulation 2015;131:861-870.

Sörensen et al. Early Comprehensive Cardiovascular Magnetic Resonance Imaging in Patients With Myocardial Infarction With Nonobstructive Coronary Arteries. JACC Cardiovasc Imag 2021;14(9):1774-1783.

Vago et al. Early cardiac magnetic resonance imaging in troponin-positive acute chest pain and non- obstructed coronary arteries. Heart 2020;0:1–9.

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