Psychische Folgen von Covid-19 im Gesundheitswesen

Psychische Folgen von Covid-19 im Gesundheitswesen
Medizinisch-Technische Assistentinnen und Assistenten litten in der Pandemie besonders oft unter Depressions-Symptomen und Ängsten (© Johann Saba, UK Bonn)

MTAs litten während der ersten Covid-19-Pandemiewelle am stärksten unter psychischen Folgen.

  • Datum:
    02.08.2021
  • Autor:
    S. Ronge (mh/ktg)
  • Quelle:
    Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn

Beschäftigte im Gesundheitswesen waren und sind durch die Covid-19-Pandemie schwer belastet. Das zeigt eine Studie der Universität Bonn. Sie basiert auf einer großen Online-Befragung an Universitäts- und anderen Kliniken in Deutschland.

Zur Online-Befragung hatten die Forschenden von April bis Juli 2020, also während der ersten Covid-19-Pandemiewelle, MitarbeiterInnen im Gesundheitswesen eingeladen. „Darunter waren neben dem ärztlichen Personal und den Pflegekräften auch zwei Gruppen, die in der Diskussion bislang vernachlässigt wurden“, erklärt Prof. Dr. Franziska Geiser, Direktorin der Klinik für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie am Universitätsklinikum Bonn. „Einerseits die vergleichsweise kleine Zahl der Seelsorgerinnen und Seelsorger in den Kliniken. Und andererseits die vielen medizinisch-technischen Angestellten – die MTAs in den Untersuchungsbereichen, der Radiologie und den Laboren.“

In der Studie wurden mehr als 4.300 ausgefüllte Fragebögen ausgewertet. Die Teilnehmenden sollten unter anderem angeben, wie sehr sie sich aktuell und vor der Umfrage durch ihre Arbeit belastet fühlten und wie oft sie unter Depressions- und Angstsymptomen litten. Zudem wurden drei mögliche sogenannte 'Resilienzfaktoren' (Fähigkeit, Krisen zu bewältigen) erhoben, von denen man annimmt, dass sie gegen psychische Folgen von Stress schützen: Soziale Unterstützung, Religiosität und Kohärenzgefühl (Ausmaß, in dem man sein Leben als verstehbar, sinnhaft und bewältigbar empfindet).

Mehr als 20 Prozent mit ausgeprägten Depressions-Symptomen

Jeweils mehr als 20 Prozent der Befragten gaben Depressions- oder Angstsymptome in einem behandlungsbedürftigen Ausmaß an. „Wir wissen nicht, wie es bei genau dieser Stichprobe vor der Pandemie aussah“, erklärt Geiser. „Die gefundenen Werte liegen jedoch höher als in früheren Untersuchungen bei Ärzten und Pflegepersonal, wir können also von einer Zunahme in der Pandemie ausgehen."

MTAs litten am stärksten unter psychischen Folgen

Diejenigen, die am stärksten unter den psychischen Folgen der Pandemie litten, waren in der Studie übrigens die MTAs. „Warum das so ist, darüber können wir nur spekulieren“, sagt Geiser. „Wir sollten aber auf jeden Fall im Auge behalten, dass in derartigen Situationen nicht nur die Intensivstationen belastet sind, sondern das ganze System. Wir müssen auch diejenigen stärken, die vielleicht nicht so sehr im Rampenlicht stehen, sondern als Helfer im Hintergrund häufig vergessen werden.“

Auch die Seelsorgerinnen und Seelsorger gaben einen Anstieg der Belastung durch die Pandemie an, sie zeigten aber im Vergleich zu den anderen Berufsgruppen das am stärksten ausgeprägte Kohärenzgefühl und die wenigsten Angst- oder Depressions-Symptome.

Beteiligte Institutionen und Förderung

An der Studie waren die Universitätskliniken in Bonn, Erlangen, Ulm und Köln sowie die Medizinische Fakultät der TU Dresden beteiligt. Sie wurde von der Deutschen Forschungsgemeinschaft im Rahmen der Forschungsgruppe „Resilienz in Religion und Spiritualität“ sowie durch das Bundesministerium für Bildung und Forschung innerhalb des Netzwerks Universitätsmedizin gefördert. Franziska Geiser ist außerdem Mitglied des Transdisziplinären Forschungsbereichs „Leben und Gesundheit“ der Universität Bonn.

Zur Originalpublikation in PLOS ONE

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