Röko Digital 2023 – Nachhaltigkeit theoretisch und praktisch

Röko Digital 2023 – Nachhaltigkeit theoretisch und praktisch

Ausschalten, alternative Kühlung, kürzere Sequenzen. Tipps und Leseempfehlungen zum Energiesparen in der Radiologie.

  • Präsentationstag:
    25.05.2023 0 Kommentare
  • Autor:
    biho/ktg
  • Sprecher:
    Christian Stroszczynski, Universitätsklinikum Regensburg; Hans-Peter Dinkel, Klinikum Landshut; Mike Notohamiprodjo, Die Radiologie Starnberg; Kerstin Jungnickel, Klinikum Magdeburg
  • Quelle:
    Röntgenkongress Digital 2023

MRT ausschalten

„Den Stromverbrauch für unsere MRT-Geräte entnahmen wir den Herstellerangaben. Die unterscheiden sich zwischen dem ausgeschalteten System und dem messbereiten System deutlich“, sagte Christian Stroszczynski, Uniklinikum Regensburg. Ein ausgeschaltetes MRT verbraucht im Schnitt ein Drittel weniger Energie als ein messbereites Gerät. Wenn das MRT-Modell über einen Eco-Power Modus verfügt, sinkt der Verbrauch im ausgeschalteten Modus sogar auf die Hälfte (Woolen et al. 2023).

Hier einige Referenzwerte für den Stromverbrauch je nach Scanner-Modus und Sequenz (Heye et al. 2020):

  • Nulllinie (im ausgeschalteten Zustand oder im Energiesparmodus): 6 bis 14,5 kWh
  • Messbereit: 17 bis 26 kWh
  • Messung: 29 bis 48 kWh

Neuere Geräte verkraften das vorübergehende Ausschalten und Wieder-Hochfahren problemlos. „Früher brauchten die Geräte viel länger, um nach dem Einschalten messbereit zu sein“, sagte Stroszczynski. „Eines unserer alten Geräte machte dermaßen Probleme dabei, dass an ein Ausschalten nicht zu denken war.“

Seit Oktober 2022 sind drei MRT-Geräte des Uniklinikums Regensburg jede Nacht und das ganze Wochenende ausgeschaltet. „Wir sparen fast 8000 Euro im Jahr, ohne dass unsere klinische Performance leidet“, sagte Stroszczynski.

Alternative Kühlung

Der Energieverbrauch im ausgeschalteten Zustand geht auf die Heliumkühlung der Magneten zurück. Ganz herunterfahren kann man die nicht: „Sie verlieren alles Helium, das kostet 50.000 Euro“, berichtete Hans-Peter Dinkel, Klinikum Landshut, von einem Hersteller-Gespräch. „Wir haben einen Tag lang versucht, das MRT ans Stadtwasser zu hängen. Das Gerät hat überlebt, aber Messungen konnten wir keine machen.“

Das Klinikum Landshut hat andere Lösungen gefunden: „Im Winter arbeiten wir mit einem freien Kühlaggregat. Unser nächstes neues Gerät wollen wir mit geothermischer Kühlung betreiben“, so Dinkel. „Dafür müssen wir einen Brunnen bohren, um Grundwasser für die Kühlung zu entnehmen, das dann wieder leicht erwärmt zurückgepumpt wird. Die Raumkühlung in unserem Gesundheitszentrum funktioniert bereits gut so.“

Neue MRT-Geräte können nicht abgeschaltet werden, aber sie haben einen Energiesparmodus, wo man den Kältekopf abstellen kann. Mike Notohamiprodjo, Die Radiologie Starnberg, konnte den MR-Eco-Modus bei fünf oder sechs Jahre älteren Geräten sogar nachrüsten lassen: „Wir haben gemerkt: Der MR-Eco-Modus macht schon sehr viel.“

Kürzere Sequenzen

Eine weitere Maßnahme: Energiesparende MR-Sequenzen verwenden. Notohamiprodjo und Kolleg:innen erstellen ihre Scan-Protokolle selbst. „Die Verkürzung der Protokolle ist einer der Gamechanger“, sagte er. „Das hat nicht nur eine ökonomische und ökologische Komponente, auch die MTR und die Patienten werden zeitlich entlastet.“

„Grüne Radiologie“ – Empfehlenswerte Quellen

1. Klimagerechte Gesundheitseinrichtungen Rahmenwerk Version 1.0 Annegret Dickhoff, Christian Grah, Christian Schulz, Edda Weimann. Herausgeber: KLUG (Deutsche Allianz Klimawandel und Gesundheit). 202

„Jedem, der sich genauer mit dem Thema eines klimaneutralen Gesundheitssystems beschäftigen will, sei dieses Rahmenwerk empfohlen“, so Kerstin Jungnickel, Klinikum Magdeburg.

2. Klimaschutz in deutschen Krankenhäusern: Status quo, Maßnahmen und Investitionskosten: Auswertung klima- und energierelevanter Daten deutscher Krankenhäuser. Herausgeber: Deutsches Krankenhausinstitut. 2022

„Hier gewinnen Sie Einblick, was in Krankenhäusern in Deutschland an Klimaschutz schon passiert – oder eben nicht passiert“, sagte Jungnickel.

3. KLIK – Klimamanager für Kliniken. Klimaschutz in Klinken verankern. Impulse geben und Potenziale nutzen. klik-krankenhaus.de

 „Als Handbuch für Klimamanager:innen gedacht, eignet es sich auch gut,  sich über Verbrauchsmessungen und Messung von Nutzungszeiten zu informieren“, sagte Jungnickel. „Auf der Webseite finden Sie außerdem einen Leitfaden für Ihre Klimaschutz- und Energieffizienzprojekte.“

4. Handbuch grüne Praxen: Klimabewusst im Praxisalltag. In Kooperation mit KLUG. Health for Future Hamburg.

„Sehr praxisrelevant, mit der Nennung schneller Interventionen und langfristiger Maßnahmen“, so Jungnickel.

Einige praktische Tipps, die relativ schnell umsetzbar sind, nannte Jungnickel exemplarisch:

  • Raumlufttechnische Anlagen für Belüftung und Klimatisierung machen bis zu 40 Prozent des Stromverbrauchs in einer Klinik aus. Die Anpassung an die tatsächliche Nutzungszeit birgt ein hohes Einsparungspotential.
  • Messvorrichtungen können den Energieverbrauch überwachen und so die Betriebszeiten optimieren. Eine App, die Verbrauch und Einsparungen visualisiert, ist dabei hilfreich.
  • Mittlerweile existiert auch ein Energieaudit für Kliniken. Orientieren kann man sich an der ISO5001, die Organisationen und Unternehmen beim Aufbau eines systematischen Energiemanagements unterstützen soll; auch eine Zertifizierung nach ISO5001 ist möglich.

Referenzen

Heye T et al. The Energy Consumption of Radiology: Energy- and Cost-saving Opportunities for CT and MRI Operation. Radiology. 2020;295(3):593-605.

Woolen SA et al. Ecodesign and Operational Strategies to Reduce the Carbon Footprint of MRI for Energy Cost Savings. Radiology. 2023;307(4):e230441.

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