Kommunikation mit Leberchirurgen – Strukturiert Befunden
Die Kommunikation radiologischer Befunde an die Leberchirurgen ist nicht trivial: Die Bildgebung ist komplex, das Vorhandensein multipler Leberlaesionen und unterschiedliche Therapieoptionen erschweren die Sache.
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Datum:23.07.2019
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Journal:BJR Open; online 30. April 2019
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Titel:Communicating with the hepatobiliary surgeon through structured report
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Autor:Roberto Cannella et al.
Zur Originalstudie
Gilt es zu entscheiden, ob für einen Patienten mit maligner Leberläsion eine Teilresektion in Betracht kommt, spielt die diagnostische Bildgebung eine zentrale Rolle. Zusätzlich verlangt man vom Radiologen, die wichtigsten Befunde anhand spezieller Klassifizierungssysteme darzustellen, wie etwa LI-RADS oder RECIST.
Roberto Cannella und KollegInnen von der Uniklinik in Palermo skizzieren das strukturierte Befunden in der Leberbildgebung. Dabei gehen sie besonders auf die präoperative Beurteilung zirrhotischer und nicht-zirrhotischer Patienten mit fokalen Leberläsionen ein.
Was LeberchirurgInnen bei zirrhotischen Patienten wissen müssen
An der Uniklinik Palermo als Routine etabliert haben Cannella et al. das strukturierte Befunden von Leberuntersuchungen bei zirrhotischen Patienten und chronischen Lebererkrankungen. Jede beunruhigende Läsion sollte einzeln beschrieben werden und dabei folgende Angaben enthalten:
- Lokalisierung gemäß Couinaud-Segmenten
- Maximaler Durchmesser mit Angabe des der Messung zugrunde liegenden Bildes
- Typische HCC-Bildgebungsmerkmale (hepatozelluläres Karzinom) wie Hyperenhancement in der arteriellen Phase, periphere Kapsel und Wachstum im Zeitverlauf
- Signifikante Veränderungen gegenüber früheren Untersuchungen
Bei Verwendung von LI-RADS für die nicht-invasive HCC-Diagnostik sollte für jede unbehandelte Läsion mit Malignitätsverdacht eine Klassifikation vorgenommen werden.
Essentiell ist das Kommunizieren makroskopischer Gefäßinvasion von HCC oder anderen Malignitäten – eine der wichtigsten Kontraindikationen für eine Operation. Befunde, die einen Tumor mit Venenbeteiligung vermuten lassen (Kontrast-anreichernder Thrombus, Gefäßexpansion, eingeschränkte Diffusion im MRT) müssen genau untersucht und beschrieben werden.
Bei zirrhotischen Patienten hängt die Entscheidung für oder gegen eine Operation nicht nur von der Tumorlast ab, sondern auch vom Fortschritt der chronischen Lebererkrankung. Ein strukturierter Befund sollte daher auch diese Elemente beschreiben:
- Lebermorphologie
- Ösophagus- oder Magenvarizen
- Rekanalisierte Umbilicalvene
- Splenomegalie
- Aszites
- Falls größere Teilresektion angedacht: Quantifizieren des voraussichtlich verbleibenden Leberparenchyms
Um zu entscheiden, ob eine Lebertransplantation in Betracht kommt, müssen Anzahl und maximaler Durchmesser gesicherter HCC dokumentiert sein.
Bei selektiv regionalen Therapien wie der TACE (transarterielle Chemoembolisation) oder Radiofrequenzablation sollte der strukturierte Befund diese Angaben enthalten
- Einzelne Beschreibung der behandelten Läsionen
- Typische Bildgebungsmerkmale
- Ausmaß rezidivierender bzw. residualer Tumoren
Nicht-zirrhotische Leber – was LeberchirurgInnen wissen müssen
Ihre strukturierten Befunde für nicht-zirrhotische PatientInnen haben Cannella et al. vor allem auf die Fragestellung ‚Teilresektion Ja/Nein’ angepasst. Für das präoperative Staging von Patienten mit kolorektalen Lebermetastasen anhand von kontrastverstärkter CT beziehungsweise kontrastverstärkter MRT erfassen ihre Templates zusätzlich
- Extrahepatische Erkrankungen, ggf. mit Angaben zu verdächtigen abdominalen Lymphknoten
- Quantifizieren des nach Resektion verbleibenden Leberparenchyms
- Veränderungen nach neoadjuvanter Therapie
Unabdingbare Bestandteile jedes strukturierten Befunds sind ähnlich wie bei zirrhotischen PatientInnen
- Größe und Anzahl der Läsionen
- Anzahl der betroffenen und nicht-betroffenen Lebersegmente
- Beziehung zwischen Tumor und arteriellen/venösen hepatischen Gefäßen (Gefäßkontakt? Gefäßinvasion?)
Ein optimaler Befund enthält außerdem eine klare Beschreibung der Anatomie biliärer und vaskulärer Varianten, die für die Entscheidung über eine Resektion und für deren Durchführung relevant sein können.
Bei PatientInnen mit neoadjuvanter Chemotherapie muss der Befund den Vergleich mit früheren Untersuchungen einschließen. Dabei sollte er Größenveränderungen ebenso beschreiben wie Hinweise auf Therapieansprechen.
Fazit
Die Einführung strukturierter Befundungsvorlagen kann die Qualität und Vollständigkeit der Befunde verbessern. Sie sollte sich darauf konzentrieren, die relevanten Fragen hinsichtlich der operativen Planung zu beantworten.
mh/ktg
23.07.2019