Mamma-MRT: Kaiser-Score und Göttingen-Score als klinische Entscheidungsregeln
Bei der Mamma-MRT reduzieren Kaiser-Score und Göttingen-Score die Zahl unnötiger Biopsien – ohne die Sensitivität der MRT zu beeinträchtigen. Beide erleichtern die klinische Entscheidungsfindung. Der Vergleich zeigt Vorteile für den Kaiser-Score.
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Datum:17.01.2024 0 Kommentare
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Journal:Eur J Radiol 2023 Dec;169:111185
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Titel:Added value of clinical decision rules for the management of enhancing breast MRI lesions: A systematic comparison of the Kaiser score and the Göttingen score
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Autor:Matthias Dietzel et al.
Zur Originalstudie
Fazit
Als klinische Entscheidungshilfen bieten der Kaiser-Score und der Göttingen-Score einen Mehrwert für das Management anreichernder Läsionen in der Mamma-MRT. Im direkten Vergleich beider Scores zeigt sich:
- Der Kaiser-Score war dem Göttingen-Score in Bezug auf die Vermeidung unnötiger Biopsien überlegen.
- Außerdem zeigte der Kaiser-Score auch eine bessere Übereinstimmung zwischen den Befundenden.
Daher empfehlen die Autor:innen, den Kaiser-Score als klinische Entscheidungsregel der Wahl anzusehen.
Hintergrund
In einigen Fällen kann die Befundung von Mamma-Läsionen in der MRT schwierig werden:
- Viele Radiolog:innen halten anreichernde Non-Mass-Läsionen für schwieriger zu beurteilen als Mass-Läsionen.
- Parenchymales Hintergrund-Enhancement (BPE) kann die Charakterisierung von Mamma-Läsionen erschweren. Dies wird primär bei prämenopausalen Frauen beobachtet.
Matthias Dietzel, Erlangen, und Kolleg:innen aus Erlangen und Wien untersuchten den zusätzlichen Nutzen zweier gebräuchlicher klinischer Entscheidungsregeln für das Management anreichernder Läsionen in der Mamma-MRT:
Der Göttingen-Score basiert auf fünf Deskriptoren des Breast Imaging Reporting and Data System (BI-RADS). Er unterstützt die strukturierte Befundung anreichernder Läsionen und übersetzt das Malignitätsrisiko in einen einfach anwendbaren Score.
Der Kaiser-Score ist eine neuere, aber etablierte klinische Entscheidungsregel für die Mamma-MRT. Anders als der Göttingen-Score basiert er auf maschinellem Lernen. Er wurde für den Einsatz in bestimmten klinischen Szenarien getestet und validiert, darunter Hochrisiko-Screening, uneindeutige Befunde und mammographische Mikrokalzifikationen.
Methodik der retrospektiven Studie
- 506 konsekutive Patientinnen aus zwei verschiedenen Populationen
- Alle Patientinnen mit Mamma-MRT gemäß EUSOBI-Empfehlungen (European Society of Breast Imaging)
Schritt 1: Befundung aller Untersuchungen durch Expert:innen OHNE Anwendung von Göttingen- oder Kaiser-Score. Alle als BI-RADS 4 oder BI-RADS 5 eingestuften Läsionen wurden histologisch bestätigt.
Schritt 2: Erneute Befundung der BI-RADS 4 und BI-RADS 5 Läsionen durch eine Expertin / einen Experten ohne Kenntnis der Histologie; Vergabe eines Göttingen-Scores und eines Kaiser-Scores für jede Läsion.
Um die Inter-Reader Übereinstimmung (Kappa) zu beurteilen, wurde ein Teil dieser Läsionen zusätzlich durch eine zweite Person befundet.
Schritt 3: Untergruppenanalysen nach
- Läsionstyp (Mass vs. Non-Mass)
- Größe (>1 cm vs. ≤ 1 cm)
- Menopausenstatus
- Parenchymalem Hintergrund-Enhancement
Vergleich der Areas under the Curve (AUCs) für beide Scores.
Ergebnisse
- 527 Läsionen bei 506 Patienten (Durchschnittsalter: 51,8 Jahre)
- 131/527 Läsionen waren maligne (24,9 %)
In allen Untergruppen waren die AUCs des Kaiser-Scores (Median = 0,91) höher als die des Göttingen-Scores (Median = 0,83). Mit Ausnahme der Untergruppe „Prämenopausale Patientinnen“ (p = 0,057) waren diese Unterschiede statistisch signifikant.
Höhere Kappa-Übereinstimmung bei Nutzung des Kaiser-Scores (0,922) im Vergleich zum Göttingen-Score (0,358).
mh/ktg
17.01.2024