Metaanalyse: Wechsel des iodhaltigen Kontrastmittels nach früherer Überempfindlichkeitsreaktion

Metaanalyse: Wechsel des iodhaltigen Kontrastmittels nach früherer Überempfindlichkeitsreaktion

Nach vorausgegangener Hypersensitivitätsreaktion auf ein iodhaltiges Kontrastmittel kann der Wechsel auf ein anderes Präparat das Risiko auf eine erneute derartige Reaktion reduzieren.

  • Datum:
    09.12.2022 0 Kommentare
  • Journal:
    Radiology 2022; 000:1-9. Online Jul 19, 2022
  • Titel:
    Iodinated Contrast Media Substitution to Prevent Recurrent Hypersensitivity Reactions: A Systematic Review and Meta-Analysis
  • Autor:
    Hiroyasu Umakoshi et al.
    Zur Originalstudie

Fazit

Ein Wechsel des iodhaltigen Kontrastmittels (ICM) kann das Risiko wiederkehrender ICM-induzierter Überempfindlichkeitsreaktionen bei PatientInnen mit einer früheren Reaktion verringern.

Der Schweregrad der Index-Reaktion hat keinen erkennbaren Einfluss auf den Schweregrad einer wiederholten Überempfindlichkeitsreaktion.

Hintergrund

Die klinischen Leitlinien unter anderem von ESUR (European Society of Urogenital Radiology) und ACR (American College of Radiology) unterstützen mittlerweile den Wechsel auf ein anderes ICM bei PatientInnen mit einer früheren ICM-induzierten Überempfindlichkeitsreaktion. Die Datenlage dazu ist allerdings noch immer schwach.

Wie wirksam ein solcher ICM-Wechsel ist, um das erneute Auftreten sofortiger Überempfindlichkeitsreaktionen nach ICM-Injektion zu verhindern, untersuchten Hiroyasu Umakoshi vom Anjo Kosei Hospital, Japan, und KollegInnen in einem systematischen Review mit Metaanalyse. Dazu verglichen sie die Reaktionen bei 4.329 PatientInnen mit ICM-Wechsel mit denen von 2.826 PatientInnen ohne einen ICM-Wechsel.

Methoden

Bei der Suche in den einschlägigen Datenbanken wurden randomisierte und nicht-randomisierte Studien mit mindestens zehn PatientInnen berücksichtigt.

Einschlusskriterien:

  • Frühere ICM-induzierte Überempfindlichkeitsreaktion + erneute ICM-gestützte Untersuchung
  • Dokumentation von Wechsel / Nicht-Wechsel des ICM und von sofortigen Überempfindlichkeitsreaktionen

Ausschlusskriterien:

  • Gabe hoch-osmolarer ICM
  • Studien ohne Kontrollgruppe
  • Fragebogen-basierte Studien

Die WissenschaftlerInnen beurteilten das Bias-Risiko der Studien und analysierten das Risiko einer erneuten ICM-induzierten Überempfindlichkeitsreaktion für die Gruppen mit und ohne Wechsel des Kontrastmittels.

Wesentliche Ergebnisse

Randomisierte Studien zu dieser Fragestellung wurden nicht gefunden. Eingeschlossen wurden sechs retrospektive Beobachtungsstudien mit mäßigem bis hohem Bias-Risiko mit insgesamt 7.155 erwachsenen PatientInnen. Bei 4.329 PatientInnen erfolgte ein ICM-Wechsel, bei 2.826 erfolgte kein Wechsel.

Der Wechsel des ICM erfolgte nicht standardisiert. Die Anteile der ICM-Wechselgruppe in den einzelnen Studien schwankten zwischen 19% (5/27 Untersuchungen) und 80% (3.104/3.880 Untersuchungen).

Die Häufigkeit einer wiederholten Überempfindlichkeitsreaktion schwankte zwischen 11% und 43%. Der Wechsel des ICM ging mit einem um 61% verringerten Risiko für eine erneute Überempfindlichkeitsreaktion einher.

Die große Schwankungsbreite in den Schätzungen der Risikoreduktion ließ sich anhand der vorhandenen Daten nicht erklären.

Der Schweregrad der Index-Reaktion hatte keinen erkennbaren Einfluss auf den Schweregrad einer wiederholten Überempfindlichkeitsreaktion.

Zur möglichen Reduktion schwerer wiederkehrender Reaktionen durch einen ICM-Wechsel war keine Schlussfolgerung möglich, weil die Anzahl solcher Ereignisse (fünf Ereignisse in fünf Studien) zu gering war. Im Zusammenhang mit einem ICM-Wechsel wurden keine unerwünschten Ereignisse berichtet.

mh/ktg
09.12.2022

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