PI-RADS 2.1 und strukturierte Befundung der Prostata-MRT

PI-RADS 2.1 und strukturierte Befundung der Prostata-MRT

Die zur Version 2.1 aktualisierten PI-RADS-Richtlinien beinhalten präzisierte technische Anforderungen und einzelne Änderungen in der Läsionsbewertung.

  • Datum:
    13.03.2022 0 Kommentare
  • Journal:
    Radiologe 2021;61:802–809
  • Titel:
    PI-RADS 2.1 und strukturierte Befundung der Magnetresonanztomographie der Prostata
  • Autor:
    Andreas Hötker und Olivio F. Donati
    Zur Originalstudie

Bei Verdacht auf Prostatakarzinom ist die Abklärung mittels multiparametrischer MRT (mpMRT) der Prostata zur Detektion suspekter Herde inzwischen klinischer Standard.

Das jüngste Update der PI-RADS (Prostate Imaging Reporting and Data System) Richtlinien beinhaltet einzelne geänderte Empfehlungen zur technischen Durchführung der mpMRT, die in dieser Zusammenfassung referiert werden. Auf die Präzisierungen in der Charakterisierung einzelner Läsionen wird an dieser Stelle nicht eingegangen – das Paper von Andreas Hötker und Olivio F. Donati, Universitätsspital Zürich, ist aber kostenfrei im Volltext einsehbar.

Grundsätzliches zur mpMRT

Vorerst wird weiterhin eine mpMRT mit T2-gewichteten, diffusionsgewichteten (DWI) und kontrastmittelverstärkten Sequenzen (DCE) empfohlen. Aufgrund der zunehmenden Zahl von Untersuchungen gerade unter Active Surveillance gewinnt aber auch ein biparametrischer Ansatz ohne Kontrastmittelgabe zumindest in spezialisierten Zentren an Zuspruch.

Empfohlene technische Minimalanforderungen bei der Untersuchungsdurchführung

  • Typischerweise werden zur Untersuchung der Prostata hochaufgelöste T2-gewichtete Turbo-Spin-Echo-Sequenzen in axialer (entweder gekippt entlang der Prostatalängsachse oder streng axial), koronarer und sagittaler Schnittführung akquiriert.

    Präzisierung in Version 2.1: Es muss zumindest eine axiale und eine weitere sagittale oder koronare Sequenz aufgenommen werden. Gerade zur Beurteilung von Läsionen der Transitionalzone bleibt die Akquisition T2-gewichteter Sequenzen in allen drei Ebenen aber weiterhin empfehlenswert.
  • In PI-RADS 2.0 wurde für die Akquisition der DWI-Sequenzen die Verwendung eines niedrigen b-Werts > 0 s/mm² (z. B. 50-100 s/mm²) präferiert, um den Einfluss von Perfusionseffekten bei niedrigen b-Werten zu minimieren.

    Änderung in Version 2.1: Es wird nun die Akquisition eines niedrigen b-Werts von 0-100 s/mm² und eines mittleren b-Werts von 800-1000 s/mm² Der für die Auswertung wichtige hohe b-Wert (≥ 1400 s/mm²) soll entweder separat akquiriert oder aus den vorangegangenen Werten über lineare Interpolation berechnet werden (sog. virtueller hoher b-Wert).
  • Bezüglich DCE-Sequenzen wurden in PIRADS 2.1 die technischen Anforderungen reduziert. Präferiert werden nun
    • eine zeitliche Auflösung ≤ 15 s (früher ≤ 10 s, bevorzugt < 7 s) und
    • die Verwendung von 3D-Gradientenechosequenzen

Beides erlaubt eine höhere örtliche Auflösung und damit bessere Abgrenzbarkeit von Läsionen.

Die DCE-Sequenz soll dabei einen Zeitraum von mindestens 2 min nach Kontrastmittelgabe abdecken.

Befundkriterien für fokale Läsionen – Beurteilung der DCE-Sequenzen

Bezüglich der Beurteilung der DCE-Sequenzen wurde die Aussage zum negativen Kontrastmittelverhalten ergänzt: Als negativ werden nun alle Läsionen bezeichnet, die entweder keine frühzeitige Kontrastmittelaufnahme oder eine diffuse multifokale Kontrastmittelaufnahme zeigen, die nicht mit einer fokalen Läsion auf den übrigen Sequenzen korrespondiert.

Strukturierte Befundung

Die strukturierte Befundung der Prostata-MRT kann die Konsistenz der Befunde verbessern. Zugleich erleichtert sie die Kommunikation mit den zuweisenden Ärzten und Ärztinnen.

Die Version 2.1 der PI-RADS Guidelines enthält im Appendix eine strukturierte Befundvorlage. Sie beinhaltet:

  • Klinische Informationen und Indikation:
    Letzter PSA-Wert, vorangegangene Biopsien oder Therapien (Bestrahlung, Androgendeprivationstherapie), auffällige digitale rektale Untersuchung etc.
  • Technik:
    Aussage zur PI-RADS-Kompatibilität, Feldstärke, Spulenauswahl, Kontrastmittelgabe und Sequenzauswahl
  • Prostata:
    • Größe (L × B × H) und Volumen, PSA-Dichte
    • Aussage zur Bildqualität
    • Hämorrhagische Prostataareale
  • Läsionen:
    Jede Läsion separat (max. 4 Läsionen), mit der Läsion mit dem höchsten PI-RADS Score beginnend
    • Ort (Sektorenkarte und ggf. Serien-/ Bildnummer)
    • Größe der Läsion
    • Signalverhalten in T2w, DWI und DCE
    • Kontakt zum Prostatarand
  • Staging/übriges Becken:
    • Extraprostatische Ausbreitung
    • Distanz zu oder Infiltration des neurovaskulären Bündels (für PI- RADS 4/5)
    • Infiltration der Samenblasen
    • Lymphknoten- oder Knochenmetastasen
  • Gesamtbeurteilung

Ein standardisiertes Stichwortverzeichnis in PI-RADS 2.1 soll die Variabilität zwischen einzelnen Befunder*innen möglichst gering halten und zu einer verbesserten Kommunikation zwischen Untersuchern und Zentren beitragen.


Zur Lizenzinformation des Papers von Hötker und Donati auf
creativecommons.org

Referenz

Turkbey et al. Prostate imaging reporting and data system version 2.1: 2019 update of prostate imaging reporting and data system version 2.
Eur Urol 76(3):340-351

mh/ktg
13.03.2022

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