Arbeitsbelastung und Häufigkeit diagnostischer Fehler in der Radiologie
Diagnosefehler treten vor allem dann auf, wenn Radiolog:innen ihre durchschnittliche Tagesleistung überschreiten.
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Datum:08.11.2023 1 Kommentare
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Journal:Eur J Radiol. 2023 Oct:167:111032.
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Titel:Work overload and diagnostic errors in radiology
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Autor:Ömer Kasalak et al.
Zur Originalstudie
Fazit
- Diagnosefehler treten vor allem dann auf, wenn Radiolog:innen ihre durchschnittliche Tagesleistung überschreiten.
- Die Häufigkeit diagnostischer Fehler nahm im Verlauf des Tages nicht zu.
Methode
Potenzielle Zusammenhänge zwischen Arbeitsbelastung und der Häufigkeit diagnostischer Fehler untersuchten Wissenschaftler:innen vom Universitätsklinikum (UMC) Groningen, Niederlande. Ömer Kasalak et al. identifizierten retrospektiv diagnostische Fehler bei klinischen CT-Scans von Januar 2020 bis März 2023.
In die Analyse eingeschlossen wurden alle klinischen CT-Scans
- für die nachträglich ein Wahrnehmungsfehler dokumentiert war, also das Übersehen einer wichtigen Anomalie im ursprünglichen Befundbericht
- deren Befundberichte an Werktagen zwischen 7.30 Uhr und 18.00 Uhr erstellt wurden.
Von der Analyse ausgeschlossen waren
- klinisch nicht relevante diagnostische Versäumnisse (Entscheidung hierüber durch einen Radiologen mit mehr als 5 Jahren klinischer Erfahrung)
- kognitive Fehler – also Fälle, in denen eine Anomalie zwar visuell erkannt, aber die Bedeutung des Befundes nicht korrekt eingeschätzt wurde
- Fälle, in denen der Befund von mehr als einem Befunder/einer Befunderin unterzeichnet war
- Fälle, die von Assistenz- oder Vertretungsradiolog:innen befundet worden waren
Die Arbeitsbelastung der beteiligten Radiolog:innen am Tag des Diagnosefehlers wurde
- berechnet und auf die individuelle durchschnittliche Tagesleistung normalisiert
- gruppiert in „durchschnittlich“, „weniger als 100 %“ und „mehr als 100 %“ (= relative Überbelastung)
Wesentliche Ergebnisse
- Insgesamt wurden 49 Diagnosefehler erfasst. Die fünf häufigsten Lokalisationen von Diagnosefehlern waren Lunge (n = 8), Knochen (n = 8), Lymphknoten (n = 5), Peritoneum (n = 5) und Leber (n = 4).
- Die Arbeitsbelastung an den Tagen, an denen die Diagnosefehler gemacht wurden, lag im Durchschnitt bei 121 % und damit signifikant höher als 100 %.
- Es gab bei den Diagnosefehlern keinen signifikanten Aufwärtstrend im Laufe des Tages und keinerlei andere zeitliche Trends.
mh/ktg
08.11.2023
Arbeitsbelastung