RöKo 2022 – Koronare CTA: Plaque-Analyse zur Vorhersage kardialer Ereignisse
Die koronare CT-Angiographie (CCTA) erlaubt neben dem Ausschluss von Stenosen auch eine qualitative und quantitative Bewertung von Plaques – und damit eine Risikoklassifizierung von PatientInnen.
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Präsentationstag:27.05.2022 0 Kommentare
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Autor:biho/ktg
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Sprecher:Michelle Williams, University of Edinburgh, Schottland
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Quelle:RöKo 2022
„Die CCTA weist eine exzellente diagnostische Genauigkeit für die Detektion von Koronarstenosen auf“, sagte Michelle Williams, University of Edinburgh, und Co-Autorin der SCOT-Heart-Studie (SCOT-HEART Investigators 2015).
Die SCOT-Heart Studie zeigte ein besseres PatientInnen-Outcome und eine Beeinflussung der Therapie, wenn die CCTA zur Standarddiagnostik hinzugenommen wurde. Langzeitresultate zeigen, dass PatientInnen mit stabiler Angina pectoris klinisch von einer frühen CCTA profitieren (Newby DE et al. 2018). Williams stellte in ihrem Vortrag weitere Subanalysen und Langzeitresultate vor. Dabei fokussierte sie sich auf die qualitative und quantitative Evaluierung von Plaques und deren Rolle als prädiktiver Faktor für kardiale Ereignisse.
Risikofaktor Plaques
Qualitative Bewertung atherosklerotischer Plaques
Williams erinnerte ihre ZuhörerInnen daran, wie sich Anzeichen eines Herzerkrankungsrisikos in der CCTA darstellen. Hochrisikoplaques zeigen (Motoyama S et al. 2009)
- fleckige Verkalkung
- Napkin-Ring-Zeichen
- geringe Abschwächung
- positives Remodelling
Williams zeigte in einer Subanalyse eine schrittweise Zunahme kardialer Ereignisse bei steigender Anzahl von Gefäßen mit obstruktiver KHK und mit zunehmendem Kalziumscore der Koronararterien (Williams MC et al 2019). „Das Kalzium-Scoring ist als alleiniger Marker zur Risikostratifizierung jedoch nicht geeignet“, sagte Williams. Ein Kalziumscore von Null korreliert zwar mit einer guten Prognose, kann aber eine obstruktive KHK, nicht-obstruktive Plaques oder ungünstige Plaque-Phänotypen nicht ausschließen (Osborne-Grinter M et al. 2021).
Quantitative Bewertung der Plaquelast - und geschlechtsspezifische Unterschiede
Williams zeigte auch, dass Plaques mit geringer Abschwächung ein starker Prädiktor für einen tödlichen oder nicht-tödlichen Myokardinfarkt innerhalb von fünf Jahren sind (Williams MC et al 2020). „Patienten mit einer Plaquelast von geringer Abschwächung mit mehr als vier Prozent trugen ein fünffach erhöhtes Risiko“, sagte Williams.
Dabei gab es geschlechtsspezifische Unterschiede: Frauen wiesen generell eine geringere Plaquelast auf und hatten ein geringeres Risiko für einen nachfolgenden Myokardinfarkt (Williams MC et al. 2021). Eine weitere Langzeitstudie zeigte ergänzend: Bei Frauen entwickelt sich eine risikoreiche Plaquelast viel langsamer als bei Männern – mit etwa 9 Jahren Verzögerung. Die Prävalenz von Hochrisiko-Plaques war bei Männern jedoch signifikant größer als bei Frauen (Lee SE et al. 2020).
Deep Learning und CCTA
Detektion und Charakterisierung koronarer Plaques könnten mit künstlicher Intelligenz bald automatisch erfolgen. In einer kürzlich veröffentlichten Studie maß ein Algorithmus Plaque-Volumina und bestimmte die Schwere der Stenose anhand von CCTA-Bildern. Die Ergebnisse stimmten sehr gut mit der Beurteilung von ExpertInnen und intravaskulärem Ultraschallaufnahmen überein (Lin A et al. 2022).
Fazit
Für die steigende Aussagekraft der CCTA liefert die SCOT-Heart-Studie einen guten Langzeit-Datensatz. Williams arbeitete aus verschiedene Subanalysen den Wert der Plaque-Analyse für das Risiko eintretender kardialer Ereignisse heraus. Hierbei zeigte sich, dass Plaques mit geringer Abschwächung mit dem Myokardrisiko korrelierten. Die Plaquedifferenzierung mittels CCTA könnte sich künftig zu einem wichtigen Instrument zur Prognoseeinschätzung entwickeln.
Referenzen zu 'RöKo 2022 – CCTA: Plaque-Analyse als prädiktiver Faktor für kardiale Ereignisse'
Lee SE et al. Sex Differences in Compositional Plaque Volume Progression in Patients With Coronary Artery Disease.
JACC Cardiovasc Imaging. 2020;13(11):2386-2396.
Lin A et al. Deep learning-enabled coronary CT angiography for plaque and stenosis quantification and cardiac risk prediction: an international multicentre study [published correction appears in Lancet Digit Health. 2022 May;4(5):e299].
Lancet Digit Health. 2022;4(4):e256-e265.
Motoyama S et al. Computed tomographic angiography characteristics of atherosclerotic plaques subsequently resulting in acute coronary syndrome.
J Am Coll Cardiol. 2009;54(1):49-57.
Osborne-Grinter M et al. Association of coronary artery calcium score with qualitatively and quantitatively assessed adverse plaque on coronary CT angiography in the SCOT-HEART trial [published online ahead of print, 2021 Sep 16].
Eur Heart J Cardiovasc Imaging. 2021;jeab135.
SCOT-HEART investigators. CT coronary angiography in patients with suspected angina due to coronary heart disease (SCOT-HEART): an open-label, parallel-group, multicentre trial [published correction appears in Lancet. 2015 Jun 13;385(9985):2354].
Lancet. 2015;385(9985):2383-2391.
SCOT-HEART Investigators. Coronary CT Angiography and 5-Year Risk of Myocardial Infarction.
N Engl J Med. 2018;379(10):924-933.
Williams MC et al. Coronary Artery Plaque Characteristics Associated With Adverse Outcomes in the SCOT-HEART Study.
J Am Coll Cardiol. 2019;73(3):291-301.
Williams MC et al. Low-Attenuation Noncalcified Plaque on Coronary Computed Tomography Angiography Predicts Myocardial Infarction: Results From the Multicenter SCOT-HEART Trial (Scottish Computed Tomography of the HEART). Circulation. 2020;141(18):1452-1462.
Williams MC et al. Sex-Specific Computed Tomography Coronary Plaque Characterization and Risk of Myocardial Infarction.
JACC Cardiovasc Imaging. 2021;14(9):1804-1814.