RöKo 2024 – Late Gadolinium Enhancement bleibt wichtig
Kann man Late Gadolinium Enhancement (LGE) in der Herz-MRT inzwischen ersetzen? „Nein“, so die Antwort von Matthias Gutberlet, Leipzig, und seines Röko-Auditoriums. Auf LGE basieren auch T1-Mapping und Strain-Analyse.
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Präsentationstag:09.05.2024 0 Kommentare
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Autor:kf/ktg
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Sprecher:Matthias Gutberlet, Universität Leipzig
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Quelle:RöKo 2024
Bereits 25 Jahre alt ist die entscheidende Publikation zu LGE in der Herz-MRT (Kim 1999). Das Prinzip: Ist der Interzellularraum in einem Gewebe erweitert, verzögern sich sowohl Kontrastmittelanreicherung als auch -auswaschung. Akut passiert diese Erweiterung durch rupturierte Zellmembranen und Ödeme. Je länger die Ischämie andauert, desto mehr Schädigung. Beim irreversiblen Zellschaden kommt es zum Kollagenersatz, und auch hier reichert sich Kontrastmittel später, aber lang dauernd an.
Trotz der langjährigen Verwendung ist LGE klinisch nach wie vor relevant und sinnvoll für die Diagnostik der koronaren Herzkrankheit (KHK) und von Kardiomyopathien – sie gilt als ein robuster Prädiktor für den Outcome.
Letztlich ist auch das postkontrast T1-Mapping zur Darstellung von Fibrosen, Ödem und Hyperämie eine Weiterentwicklung des LGE. Dies ist nötig, denn die konventionelle LGE stößt gerade bei Ödemen und bei diffuser Fibrose an ihre Grenzen.
Leitlinien
Die derzeit in Deutschland gültige Konsensempfehlung zur Herzbildgebung mit CT und MRT (Achenbach 2012) empfiehlt LGE in der MRT als „bevorzugte Methode zur Vitalitätsdiagnostik bei Patient:innen mit KHK. Zwar ist auch das Herzecho für die Vitalitätsdiagnostik nutzbar, doch sei die MRT deutlich besser, so Gutberlet.
Für die CT in der myokardialen Vitalitätsdiagnostik sieht die Konsensempfehlung „keine Indikation“. Allerdings stammen die Empfehlungen aus dem Jahr 2012. Aktuell sei die Lage als unklar zu bewerten, so Gutberlet. Die CT ist grundsätzlich möglich, allerdings sprechen die Strahlenexposition und die schlechtere Bildqualität dagegen; mit der Spektral-CT und der Photon Counting CT ist dies aber erneut zu bewerten.
In der Diagnostik und Verlaufskontrolle der Myokarditis greift auch das aktuelle Update der Lake Louise Kriterien auf LGE zurück (Ferreira 2018). „LGE ist nicht rausgefallen“, betonte Gutberlet. Mindestens ein T1- und ein T2-Kriterium müssen positiv sein. Hier ist LGE überwiegend irreversibel. LGE gilt als robuste Methode auch für die Verlaufskontrolle.
Typische Verteilungsmuster
Gutberlet stellte vier typische LGE-Muster heraus:
- Subendokardiales LGE >> typisch bei ischämischer Kardiomyopathie
- Transmurales LGE >> typisch bei ischämischer Kardiomyopathie, aber cave: Transmurales LGE spricht zwar für KHK, kann aber auch als Folge einer Myokarditis auftreten.
- Zirkulär auftretendes, subendokardiales LGE >> Amyloidose
- Kein LGE, aber Ischämiesymtomatik >> TakoTsubo Syndrom
Der Folgevortrag adressierte die 3D isotrope Abdeckung des gesamten Herzens. Die konventionelle LGE ermöglicht die Akquisition bei freier Atmung, dauert aber relativ lange (3,5 bis 12 min), wird also durch Herzfrequenz und Atmung beeinträchtigt. Eine neue 3D single breath-hold LGE-Sequenz aus compressed SENSE Basis beschleunigt die 3D LGE soweit, dass die 3D Darstellung des gesamten Herzens innerhalb eines Atemzyklus möglich wird, so Lenhard Pennig, Köln.
Referenzen
Achenbach S et al. Konsensusempfehlungen der DRG/DGK/DGPK zum Einsatz der Herzbildgebung mit Computertomografie und Magnetresonanztomographie. Der Kardiologe 2012;6:105–25
Ferreira VM et al. Cardiovascular Magnetic Resonance in Nonischemic Myocardial Inflammation. J Am Coll Cardiol 2018;72(24):3158-76
Higgins CB et al. Uptake of contrast materials by experimental acute myocardial infarctions: a preliminary report. Invest Radiol. 1978 Jul-Aug;13(4):337-9
Kim RJ et al. Relationship of MRI delayed contrast enhancement to irreversible injury, infarct age, and contractile function. Circulation. 1999;100(19):1992-2002