IQWiG: Nutzen von Lungenkrebsscreening größer als möglicher Schaden
Eine frühere Erstdiagnose mittels Low-Dose-CT kann die Lungenkrebs-Sterblichkeit bei (ehemals) starken RaucherInnen verringern, so das IQWiG. Der Nutzen überwiegt die Schadensrisiken durch Fehl- oder Überdiagnosen.
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Datum:23.11.2020
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Autor:J. Flintrop (mh/ktg)
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Quelle:Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG)
Für (ehemals) starke RaucherInnen bietet ein Lungenkrebsscreening mittels Low-Dose-CT mehr Nutzen als Schaden: Das Verfahren kann einige Personen davor bewahren, an Lungenkrebs zu sterben. Für manche verlängert sich dadurch möglicherweise auch das Gesamtüberleben. Zu diesem Ergebnis kommt das IQWiG in seinem Abschlussbericht im Auftrag des Gemeinsamen Bundesausschusses (G-BA).
In der Gesamtschau sieht das IQWiG-Projektteam beim Endpunkt Mortalität einen Anhaltspunkt für einen Nutzen des Low-Dose-CT-Lungenkrebs-Screenings im Vergleich zu keinem Screening. Diesem Nutzen steht ein Schaden durch falsch-positive Screeningbefunde und Überdiagnosen gegenüber. Für die Hochrisikogruppe der (ehemals) starken RaucherInnen überwiegt der Nutzen aber den möglichen Schaden.
Derzeit existiert in Deutschland kein systematisches Screening auf Lungenkrebs. Ob die Strahlenexposition eines mehrjährigen Low-Dose-CT-Screenings einschließlich Folgediagnostik zulässig ist, wird aktuell gemäß Strahlenschutzgesetz noch durch das Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit (BMU) bewertet.
Low-Dose-CT-Screening mindert Lungenkrebs-Sterblichkeit
Die Ergebnisse aus acht randomisierten kontrollierten Studien (RCT) mit mehr als 90 000 Personen liefern einen Hinweis auf den Nutzen eines LDCT-Screenings für (ehemals) starke Raucherinnen und Raucher: Es kann etwa 5 von 1000 Personen innerhalb von etwa zehn Jahren davor bewahren, an Lungenkrebs zu sterben.
Für die Gesamtmortalität lässt sich dagegen statistisch kein Vorteil des LDCT-Screenings nachweisen. Allerdings zeigen die Ergebnisse aus Metaanalysen aller gepoolten Studiendaten in Richtung einer Minderung der Gesamtsterblichkeit.
In der Gesamtabwägung von krankheitsspezifischer Mortalität und Gesamtmortalität kommt das IQWiG im Abschlussbericht deshalb auf einen Anhaltspunkt für einen Nutzen des Lungenkrebsscreenings mittels Low-Dose-CT im Vergleich zu keinem Screening.
Screening-Strategie ist wichtig
Grundlage für ein positives Nutzen-Schadenverhältnis des Lungenkrebsscreenings mittels Low-Dose-CT ist eine optimale Screening-Strategie. Dafür ist die zu untersuchende Hochrisikopopulation über Rauchverhalten und Restlebenserwartung möglichst konkret zu definieren.
Derzeit wird an weiteren Optimierungen des Lungenkrebsscreenings mittels Low-Dose-CT gearbeitet. So untersucht eine europäische Studie bis Ende 2024 die Sicherheit risikobasierter Untersuchungsintervalle und Strategien zur Durchführung: Das EU-Projekt „4-IN THE LUNG RUN“, an dem auch deutsche Forschungseinrichtungen beteiligt sind, soll insgesamt 24 000 Personen in einen RCT einschließen.