Prostatakrebs-Früherkennung: Niedriger PSA erlaubt längere Screening-Intervalle

Prostatakrebs-Früherkennung: Niedriger PSA erlaubt längere Screening-Intervalle

Unterschiedliche Screeningintervalle je nach Basis-PSA-Wert könnten zu individuellen Früherkennungs-Strategien führen. Das zeigen aktuelle Zwischenergebnisse der PROBASE-Studie.

  • Datum:
    03.06.2024
  • Autor:
    S. Kohlstädt (mh/ktg)
  • Quelle:
    Deutsches Krebsforschungszentrum

Eine Prostatakrebs-Screeningstrategie zu entwerfen, die das Problem der Überdiagnostik deutlich reduziert, ist das Ziel der PROBASE-Studie. Basierend auf PROBASE-Daten ermittelten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler im Deutschen Krebsforschungszentrum (DKFZ) nun:

Männer, die im Alter von 45 Jahren einen Niedrig-Risiko PSA-Wert von weniger als 1,5 ng/ml aufweisen, erkranken in den folgenden fünf Jahre äußerst selten an Prostatakrebs (9 von 14.248) und benötigen in diesem Zeitraum Zeit keine erneute PSA-Bestimmung, sofern sie keine Beschwerden haben.

Aufbau und Ziel der PROBASE-Studie

PROBASE ist eine bevölkerungsbezogene, randomisierte Prostatakrebs-Screening-Studie, die die Wirksamkeit eines risikoangepassten PSA-Screenings untersucht, das entweder im Alter von 45 Jahren oder 50 Jahren startet. PROBASE wird in an den Universitätskliniken in Düsseldorf, Hannover, München (TU) und Heidelberg durchgeführt, durch das Deutsche Krebsforschungszentrum (DKFZ) koordiniert und von der Deutschen Krebshilfe gefördert.

Bei der einen Hälfte der Studienteilnehmer, dem PROBASE-Studienarm A, wurde der PSA-Wert gleich bei der Rekrutierung bestimmt. Anhand dieses PSA-Basistests erfolgte die Einteilung der Teilnehmer in Gruppen mit niedrigem (<1,5 ng/ml Blut), mittlerem (1,5 bis 2,99 ng/ml) oder hohem (≥3 ng/ml) Risiko.

PROBASE steht für "Risk-adapted prostate cancer early detection study based on a "baseline" PSA value in young men – a prospective multicenter randomized trial"

MRT-Kontrolle für Hochrisiko-Gruppe empfohlen

Den in die Hochrisiko-Gruppe eingestuften Teilnehmern wurde zur weiterführenden Diagnostik eine Prostatabiopsie unter MRT-Kontrolle empfohlen. Für Männer, deren Basis-PSA-Werte im niedrigen oder mittleren Bereich lagen, sind Wiederholungen des PSA-Tests im Abstand von fünf bzw. zwei Jahren vorgesehen.

Zweiter PSA-Test liegt für 14.000 Teilnehmer vor

Von den über 20.000 Teilnehmern, die initial in die Niedrig-Risiko-Gruppe eingestuft worden waren, haben 14.248 inzwischen den zweiten PSA-Test im Alter von 50 Jahren hinter sich. Ein Team um die Erstautorin Agne Krilaviciute errechnete nun, dass nur 0,45 Prozent dieser Männer (64 Teilnehmer) hohe PSA-Werte (über 3 ng/ml) aufwiesen und zur MRT und Biopsie überwiesen wurden. Und nur bei 9 der 14.248 Männer wurde nach fünf Jahren Prostatakrebs festgestellt – das entspricht 0,06 Prozent der Ausgangsgruppe.

EAU-Leitlinie: PSA-Wert-basierte Früherkennungs-Strategie

Die Leitlinie der European Association of Urology (EAU) empfiehlt Männern eine risikoangepasste Früherkennungs-Strategie basierend auf einem Basis-PSA-Wert. Dabei werden derzeit schon Männer mit einem PSA-Wert von über 1 ng/ml als gefährdet eingestuft. Ihnen wird ein Nachuntersuchungsintervall von zwei Jahren empfohlen.

PSA-Risiko-Grenzwert von 1,5 ng/ml statt 1 ng/ml

Der Basis-PSA-Wert von 71 Prozent der PROBASE-Teilnehmern liegt unter dem Grenzwert von 1 ng/ml. 89% der Studienteilnehmer dagegen fallen unter das Limit von 1,5 ng/ml. PROBASE-Studienleiter Peter Albers, DKFZ und Uniklinik Düsseldorf, erklärt: „Wenn wir den Grenzwert für ein geringes Risiko von 1 ng/ml auf 1,5 ng/ml anheben, könnten wir 20 Prozent mehr Männern in unserer Studiengruppe einen längeren Abstand zwischen den Tests gewähren. Nur sehr wenige erkranken in dieser Zeit an Prostatakrebs. Ein erheblicher Anteil der fast 14 Millionen Männern im Alter zwischen 45 und 50 Jahren in Europa würde von einer solchen Änderung profitieren.“

Albers betont aber auch: „PROBASE ist noch nicht abgeschlossen. Möglicherweise werden wir feststellen, dass ein noch längeres Screening-Intervall als die fünf Jahre ohne zusätzliches Risiko möglich ist.“

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