Studie zu risikoangepasstem Prostatakrebs-Screening

Studie zu risikoangepasstem Prostatakrebs-Screening

Für ein modernes Konzept der PSA-Untersuchung erarbeitet eine große, vom DKFZ koordinierte Studie die Grundlagen. Jetzt ist die erste Screeningrunde abgeschlossen.

  • Datum:
    12.04.2022
  • Autor:
    S. Kohlstädt (mh/ktg)
  • Quelle:
    Deutsches Krebsforschungszentrum

Bis heute fehlt eine allgemein anerkannte und wirksame Prostatakrebs-Vorsorgestrategie. Populationsbezogenes PSA-Screening, das für alle Männer einer Altersgruppe die gleichen Testintervalle vorsieht, führt häufig zu falsch-positiven Befunden oder Überdiagnosen. Als vielversprechende Alternative dazu gelten Screening-Schemata, die sich am persönlichen Erkrankungsrisiko orientieren.

Die PROBASE Studie schafft nun die Voraussetzung für ein modernes Konzept der PSA-Untersuchung, um aggressive, behandlungspflichtige Prostatakarzinome rechtzeitig zu entdecken und gleichzeitig das Risiko der Männer zu minimieren, mit belastenden falsch positiven Befunden und Überdiagnosen und Übertherapie konfrontiert zu werden

Bedeutung des PSA-Basiswert genauer einschätzen

„Wir wissen aus vielen Untersuchungen, dass ein Basiswert des prostataspezifischen Antigens (PSA), der im Alter von 45 bis 50 Jahren ermittelt wird, hohe Vorhersagekraft hat, ob bei einem Mann Jahrzehnte später ein Prostatakarzinom diagnostiziert wird“, sagt Peter Albers, Abteilungsleiter am Deutschen Krebsforschungszentrum (DKFZ) und Leiter der Urologie am Universitätsklinikum Düsseldorf. „Mit PROBASE wollen wir vor allem herausfinden, welches das optimale Alter für die Bestimmung des PSA-Basiswerts ist – 45 oder 50 Jahre. Außerdem soll die Studie zeigen, ob der verzögerte Beginn des Screenings die Rate an unnötiger Diagnostik und Therapie zukünftig spürbar reduzieren kann.“

Erste Screeningrunde abgeschlossen

Inzwischen wurden die Daten der ersten Screeningrunde von PROBASE publiziert. Bei der einen Hälfte der über 46.000 Studienteilnehmer, dem Studienarm A, wurde der PSA-Wert gleich bei der Rekrutierung bestimmt. Anhand dieses PSA-Basistests wurden sie in Gruppen mit niedrigem (<1,5 ng/ml Blut), mittlerem (1,5-2,99 ng/ml) oder hohem (≥3 ng/ml) Risiko eingeteilt.

Bestätigte sich ein hoher PSA-Wert von ≥3 ng/ml bei einer wiederholten Untersuchung, so wurde den Teilnehmern zur weiterführenden Diagnostik eine Prostatabiopsie unter MRT-Kontrolle empfohlen. Für Männer, deren Basis-PSA-Werte im niedrigen oder mittleren Bereich lagen, sind Wiederholungen des PSA-Tests im Abstand von fünf bzw. zwei Jahren vorgesehen.

Den Männern im Studienarm B wurde eine Tastuntersuchung der Prostata angeboten, die Bestimmung ihres PSA-Basiswerts erfolgt dagegen erst, wenn die Teilnehmer ein Alter von 50 Jahren erreicht haben.

Im Studienarm A fielen nach Bestätigung des Testergebnisses nur 0,8 Prozent der Teilnehmer (186 Männer) in die hohe Risikokategorie. 120 dieser Männer entschieden sich zur weiteren Abklärung für eine Prostatabiopsie. Dabei wurden 48 Prostatakarzinome entdeckt, darunter nur vier Tumoren mit höherem Aggressivitätsgrad, was 0,02 Prozent aller Studienteilnehmer entspricht.

Im Studienarm B wurden bei der rektalen Tastuntersuchung insgesamt nur bei zwei Männern Prostatakarzinome gefunden. Die Tastuntersuchung im Alter von 45 Jahren entspricht dem derzeitigen Vorsorgeangebot der gesetzlichen Krankenkassen. Die Ergebnisse belegen nun nach Ansicht der Ärzte erneut, dass diese Untersuchung für eine wirksame Früherkennung nicht geeignet ist.

Hintergrund zur PROBASE Studie

Die von der Deutschen Krebshilfe finanzierte Studie wird seit März dieses Jahres vom DKFZ koordiniert, der Studienleiter ist Peter Albers. In den vier Studienzentren Düsseldorf, Heidelberg, Hannover und München wurden von 2014 bis 2019 insgesamt 46.642 Männer im Alter von 45 Jahren rekrutiert.

PROBASE soll voraussichtlich bis 2035 laufen. Dann kann entschieden werden, ob das Stratifizierungsschema geeignet ist, die Mehrheit der aggressiven Prostatatumoren in einem frühen, heilbaren Stadium zu entdecken und dabei gleichzeitig die mit einem populationsbasierten Screening verbundene Überdiagnostik deutlich zu reduzieren.

Zur Publikation in International Journal of Cancer 2022

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