Brustkrebs-Screening: Wirtschaftlichkeit unterschiedlicher Strategien

Brustkrebs-Screening: Wirtschaftlichkeit unterschiedlicher Strategien

Mammographie allein, zusätzliche MRT alle zwei oder vier Jahre, oder nur noch MRT für das Screening von Frauen mit sehr dichtem Brustgewebe? Wann Kosten und Wirksamkeit im günstigsten Verhältnis stehen, untersucht eine niederländische Studie.

  • Datum:
    21.10.2021 0 Kommentare
  • Journal:
    J Natl Cancer Inst 2021;00: djab119 (online 15 September 2021)
  • Titel:
    Cost-Effectiveness of Magnetic Resonance Imaging Screening for Women With Extremely Dense Breast Tissue
  • Autor:
    Geuzinge HA et al.
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Fazit

Wägt man Kosten und Wirksamkeit der Brustkrebs-Screening-Methoden bei Frauen mit sehr dichtem Brustgewebe im Alter von 50-75 Jahren gegeneinander ab, gibt es einen Gewinner: das alleinige MRT-Screening im 4-Jahres-Intervall.

Allerdings ist angesichts derart langer Intervalle mit ‚opportunistischem Screening’ zu rechnen – dass also die Frauen auf eigene Faust zu weiteren Untersuchungen gehen.

„Sollten die politischen Entscheider ein 2-Jahres-Intervall bevorzugen, könnte ein Alternieren von Mammographie und MRT eine Alternative sein“, so die AutorInnen.
Screening-Nutzen und -Kosten für ein simuliertes Kollektiv von 1.000 Frauen (Geburtsjahrgang 1965) mit sehr dichtem Brustgewebe über einen Screening-Zeitraum von 25 Jahren

Hintergrund

Frauen mit sehr dichtem Brustgewebe haben ein erhöhtes Brustkrebsrisiko. Zugleich ist die Sensitivität der Mammographie bei ihnen geringer als bei Frauen mit weniger dichter Brust.

Die DENSE-Studie (Bakker MF et al. NEJM 2019) hat den Wert eines zusätzlichen MRT-Screenings für Frauen mit sehr dichtem Brustgewebe gezeigt: Die Rate an Intervallkarzinomen sank deutlich, und die im Screening detektierten Karzinome waren kleiner, als die im Mammographie-Screening entdeckten.

Auf Grundlage der Ergebnisse der DENSE-Studie simulierten Amarens Geuzinge et al. unterschiedlich intensive Screening-Strategien. Dann errechneten sie deren potenziellen Nutzen und deren Kosten.

Methode / Studiendesign

Die simulierten Screening-Strategien bewerteten unterschiedliche Methoden allein oder in Kombination und in verschiedenen Intervallen: Sie reichten von Digitaler Mammographie im 2-Jahres-Intervall bis zur Digitalen Mammographie alle sechs Jahre plus MRT im 2-Jahres-Intervall.

Kalkuliert wurden für jedes Szenario

  • Kosten (basierend auf Untersuchung und ggf. Behandlung)
  • QALY (quality-adjusted life year) = qualitätskorrigiertes Lebensjahr
  • Zusätzlich gewonnene QALYs
  • Verhältnis Kosten/zusätzliche QALYs = ICER (incremental cost-effectiveness ratio)

Als akzeptablen Schwellenwert für die ICER definierten die WissenschaftlerInnen Kosten von 22.000 EUR pro gewonnenem QALY (nach ‚NICE's cost effectiveness threshold’, BMJ 2007).

Wesentliche Ergebnisse

Detektierte Karzinome pro 1.000 Screening-Teilnehmerinnen

Alleinige Mammographie im 2-Jahres-Intervall
69 im Screening detektierte Karzinome und 43 Brustkrebs-Tote

Zusätzliche MRT in jeder zweiten Screening-Runde (also alle vier Jahre)
24 zusätzliche im Screening detektierte Karzinome und 7 Brustkrebs-Tote weniger

Zusätzliche MRT in jeder Screening-Runde (alle zwei Jahre)
Noch einmal 4 zusätzliche im Screening detektierte Karzinome und noch einmal eine Brustkrebs-Tote weniger

Das Screening mit ausschließlicher Mamma-MRT im 2-Jahres-Intervall (ohne Mammographie) detektierte 100, im 3-Jahres-Intervall 97 Karzinome.

Überdiagnosen

Die Rate an Überdiagnosen – also entdeckter Karzinome, die ohne Screening zu Lebzeiten der Frau nie gesehen worden wären – war für alle Screening-Strategien mit MRT-Beteiligung bei 20-21 je 1.000 Screening-Teilnehmerinnen.

Der Vergleichswert für die alleinige Mammographie im 2-Jahres-Intervall: 17 je 1.000.

Kosten

  • Geringste Kosten: alleinige Mammographie im 2-Jahres-Intervall
  • Höchste Kosten (aber nicht höchste Anzahl an QALYs): Mammographie plus MRT im 2-Jahres-Intervall

Mit 15.620 EUR pro gewonnenem QALY bietet das alleinige MRT-Screening im 4-Jahres-Intervall das günstigste Verhältnis zwischen Kosten und Wirksamkeit. Die Kosten liegen unterhalb des NICE-Schwellenwerts von 22.000 EUR pro QALY.

Bei einem alleinigen MRT-Screening im 3-Jahres-Intervall erhöhen sich die Kosten pro QALY auf 37.181 EUR.

Verkürzte MRT-Protokolle und der Einsatz von Künstlicher Intelligenz dürften die Kosten für ein MRT-Screening künftig reduzieren.

mh/ktg
21.10.2021

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