RSNA 2022 – Mamma-Screening bei hohem Risiko: Kontrastverstärkte Mammographie vs. Standard- vs. verkürzte MRT

RSNA 2022 – Mamma-Screening bei hohem Risiko: Kontrastverstärkte Mammographie vs. Standard- vs. verkürzte MRT

Im Vergleich zur MRT führt die kontrastverstärkte Mammographie zu weniger falsch-positiven Biopsie-Empfehlungen. Zugleich zeigt sie aber auch eine geringere Sensitivität und Karzinom-Detektionsrate.

  • Präsentationstag:
    27.11.2022 1 Kommentare
  • Autor:
    mh/ktg
  • Sprecher:
    Marissa Lawson, University of Washington
  • Quelle:
    RSNA 2022

Für das Brustkrebs-Screening von Frauen mit hohem Risiko könnte die MRT mit verkürztem Protokoll eine akzeptable Alternative zur Standard-MRT sein.

Die kontrastverstärkte Mammographie weist im Vergleich zur Standard-MRT und zur verkürzten MRT eine niedrigere Recall-Rate, weniger falsch-positive Biopsie-Empfehlungen und eine höhere Spezifität auf. Allerdings ist sie auch mit einer geringeren Sensitivität und Karzinom-Detektionsrate verbunden.

Mögliche Alternativen zur klinischen Mamma-MRT

Die Mamma-MRT für das Screening von Frauen mit hohem Brustkrebsrisiko ist auch bei hohe Brustdichte aussagekräftig und hat sich als sehr sensitiv erwiesen. Sie ist allerdings nicht flächendeckend verfügbar, zeitaufwändig und kostspielig.

Daher untersuchten Marissa Lawson von der University of Washington und Kollegen mögliche Alternativen zur klinisch indizierten Mamma-MRT. Sie verglichen die Leistung dreier Screening-Modalitäten:

  • Kontrastverstärkte Mammographie (CEM)
  • MRT mit verkürztem Protokoll (abMRT)
  • Vollständige Mamma-MRT (MRT)

Studiendesign

Die prospektive, intraindividuelle Vergleichsstudie an einem einzigen Zentrum umfasste 246 Frauen ≥18 Jahre. Sie waren zur MRT überwiesen worden, um ein Hochrisiko-Screening oder ein kontralaterales Screening auf Brustkrebs durchzuführen (n=206) oder aufgrund von Läsionen, für die eine Biopsie empfohlen wurde (n=40).

Die verkürzte MRT wurde auf Grundlage der vollständigen MRT nachempfunden und umfasste diese Sequenzen:

  • Fett-supprimierte T2
  • Fett-supprimierte T1 vor Kontrast
  • Fett-supprimierte T1 nach Kontrast
  • Rekonstruktionen: Subtraktion und Subtraktion MIP

Die kontrastverstärkte Mammographie erfolgte maximal 14 Tage nach der MRT.

Zwei BefunderInnen überprüften unabhängig voneinander jede CEM- und abMR-Untersuchung derselben Patientin. Daraus ergaben sich insgesamt 492 CEM- und 492 abMR-Befundungen.

Analysierte Parameter

Sensitivität, Spezifität, Karzinom-Detektionsrate, Rate falsch-positiver Biopsieempfehlungen, positiver Vorhersagewert der Biopsie-Empfehlung und Recall-Rate (= erneutes Einbestellen der Untersuchten).

Limit: Wenig Erfahrung

Die BefunderInnen waren in der Interpretation der kontrastverstärkten Mammographie eigens geschult worden. „Aber unsere Erfahrung mit der MRT ist deutlich größer als mit CEM, weil wir die noch nicht in unsere klinische Praxis eingeführt haben", schränkte Lawson ein.

Ergebnisse

Von 50 klinischen MRT-Untersuchungen mit positivem Befund und Empfehlung zur Biopsie erwiesen sich neun als maligne.

Unter den 196 klinischen MRT-Untersuchungen mit negativem Befund wurde innerhalb eines Jahres in keinem Fall Brustkrebs diagnostiziert.

Modalität

Sensitivität

Spezifität

CEM

61,1%

87,8%

abMR

88,9%

75,7%

Vorteile der kontrastverstärkten Mammographie in Relation zur MRT

  • Geringere Recall-Rate (-8,7%; p=0,002)
  • Weniger falsch-positive Biopsie-Empfehlungen (-97,6 per 1.000; p<0,001)
  • Höhere Spezifität (7,6%; p=0,007)

Nachteile der kontrastverstärkten Mammographie in Relation zur MRT

  • Geringere Sensitivität (-38,9%; p=0,031)
  • Geringere Karzinom-Detektionsrate (-14,2 per 1.000; p=0,031)
Im Vergleich zum vollständigen MRT-Protokoll weist die kontrastverstärkte Mammographie eine geringere Karzinom-Detektionsrate auf, aber auch weniger falsch-positive Biopsie-Empfehlungen.

CE-Mammographie: 492 Befundungen; MRT: 492 Befundungen
CDR = Cancer Detection Rate / Karzinom-Detektionsrate
False Pos. Biopsy Rec. Rate = Rate falsch-positiver Biopsie-Empfehlungen


Vorteile der kontrastverstärkten Mammographie in Relation zur verkürzten MRT

  • Geringere Recall-Rate (-12,6%; p<0,001)
  • Weniger falsch-positive Biopsie-Empfehlungen (-115,9 per 1.000; p<0,001)
  • Höhere Spezifität (12%; p<0,001)

Keine signifikanten Unterschiede hinsichtlich Sensitivität, der Karzinom-Detektionsrate oder dem positiven prädiktiven Wert der Biopsie-Empfehlung.

Verkürzte und vollständige MRT im Vergleich

Die Performance-Unterschiede zwischen verkürzter und vollständiger MRT waren statistisch nicht signifikant.

Fazit: MRT und Kontrast-Mammographie mit Vor- und Nachteilen

Da keine statistisch signifikanten Unterschiede in der Performance von verkürzter und vollständiger MRT festgestellt wurden, "kann die verkürzte MRT eine akzeptable Alternative zur vollständigen MRT für das Hochrisiko-Screening sein", folgerte Lawson.

Während die Sensitivität und die Karzinom-Detektionsrate bei der kontrastverstärkten Mammographie im Vergleich zur MRT/abMR geringer sind, zeigte die kontrastverstärkte Mammographie eine niedrigere Recall-Rate, weniger falsch-positive Biopsie-Empfehlungen und eine höhere Spezifität.

Angesichts dieser Kompromisse hinsichtlich der diagnostischen Performance müsse man sich über die richtige Patientenpopulation noch Gedanken machen, so Lawson, bevor die kontrastverstärkte Mammographie auf breiter Front eingesetzt wird.

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