CT: Nachhaltig umgehen mit iodhaltigen Kontrastmitteln
Um den Eintrag von iodhaltigem Kontrastmittel (KM) in die Umwelt spürbar zu reduzieren, gibt es bereits praktizierbare Maßnahmen: Personalisierte KM-Protokolle, das Weiterverwenden von KM-Resten und das Auffangen von KM-Ausscheidungen.
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Datum:19.06.2024 0 Kommentare
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Journal:RöFo 2024; Artikel online am 26.2.2024
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Titel:Gedanken zur Nachhaltigkeit beim Umgang mit iodhaltigen Kontrastmitteln in der CT: eine Praxis-orientierte Übersicht am Beispiel von Klinik und Niederlassung
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Autor:Rengier F, Notohamiprodjo M, Weber MA
Zur Originalstudie
Hintergrund
Anders als Arzneimittel sind iodhaltige Kontrastmittel biologisch inaktive Substanzen. Man geht daher davon aus, dass ihre Ökotoxizität gering ist (Runder Tisch Röntgenkontrastmittel 2021). Allerdings können durch Umwandlungsprozesse in der Umwelt oder bei der Behandlung von Abwässern Nebenprodukte entstehen, die mit Umweltrisiken einhergehen könnten (Dekker et al. 2022).
Deswegen ist es sinnvoll, möglichst wenig iodhaltige KM in die Umwelt gelangen zu lassen. Drei Experten aus Klinik, Niederlassung und Industrie diskutieren Möglichkeiten für einen sparsamen und nachhaltigen Umgang mit iodhaltigen KM in der CT.
1. Personalisierte Kontrastmittel-Protokolle
Werden die KM-Protokolle für kontrastverstärkte CT-Untersuchungen an Körpergewicht und Röhrenspannung angepasst, lässt sich je nach Untersuchungen mehr als die Hälfte des KM einsparen. Zusätzlich sorgt diese Personalisierung für eine konsistente Bildqualität.
Um den Aufwand für solche personalisierten KM-Protokolle zu reduzieren, bieten einige Hersteller Software-Lösungen an, die die individuellen KM-Protokollparameter automatisiert berechnen.
2. Entsorgen und Weiterverwenden von Kontrastmittelresten
Einige Hersteller (zum Beispiel Bayer AG und GE HealthCare) bieten Rücknahme-Programme für KM-Reste an. Die Hersteller stellen den Anwendern dafür kostenlos Behälter bereit, mit denen die KM-Reste eingesammelt und einer weiteren Verwertung zugeführt werden.
Eine andere mögliche Weiterverwendung von KM-Resten ist deren Nutzung für ex vivo oder tierexperimentelle Studien. Die Weitergabe von KM-Resten an Einrichtungen für die Kleintierbildgebung und Versuchstierhaltung ist an der Universitätsmedizin Rostock bereits Praxis.
3. Auffangen von Kontrastmittelausscheidungen
Fängt man nach KM-Injektionen die KM-Ausscheidungen der Patient:innen mittels Urinbeuteln auf, kann das den Umwelteintrag substanziell verringern. I.v. verabreichte iodhaltige KM werden von Patient:innen mit normaler Nierenfunktion schnell und überwiegend renal ausgeschieden werden (etwa 50% innerhalb von etwa zwei Stunden). Daher sollten vor allem die ersten Urinausscheidungen nach einer KM-Injektion aufgefangen werden, um die KM-Ausscheidungen ins Abwasser zu verringern.
Das kann bei ambulanten Patient:innen über Urinsammelbehälter erfolgen, die zuhause im Hausmüll entsorgt werden, oder in Kliniken mittels separater Toiletten mit einem eigenen Rohrsystem.
Umgang mit Verbrauchs- und Verpackungsmaterial
Nicht nur der Eintrag von KM-Resten in die Umwelt lässt sich signifikant senken – auch bei Verbrauchs- und Verpackungsmaterialien können radiologische Institutionen die Müllmengen senken helfen. Die Nutzung von Multi-Patienten-Systemen leistet dazu einen wertvollen Beitrag.
Referenzen
Dekker HM, Stroomberg GJ, Prokop M. Tackling the increasing contamination of the water supply by iodinated contrast media. Insights Imaging 2022;13:30.
Fraunhofer-Institut für System-und Innovationsforschung ISI (Hrsg.). Ergebnisse des Runden Tischs Röntgenkontrastmittel zum Ende der Pilotphase zur Spurenstoffstrategie des Bundes (September 2021). www.dialog-spurenstoffstrategie.de
mh/ktg
19.06.2024