Europaweite Befragung zur MRT-Sicherheit
MRT-assoziierte Unfälle können in Kliniken wie auch radiologischen Praxen passieren. Aus Vorsicht wird selbst bei MRT-kompatiblen kardialen Implantaten eine MRT-Untersuchung oft abgelehnt. Auf Grundlage ihrer europaweiten Befragung bringt die ESR nun eine standardisierte Ausbildung in MRT-Sicherheit ins Gespräch.
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Datum:11.11.2024 0 Kommentare
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Journal:Insights Imaging 2024;15:238
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Titel:The European MR safety landscape
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Autor:European Society of Radiology (ESR)
Zur Originalstudie
Hintergrund
Wie ist es in Europa um die Sicherheit im Umgang mit der MRT bestellt? Um Einblicke zu gewinnen, hat die European Society of Radiology (ESR) 2023 ihre eigenen Mitglieder und die der nationalen Fachgesellschaften befragt. Der anonyme Online-Fragebogen zielte ab auf Ausbildung des Personals, tatsächliche Praxis vor Ort, Scan-Methoden und Unfälle im Zusammenhang mit der MRT.
Ausgewählte Ergebnisse
Teilnehmer:innen der Umfrage
- 793 Antworten aus 44 Ländern gingen bei der ESR ein.
- Die Teilnehmenden waren zu 60% Radiolog:innen, 28% MTR und 10% Medizinphysiker:innen/-techniker:innen.
- 61% der Antworten kamen aus Universitäten und Lehrkrankenhäusern, 31% aus nicht-akademischen Kliniken und 8% aus ambulanten Einrichtungen.
Interne Verantwortlichkeiten
Die für die MRT-Sicherheit verantwortliche Person war in 44% der Fälle ein:e Radiolog:in, in 32,4% ein:e MTR und in 15,8 % ein:e Medizinphysiker:in/-techniker:in. In den übrigen Fällen trug ein multidisziplinäres Team die Verantwortung.
Ausbildung in MRT-Sicherheit
- 77 % der Teilnehmenden gaben an, dass ihre Einrichtung über eine klare Guideline für die MR-Sicherheit verfügt.
- 52 % gaben an, niemand in ihrer Einrichtung habe eine spezielle Schulung zur MR-Sicherheit erhalten.
Kardiale elektronische Implantate im MRT
Scans mit MRT-kompatiblen kardialen elektronischen Implantate erfolgen am häufigsten in Unikliniken; 75% der Teilnehmenden von Unikliniken gaben an, solche MRT-Scans durchzuführen, im Gegensatz zu nur 42% der Teilnehmenden von ambulanten Institutionen.
Auch Offlabel-Scans bei nicht MRT-kompatiblen kardialen Implantaten durchzuführen gaben 27% von den Unikliniken an, kaum jedoch die nicht universitären Institutionen.
Die ESR-Autor:innen folgern: Es gibt Unsicherheit im Umgang mit kardialen Implantaten; das zeigt sich an der hohen Anzahl von Scans, die bei Patient:innen mit kardialen Implantaten abgelehnt werden.
Unfälle im Zusammenhang mit MRT-Untersuchungen
Anzahl der Patient:innenschäden in den letzten fünf Jahren:
- 96 Teilnehmende (12,1 %) meldeten mindestens zwei Projektilunfälle (durch Anziehung magnetisierbarer Gegenstände) mit Patientenschaden
- 100 Teilnehmende (12,6 %) meldeten mindestens zwei Hochfrequenz-Verbrennungen
- 41 Teilnehmende (5,2 %) meldeten mindestens zwei implantatbedingte Verletzungen
Auch Personal wurde verletzt: 46 (5,8 %) meldeten mindestens zwei Fälle von Personalverletzungen durch Projektile.
Sachschäden durch Projektile wurden von 157 Teilnehmenden gemeldet (19,8 %, mindestens zwei Ereignisse in den letzten 5 Jahren).
Genauere Untersuchungen zu MRT-assoziierten Unfällen liegen vor aus Schweden (Kihlberg 2022; Hansson 2020) und Dänemark (Blankholm 2020).
Forderung nach Standards für MRT-Sicherheitstrainings
Um die MRT-Sicherheit in den europäischen Ländern zu verbessern, schlägt die ESR vor, einen mehrstufigen Lehrplan für die MR-Sicherheitsausbildung zu entwickeln. Er sollte jeweils die besonderen Bedürfnisse von Radiolog:innen, MTR und Physiker:innen / Techniker:innen berücksichtigen.
Die Autor:innen der ESR weisen darauf hin, dass die 793 Teilnehmenden keine repräsentative Auswahl der radiologischen Berufsgruppen in Europa darstellt.
Referenzen
Blankholm AD, Hansson B. Incident reporting and level of MR safety education: a Danish national study. Radiography 2020;26:147-153
Hansson B et al. Swedish national survey on MR safety compared with CT: a false sense of security. Eur Radiol 2020;30:1918
Kihlberg J et al. Magnetic resonance imaging incidents are severely underreported: a finding in a multicentre interview survey. Eur Radiol 2022;32:477-488
mh/ktg
11.11.2024