RöKo 2024 – Herz-CT: Breitenversorgung über chronische KHK hinaus

RöKo 2024 – Herz-CT: Breitenversorgung über chronische KHK hinaus

Die Herz-CT zur Diagnostik chronischer KHK wird Ende 2024 als GKV-Leistung in der Breitenversorgung ankommen. Langfristig könnten weitere Indikationen folgen – dazu fehlt bisher aber ausreichende Evidenz.

  • Präsentationstag:
    10.05.2024 0 Kommentare
  • Autor:
    kf/ktg
  • Sprecher:
    Marc Dewey, Berlin
  • Quelle:
    RöKo 2024

„Das ist nicht der letzte GB-A Beschuss zur Herz-CT, das ist der erste“, prognostizierte Marc Dewey, Berlin. Allerdings variiert die Datenlage zu unterschiedlichen Anwendungsbereichen erheblich. Dewey richtete den Fokus auf drei Bereiche:

1. Prävention

Die Evidenz zur Herz-CT in der Darstellung klinisch relevanter Atherosklerose wird derzeit weiter erhoben. Bisherige Studien zeigen unterschiedliche Ergebnisse:

  1. FACTOR-64: 900 Personen mit Diabetes Typ I oder II ohne KHK-Symptomatik profitierten nicht von der präventiven Herz-CT (Muhlestein 2014).
  2. SCAPIS: Die große populationsbasierte schwedische Studie zur Früherkennung der Koronar-Atherosklerose bei Personen zwischen 50 und 64 ohne bekannte KHK zeigte eine hohe Prävalenz der Atherosklerose in dieser Population. Der Calcium-Score korreliert gut mit dem Schweregrad. Die Prävalenz bei Frauen ist deutlich geringer (Bergström 2021).
  3. Copenhagen General Population Study: Die Studie schloss fast 10.000 Personen über 40 Jahren ohne bekannte KHK ein und beobachtete sie im Mittel 3,5 Jahre nach. Sie zeigte, dass das Ausmaß der Atherosklerose das höchste Risiko für Tod oder Infarkt darstellte – der Grad der Obstruktion führte zu keinem Unterschied (Fuchs 2023).
  4. SCOT-HEART 2 Trial: Hier werden Patient:innen erstmals randomisiert und entweder der Herz-CT oder dem bisherigen Behandlungsstandard zugeordnet. Die Studie befindet sich derzeit noch in der Rekrutierungsphase.
  5. DANE-HEART Trial: Die Folgestudie der Copenhagen General Population Study mit 6.000 Personen über 40 Jahren untersucht den Wert der Herz-CT bei Patient:innen mit mindestens einem kardiovaskulären Risikofaktor. Die Studie wird bis Ende 2026 laufen.

2. Akutes Koronarsyndrom (ACS)

Die Stimmen pro CCTA für die schnelle Diagnostik des akuten Koronarsyndroms seien vor gut 10 Jahren sehr optimistisch gewesen. Mit der Einführung von Troponin T sei die Herz-CT allerdings nicht mehr nötig gewesen.

Zudem gibt es derzeit keine ausreichende Evidenz für den Nutzen der CCTA in der ACS-Bildgebung.

3. Darstellung vulnerabler Plaques

Neue technische analytische und Rekonstruktions-Methoden (Mézquita 2023) können die diagnostische Qualität invasiver oder sogar histologischer Verfahren erreichen, so Dewey.

Die Identifikation und Analyse vulnerabler Plaques mit der Herz-CT ist derzeit komplex und die Befundung dauert mit im Mittel 30 bis 35 Minuten. Wie sich diese Diagnostik durch künstliche Intelligenz vereinfachen lässt, ist derzeit ebenfalls Forschungsgegenstand (Föllmer 2024).


Referenzen

Bergström G et al. Prevalence of Subclinical Coronary Artery Atherosclerosis in the General Population. Circulation 2021;144(12):916-29

Föllmer B et al. Roadmap on the use of artificial intelligence for imaging of vulnerable atherosclerotic plaque in coronary arteries. Nat Rev Cardiol. 2024;21(1):51-64

Fuchs A et al. Subclinical Coronary Atherosclerosis and Risk for Myocardial Infarction in a Danish Cohort : A Prospective Observational Cohort Study. Ann Intern Med. 2023;176(4):433-42

Muhlestein JB et al. Effect of screening for coronary artery disease using CT angiography on mortality and cardiac events in high-risk patients with diabetes: the FACTOR-64 randomized clinical trial. JAMA 2014;312(21):2234-43

Mézquita AJV et al. Clinical quantitative coronary artery stenosis and coronary atherosclerosis imaging: a Consensus Statement from the Quantitative Cardiovascular Imaging Study Group. Nat Rev Cardiol 2023;20,696-714

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