RöKo Digital – Kardio-MRT: Fragestellungen und Sequenzen

RöKo Digital – Kardio-MRT: Fragestellungen und Sequenzen

Was kann die kardiale MRT und welche Sequenzen eignen sich wofür? Das schildert Katharina Fischbach, Universitätsklinikum Magdeburg, in der RöKo-Reihe ‚Fit für den Facharzt’.

  • Präsentationstag:
    29.10.2020 3 Kommentare
  • Autor:
    mh/ktg
  • Sprecher:
    Katharina Fischbach, Universitätsklinikum Magdeburg
  • Quelle:
    Röntgenkongress Digital 2020

Je nach klinischer Fragestellung kommen verschiedene MRT-Sequenzen zur Anwendung:

Kardiale Morphologie und Funktion

Sequenz

  • Multiphasen Balanced SSFP-Sequenz für die kardiale Funktionsdiagnostik
  • Immer mit 2- und 4-Kammerblick
  • Lückenlose Darstellung des linken Ventrikels in der kurzen Achse

Stärken

  • Schnelle Sequenz
  • Hohes Signal, schnell, geeignet für parallele Bildgebung
  • Exzellenter Kontrast zwischen Myokard und Blut, unabhängig von Blutfluss-Geschwindigkeit

Voraussetzung

Nur für PatientInnen mit Sinusrhythmus. Für stark arrhythmische PatientInnen ist die Kardio-MRT nicht geeignet.

Auswertung

  • Quantitativ zum Erfassen linksventrikulärer Volumina und Ejektionsfraktion
  • Qualitativ für globale wie auch regionale Beurteilung der Funktion (Kontrahiert das Myokard kräftig? Endokardiale Einwärtsbewegung?)

Weiterführende Literatur

Ödem-Bildgebung

Sequenz

  • T2-Wichtung mit Fettunterdrückung
  • Zusätzlich Black-Blood-Technik (exzellenter Kontrast; Blut zeigt sich schwarz, Myokard grau)
  • Kurze Achse
  • 2- und 4-Kammerblick

Stärke

Ödematöses Perikard stark hyperintens („es leuchtet“)

Auswertung

  • Auswertung in der Regel qualitativ (wo finden sich welche Auffälligkeiten?)
  • Semi-quantitativ im Vergleich zur Muskulatur für spezielle Fragestellungen

Ischämie-Bildgebung

2019 Aufnahme der CT-/MRT-Bildgebung für die Diagnostik der koronaren Herzkrankheit (KHK) in die europäischen Leitlinien. Sie gewinnt gegenüber der Herzkatheter-Untersuchung an Bedeutung.

Sequenzen

  • Schnelle T1-Wichtung GRE / SSFP / GRE-EPI
  • Mindestens in 3 Kurzachsen-Schichten
  • Unter medikamentösem Stress (Adenosin, evtl. Regadenoson) und in Ruhe

Stärken

  • Dynamische Bildgebung mit guter zeitlicher Auflösung
  • Erlaubt funktionelle Rückschlüsse auf Koronarstenosen (Wie strömt das Kontrastmittel ins Myokard ein: In jedem Segment gleichmäßig oder verzögert?)

Auswertung

Qualitativ – Minderperfusion ist Ausdruck koronarer Ischämie.

Beurteilung der Myokard-Vitalität

Goldstandard für die Beurteilung der myokardialen Vitalität (was lebt, was ist tot?)

Sequenz

  • T1-gewichtet Inversion Recovery GRE / Balanced SSFP, Phase-sensitive Inversion Recovery (PSIR)
  • Kurze Achse
  • 2- und 4-Kammerblick
  • Gadolinium-basiertes Kontrastmittel in Dosierung von 0,1 bis 0,2 mmol/kg Körpergewicht
  • Nach 8-10 Minuten zeigt sich die verzögerte Kontrastanreicherung in betroffenen Arealen (Late Enhancement)
  • Lückenlos aufnehmen
Differenzialdiagnostik des LGE im Kardio-MRT anhand des LGE-Musters und der Lokalisation (Aus Broschüre "Kardiovaskuläre MRT bei Kardiomyopathien", © 2018 Bayer Vital GmbH | PP-GAD-DE-0067-1)


Stärke

Beurteilung der myokardialen Vitalität:

  • Gesundes Myokard: schwarz
  • Verändertes Myokard: grau
  • Massiv gestörtes Myokard: hell (= hyperintens) als Indikator für Narbengewebe

Auswertung

Qualitativ

Muster der Myokard-Vitalität

Das Muster der Kontrastanreicherung erlaubt Rückschlüsse auf die Ursache einer Pathologie.

Infarkttyp

  • Infarkt bezieht immer subendokardiale Anteile mit ein
  • Progression epikardial (25/50/75% der Herzwand betroffen)
  • Transmural (100% der Herzwand betroffen)
  • Infarkt ist immer auf Versorgungsgebiet einer Koronararterie beschränkt
  • Infarktareale sind glatt berandet und stark hyperintens, denn es stirbt jede Herzzelle

Nicht-Infarkt-Typ

  • Sehr unterschiedliche Muster (fokale Flecken, multifokale Veränderungen, zirkulär ...)
  • Nicht auf ein koronares Versorgungsgebiet beschränkt
  • Häufig etwas weniger leuchtend: Intermediär bis schwach hyperintens

Mikrovaskuläre Obstruktion beim akuten Myokard-Infarkt

Eine mikrovaskuläre Obstruktion zeigt sich als kleine schwarze Region innerhalb eines ausgedehnten Infarkts. Die gesamte Mikrozirkulation dieser Region ist durch Thromben blockiert, es gelangt kein Kontrastmittel hinein. Daher gibt es hier kein Late Enhancement und die Region bleibt schwarz. Schwarzes Areal nicht verwechseln mit vitalem Myokard!

Mikrovaskuläre Obstruktion spielt sich im Myokard ab, ein Thrombus dagegen in der Herzkammer.

Akuter vs. chronischer Myokard-Infarkt

  • Ein chronischer (alter) Infarkt wird narbig umgebaut und ist durch ein ausgedünntes Myokard gekennzeichnet.
  • Ein akuter Infarkt zeigt sich durch ein ödembedingt verdicktes Myokard.

Kardiale Hypertrophie

  • Physiologisch ist das Myokard am dicksten immer an der Herzbasis, zum Apex hin verjüngt sich die Wanddicke harmonisch.
  • An strukturelle Herzerkrankung denken, wenn Myokarddicke linksventrikulär 15mm übersteigt.
  • Messung erfolgt an der Stelle, wo Myokard am dicksten.
  • Hypertrophie hat viele unterschiedliche Muster.

Kardio-Fallsammlungen und weiterführende Literatur

Auf der Lernplattform conrad der Deutschen Röntgengesellschaft haben Katharina Fischbach, Universitätsklinikum Magdeburg, und ihr Kollege Sebastian Reinartz, Uniklinikum Aachen, eine Sammlung von Fallbeispielen zur kardialen Bildgebung mit CT und MRT angelegt.

Als Übersichtsarbeit zur Standardisierung empfahl Katharina Fischbach „Standardized cardiovascular magnetic resonance imaging (CMR) protocols: 2020 update“. Das Paper von Christopher Kramer et al. ist frei im Volltext verfügbar.

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