ECR 2024 – Recycling und Reduzierung iodhaltiger Kontrastmittel

ECR 2024 – Recycling und Reduzierung iodhaltiger Kontrastmittel

Kontrastmittelreste aus radiologischen Abteilungen und Patient:innen-Ausscheidungen werden bisher kaum gesammelt oder recycelt. Einige Unternehmen bieten jedoch Kontrastmittel-Recycling-Programme an. Ein weiteres Konzept sind getrennte Urinsammelsysteme.

  • Präsentationstag:
    01.03.2024 0 Kommentare
  • Autor:
    biho/ktg
  • Sprecher:
    Olivier Clément, Paris
  • Quelle:
    ECR 2024
  • Das re:contrast Programm der Bayer AG bietet ein Rücknahmeprogramm für Kontrastmittelreste aus radiologischen Abteilungen an.
  • Urinsammelsysteme würden das Einbringen iodhaltiger Kontrastmittel ins Abwasser minimieren.

Kontrastmittel-Rückstände in der Umwelt

Weltweit werden etwa 120 Millionen kontrastmittelgestützte CT-Untersuchungen pro Jahr durchgeführt. Durchschnittlich 100 ml iodhaltiges Kontrastmittel benötigt jede Untersuchung (Schöckel et al. 2020). Damit summiert sich der jährliche Verbrauch auf zwölf Millionen Liter. „Im Jahr 2020 führte der Rhein 70 Tonnen iodhaltige Kontrastmittel mit sich“, so Olivier Clément, Paris.

Recyceln und reduzieren

re:contrast: Das Recycling-Programm der Bayer AG

Iodhaltige Kontrastmittel-Rückstände aus produzierenden Betrieben werden bereits häufig gesammelt und recycelt. Einige Unternehmen bieten außerdem Serviceprogramme zur Rücknahme von Kontrastmittelresten an. Das Iod wird zurückgewonnen und für den Nicht-Pharmamarkt verwendet, zum Beispiel für jodiertes Speisesalz oder Desinfektionsmittel. Die Bayer AG hat 2021 das Programm re:contrast gestartet. Radiologische Abteilungen sammeln Kontrastmittelreste in von Bayer kostenlos zur Verfügung gestellten Behältern. Volle Behälter werden abgeholt und die Kontrastmittelreste recycelt.
Die Bayer AG hat ein Kontrastmittel-Recyclingprogramm namens re:contrast eingeführt.

Optimierter Kontrastmittel-Einsatz

Personalisierte Kontrastmittel-Protokolle erlauben je nach klinischer Fragestellung und patientenspezifischen Parametern wie Körpergewicht eine Kontrastmittel-Dosisreduktion. So gelangen auch weniger Kontrastmittel-Rückstände durch Patient:innen-Ausscheidungen in die Umwelt (Dekker et al. 2022).

Weniger Verpackungsmüll

Multi-Patient-Systeme mit größeren Kontrastmittel-Flaschen sind in Europa seit Jahren gängige Praxis. Die 500-ml-Flaschen sorgen für weniger Verpackungsmaterial und weniger unbenutzte Kontrastmittelreste. „Bei der Umstellung auf Multi-Patient-Systeme kann der Kunststoffabfall um 93 % reduziert werden“, so Clément (Brown et al. 2023).

Getrennte Urinsammelsysteme

Kontrastmittel-Rückstände aus Produktion und durch ungenutzte Reste in radiologischen Abteilungen sind nach Ansicht von Clément nicht das größte Problem. Die Urinausscheidungen von Patient:innen machen einen nicht unerheblichen Anteil der Rückstände im Abwasser aus.

Iodhaltige Kontrastmittel gelangen chemisch unverändert über den Urin von Patient:innen in die Umwelt. Nach zwei Stunden sind 50 % des verabreichten Kontrastmittels mit dem Urin ausgeschieden, nach 24 Stunden sind nur noch geringe Mengen im Urin nachweisbar.

Konzept: Urinsammelbehälter für den Einmalgebrauch

Ambulante Patient:innen können Einweg-Urinsammelbehälter mit nach Hause nehmen. Sie werden gebeten, die ersten vier Harnausscheidungen nach der Kontrastmittel-Gabe darin zu sammeln und über den Hausmüll zu entsorgen. Bei dessen Verbrennung werden die Kontrastmittelausscheidungen umweltverträglich abgebaut. Pilotprojekte in Deutschland und den Niederlanden zeigen, dass die überwiegende Mehrheit der Patient:innen bereit ist, solche Sammelbehälter zu nutzen.

Konzept: Separates Auffangen von Urin bei stationärem Aufenthalt

Kliniken können zum Auffangen von Urin eigene Toiletten installieren, deren Abwasser separat gesammelt und entsorgt wird. Die separate Sammlung ermöglicht eine getrennte Entsorgung oder Aufbereitung und schont dadurch die Umwelt.

Verringerung von iodhaltigen Kontrastmittel-Rückständen im Abwasser durch getrennte Urinsammelbehälter oder Abwassersysteme.

Fazit

Umweltaspekte spielen eine immer größere Rolle beim Einsatz von Kontrastmitteln. Ein optimierter Einsatz iodhaltiger Kontrastmittel durch personalisierte Protokolle und Multi-Patient-Systeme reduziert die Menge an Kontrastmitteln und Verbrauchsmaterialien. Sammel- oder Recycling-Programme für ausgeschiedene oder ungenutzte Kontrastmittelreste sind noch nicht flächendeckend etabliert; umsetzbare Konzepte existieren bereits.

Auf Nachfrage verwies Clément noch einmal darauf, dass iodhaltige Kontrastmittel keine nachgewiesenen ökotoxischen Wirkungen haben. „Unter bestimmten Bedingungen können jedoch Umwandlungsprozesse stattfinden, die ein potenzielles Risiko darstellen“, sagte er.

Referenzen

Brown M et al. Climate Change and Radiology: Impetus for Change and a Toolkit for Action. Radiology. 2023 May;307(4):e230229.

Dekker HM et al. Tackling the increasing contamination of the water supply by iodinated contrast media. Insights Imaging. 2022 Feb 24;13(1):30.

Schöckel L et al. Developments in X-Ray Contrast Media and the Potential Impact on Computed Tomography. Invest Radiol. 2020 Sep;55(9):592-597.

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