Niedergelassene Ärzte sehen informierte Patienten ambivalent

Niedergelassene Ärzte sehen informierte Patienten ambivalent

Einer Online-Umfrage der Bertelsmann Stiftung/Barmer GEK unter Medizinern zufolge sehen niedergelassene Ärzte informierte Patienten kritisch. Fast die Hälfte der Befragten gab an, informierte Patienten hätten unangemessene Erwartungen und Ansprüche, was die Behandlung erschwere. Die Deutsche Gesellschaft für Radioonkologie sieht das anders: „Wir schätzen Patienten, die sich selbst umfassend informieren und ermuntern beispielsweise Patienten mit Prostatakrebs, sich vor der Therapiewahl eine Zweitmeinung einzuholen“, so DEGRO-Präsident Professor Jürgen Debus.

  • Datum:
    20.09.2016
  • Autor:
    NN (mh/ktg)
  • Quelle:
    AWMF

Die Bertelsmann Stiftung und die Barmer GEK befragte Ende 2015 über 800 ambulant tätige Ärzte in einer Online-Umfrage zu ihrer Haltung gegenüber „selbstinformierten Patienten“. Die Ergebnisse: Fast alle befragten Ärzte bestätigten, dass sich ihre Patienten stärker informieren als noch vor fünf Jahren. Etwa ein Viertel gab an, sich an einem normalen Arbeitstag mit mehr als 30 Prozent der Patienten über solche Informationen auszutauschen. Das begrüßt etwas mehr als die Hälfte der Ärzte; die andere bewertet diesen „Trend“ als negativ.

„Immerhin etwas mehr als ein Drittel der Befragten gab an, dass informierte Patienten sich leichter an Entscheidungen für ihre Gesundheit beteiligen können. Das ist genau der Punkt, an dem wir ansetzen“, so Professor Jürgen Debus: „Wer Grundsätzliches über Krebstherapien weiß – sei es Operation, Chemo- oder Strahlentherapie, kann zusammen mit dem behandelnden Arzt die für ihn beste Therapieentscheidung treffen und diese auch mittragen.“

Wenn ein Patient Krankheit, Behandlungsansätze und mögliche Folgen kennt, kann es ihm auch helfen, mit der Erkrankung besser zurechtzukommen. Professor Debus merkt an: „Der Arzt ist und bleibt der Experte – das steht nicht infrage. Dennoch darf der Patient eine Therapieempfehlung hinterfragen und sollte dies vor allem dann tun, wenn er nicht hinter der Therapieentscheidung steht.“ Patienten, die Zweifel an der Einschätzung des Arztes haben, empfiehlt der Radioonkologe, eine zweite Meinung einzuholen.

Ihr direkter Draht zu uns