Schwedische Studie liefert Grundlagen für allgemeines Prostatakrebs-Screening

Schwedische Studie liefert Grundlagen für allgemeines Prostatakrebs-Screening

Beim Prostatakrebs-Screening lässt sich das Risiko einer Überdiagnose halbieren, wie eine Studie der Uni Göteborg zeigt. Mit dem jetzt erprobten Diagnoseverfahren werden deutlich weniger indolente Tumoren gefunden. Damit würde ein allgemeines Screening möglich.

  • Datum:
    13.12.2022
  • Autor:
    M. Kubista (mh/ktg)
  • Quelle:
    Schwedischer Forschungsrat

Verantwortlich für die nun in The New England Journal of Medicine veröffentlichte Studie waren Forschende der Sahlgrenska-Akademie (Universität Göteborg) und der Sahlgrenska-Universitätsklinik.

Fokus auf gezielte Biopsien

In der vorliegenden Studie wurden 37.887 schwedische Männer im Alter von 50-60 Jahren zu einem PSA-Test (prostataspezifisches Antigen) eingeladen. Im Falle eines erhöhten PSA-Wertes wurde ihnen eine MRT der Prostata angeboten. Die 17.980 Männer, die an der Studie teilnahmen (47 Prozent aller Eingeladenen), wurden in zwei Gruppen aufgeteilt.

In der Referenzgruppe wurde allen Männern mit erhöhten PSA-Werten eine systematische Biopsie angeboten, bei der 12 "blinde" Gewebeproben aus verschiedenen Teilen der Prostata entnommen wurden. Zeigte das MRT Auffälligkeiten, wurden weitere drei oder vier gezielte Gewebeproben im betreffenden Bereich entnommen. Diese Strategie gilt heute weitgehend als Standard.

In der Versuchsgruppe wurden nur Männer mit verdächtigen MRT-Befunden für die Biopsie ausgewählt. Dabei wurden nur vier gezielte Gewebeproben (targeted biopsy) im verdächtigen Bereich entnommen.

Die Ergebnisse zeigen: In der Versuchsgruppe wurde das Risiko halbiert, einen indolenten Krebs zu finden, während schwere, potenziell tödliche Krebsarten in beiden Gruppen in nahezu gleichem Umfang gefunden wurden.

Screening medizinisch gerechtfertigt

"Wir müssen von der heute noch üblichen blinden Entnahme von Gewebeproben wegkommen, uns auf die MRT-Untersuchung verlassen und die Diagnostik so umstellen, dass wir nur noch bei denjenigen Männern Proben entnehmen, bei denen die MRT einen Tumor gezeigt hat - und dann nur noch gezielte Proben in dem betroffenen Bereich nehmen," erläutert Studienleiter Jonas Hugosson, Professor für Urologie an der Universität Göteborg.

"Mit dieser Strategie wird die Zahl der Personen, die sich einer Biopsie unterziehen müssen, die eine unangenehme Prozedur mit dem Risiko einer Infektion darstellt, stark reduziert. Außerdem halbiert diese Strategie das Risiko, einen harmlosen Tumor zu entdecken, was bisher das größte Hindernis für die Einführung einer allgemeinen Vorsorgeuntersuchung auf Prostatakrebs war", so Hugosson weiter, "die Ergebnisse dieser Studie können den Weg für die Einführung eines allgemeinen Screenings auf Prostatakrebs ebnen. Bei der Bewertung müssen jedoch auch andere Faktoren wie die Kosten und der Zugang zu MRT-Untersuchungen berücksichtigt werden."

Zur Originalpublikation 'Prostate Cancer Screening with PSA and MRI Followed by Targeted Biopsy Only' in  NEJM

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