Klavier-Duett im MRT
MRT-kompatibles Klavier kommt erstmalig im Duett zum Einsatz.
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Datum:25.07.2022
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Autor:I. Wittmann (mh/ktg)
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Quelle:Max-Planck-Institut für empirische Ästhetik
Musikalisches Zusammenspiel erfordert die flexible Koordination zwischen den Spielenden. Sie müssen sich sowohl auf die eigene Melodie als auch auf den Zusammenklang der Instrumente konzentrieren. Um herauszufinden, wie genau der dazu nötige Koordinierungsprozess abläuft, luden die WissenschaftlerInnen von den Max-Planck-Instituten für empirische Ästhetik in Frankfurt/Main und für Kognitions- und Neurowissenschaften in Leipzig 40 PianistInnen mit klassischer Klavierausbildung ein, jeweils kurze Stücke im Duett zu spielen – einer die Melodie mit der rechten Hand, der andere die Bassstimme mit der linken.
Gemessen wurde mittels funktioneller MRT. Besonderheit: Ein von der Blüthner Pianofortemanufaktur in Leipzig hergestelltes, MRT-kompatibles Klavier mit 27 Tasten entwickelt, das nun zum ersten Mal im Duett zum Einsatz kam. über eine Lichtleitung registriert es die Tastendrücke der Teilnehmer. Für die Studie spielte ein Pianist im MRT-Scanner, der Duettpartner saß an einem gewöhnlichen Klavier außerhalb des Scannerraums.
Ergebnisse der MRT-Studie
„Wenn die Pianisten die Bassstimme kannten, waren die Hirnregionen aktiv, die für die Motorik des Spielens dieser Stimme zuständig sind – auch wenn sie vom Partner außerhalb gespielt wurde. Zugleich waren aber auch Regionen aktiviert, die für das Hören zuständig sind. Das bedeutet, dass die Pianisten die Bassstimme nicht nur als Begleitung im Kopf mitspielten, sondern sich sogar deren Klang vorstellten, was natürlich nicht immer identisch mit dem Spiel des Partners war“, berichtet Erstautorin Natalie Kohler.
Je größer die absichtlich induzierte zeitliche Diskrepanz von der gespielten Stimme des Partners zu der im eigenen Kopf gehörten war, desto mehr konzentrierten sich die Spieler im MRT-Scanner auf sich selbst. Der Pianist außerhalb passte sich entsprechend an. Diese Rollenverteilung entspricht einem allgemein zu beobachtenden Phänomen: Der „Schwächere“ – bzw. unter schwierigeren Bedingungen Spielende – konzentriert sich in der Regel stärker auf das eigene Spiel.
Die kombinierten Erkenntnisse aus der Studie zeigen, wie das Gehirn beim gemeinsamen Musizieren kognitive und sensorische Faktoren verknüpft und damit ein situationsbedingtes Anpassen des Spiels ermöglicht.