RöKo 2023 – KI als Befreiungsschlag für die Radiologie
Radiologie als Leitdisziplin datengetriebener Medizin – das Plädoyer dafür hielt Frederik Wenz, Freiburg, auf dem RöKo 2023 nach der Verleihung der Ehrenmitgliedschaft der Deutschen Röntgengesellschaft.
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Präsentationstag:19.05.2023 1 Kommentare
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Autor:kf/ktg
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Sprecher:Frederik Wenz, Freiburg
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Quelle:RöKo 2023
„Werden Sie zum Dr. Google Ihrer Organisation“, forderte Wenz von den Radiolog:innen. Dies bedeute, Informationen aus allen Systemen herauszuholen, in bestimmten Fällen sogar aus den Social-Media-Kanälen der Patient:innen. Wenz nannte die Toxoplasmose als Beispiel: Die Symptomatik ist leichter zuzuordnen, wenn auf einem Kanal Katzenfotos zu finden sind.
Die gesamte Information ist in den klinischen Ablauf zu bringen und Entscheidungen können dann auf Basis aller Informationen getroffen werden. Dazu gehört interdisziplinäres Denken und Handeln: „Bilder gemeinsam betrachten, sich gegenseitig ernst nehmen und sich mit den Themen der Nachbardisziplinen beschäftigen“, so Wenz.
Die Radiologie weise als einzige medizinische Disziplin alle Voraussetzungen dafür schon jetzt auf: die Technik, die Kommunikationssysteme, die Netzwerke und das technische Wissen.
KI als Unterstützungssystem
Wenz geht davon aus, dass KI zum Befreiungsschlag für die Radiologie werden könnte. KI-basierte Unterstützungssysteme können repetitive Arbeiten übernehmen und die eigentliche Produktivität erhöhen.
Ein aktuelles Beispiel aus dem Uniklinikum Freiburg stammt aus der Ophthalmologie: Ein KI-Algorithmus wurde mit 25.000 Arztbriefen aus der Augenheilkunde trainiert. Inzwischen ist diese KI in der Lage, Arztbriefe auf Facharztniveau zu erstellen. Grundlage dafür sind limitierte, gute Datensätze. Von der Schnelligkeit des KI-Fortschritts zeigte sich Wenz überrascht.
Ähnlich schnelle Lerneffekte weist ChatGPT auf. Die KI nahm an der Prüfung zum US-Staatsexamen teil, der United States Medical Licensing Examination (USMLE). ChatGPT 3.5 fiel knapp durch. Der Algorithmus wurde weiter trainiert und landete dann mit einem Gesamtdurchschnitt vom 86% in den Top 20 Prozent der Teilnehmenden. „Ich würde ChatGPT 4 als Unterstützungssystem betrachten – die KI fragen, ihr nicht alles glauben, aber die Ergebnisse zur Kenntnis nehmen“, so Wenz. Kurz: Erst Hirn anschalten, dann Technik.
Um Mediziner:innen für die neuen Anforderungen fit zu machen, sollten Felder wie KI, Medienkompetenz, Physik und die Technik, die in einem Fach genutzt wird, in die Approbationsordnungen einfließen.
Frederik Wenz ist habilitierter Radioonkologe und derzeit Leitender Ärztlicher Direktor und Vorstandsvorsitzender des Universitätsklinikums Freiburg.
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