Screening-Programme: Ein internationaler Vergleich
Die Konzepte bildgebender Screening-Programme unterscheiden sich beträchtlich, wie ein Vergleich unter zehn Industrienationen zeigt.
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Datum:13.03.2017 0 Kommentare
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Journal:J Am Coll Radiol. 2016;13(11):1289-1295
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Titel:International Perspectives on Radiology in Preventive Screening
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Autor:Brus-Ramer M et al.
Zur Originalstudie
Marcel Brus-Ramer, University of California, San Francisco, und Kollegen befragten Mitglieder des internationalen Wirtschaftskomitees des ACR aus zehn verschiedenen Ländern zum Thema Screening-Programme für bestimmte Krankheitsbilder. Zu den Ländern gehörten Australien, Kanada, Frankreich, Deutschland, Indien, Israel, Japan, Spanien, Großbritannien und die USA.
Brustkrebs
In allen befragten Ländern, abgesehen von Indien, übernimmt die Krankenkasse die Kosten für ein Mammographie-Screening. Zudem gibt es in diesen Nationen Aufklärungsprogramme, die Patienten ermutigen an der Screening-Untersuchung teilzunehmen. Die Teilnehmerzahlen variieren von 1% in Indien über 23% in Japan und 74% in Großbritannien. In den meisten Ländern wird die Mammographie für Frauen zwischen 50 und 70 Jahren angeboten. Das Screening-Programm in den USA richtet sich dagegen bereits an Patientinnen ab 40 Jahren ohne Altersbegrenzung.
Darmkrebs
Auch für das Kolonkarzinom wird ein Screening in den meisten Ländern von den Krankenkassen übernommen. Dabei handelt es sich zumeist um einen jährlich oder alle zwei Jahre durchgeführten Hämoccult-Test, der bei einem auffälligen Ergebnis zu einer Koloskopie führt. In anderen Ländern, wie den USA, wird die Koloskopie als First-Line-Screening ab 50 Jahren angeboten.
Lungenkrebs
Nur die USA und Israel haben von der Krankenkasse übernommene Screening-Programme für Lungenkrebs. Patienten mit mehr als 15 Pack Years zwischen 55 und 77 Jahren erhalten dafür eine Low-Dose-CT des Thorax. Trotz Aufklärungsprogrammen für das Screening liegt die Teilnehmerzahl bei 1-10%.
Koronare Herzkrankheit
Israel, Japan und die USA haben spezifische Screening-Programme für die KHK. In Israel wird dafür beispielsweise beim Vorliegen bestimmter Risikofaktoren der Kalziumspiegel bestimmt und eine CT-Angiographie durchgeführt. In den USA werden ab 20 Jahren der Blutdruck sowie die Blutfettwerte bestimmt.
Hüftgelenksdysplasie
In den meisten Ländern wird bei Kindern mit zwei Monaten eine Sonographie der Hüfte durchgeführt, um eine Dysplasie auszuschließen. Dabei werden in einigen Ländern alle Kinder untersucht, während die Indikation in anderen Nationen anhand von Major- und Minor-Kriterien gestellt wird, zu denen weibliches Geschlecht, familiäre Belastung oder Geburt in Beckenendlage zählen.
Abdominelles Aortenaneurysma
In den USA und Großbritannien übernimmt die gesetzliche Krankenkasse ein Screening für eine Sonographie des Abdomens zur Detektion von Aortenaneurysmata ab 65 Jahren. In Israel und Spanien tragen zumindest private Krankenkassen die Kosten für das Screening.
Fazit
Brustkrebs-Screening ist das am häufigsten geförderte Screening-Verfahren in den befragten Ländern, obgleich es auch hier Unterschiede zwischen den Nationen gibt. So wird das Screening in den USA früher und doppelt so häufig angeboten als in anderen Ländern. Ein weiteres häufig verwendetes Screening-Verfahren stellt der Hämoccult-Test zur Erkennung des Kolonkarzinoms dar. Dieser Test ist in seiner Aussagekraft jedoch fraglich.
Sehr selten wird das Screening für Lungenkrebs genutzt, obwohl die Wirksamkeit des CT-Thorax für die Erkennung dieser Erkrankung durch Studien belegt ist. Angesichts der vielen Tode durch Lungenkrebs bieten erstaunlich wenige Länder Programme zur Früherkennung an.
Für die KHK wurde zwar in den meisten Ländern keine spezifische Screening-Methode genannt, jedoch gehört die Erkennung von Risikofaktoren für die Erkrankung, wie eine Hyperlipidämie oder ein Bluthochdruck, zur Routinediagnostik.
mm/ktg
13.03.2017