Wie gut sind radiologische Smartphone-Apps?
Medizinische Apps für Mobilegeräte werden bei Ärzten immer beliebter. Doch halten die Applikationen was sie versprechen?
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Datum:01.04.2014 0 Kommentare
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Journal:Insights Imaging 2013;4(5):555-62.
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Titel:Radiology smartphone applications; current provision and cautions
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Autor:Rodrigues MA et al.
Zur Originalstudie
Mark Alexander Rodrigues vom Royal Infirmary of Edinburgh, Schottland, und Kollegen haben die Güte von Smartphone-Apps hinterfragt.
Methode
Die Autoren durchsuchten zwischen 18. und 30. Juni 2012 sechs App-Stores (Apple, Google Play, Blackberry Mobile Market, Nokia Ovi, Samsung und Microsoft Windows Marketplace) nach englischsprachigen radiologischen Applikationen.
Ihr Fokus lag auf den Bewertungen der Nutzer, den Kosten der App und dem medizinischen Input bei deren Entwicklung.
Ergebnisse
321 Apps konnten gefunden werden. Die meisten davon boten Apple (54%) und Google (34%) an. Nur 7% dieser Apps waren für Endgeräte beider Anbieter erhältlich.
Kategorien: 158 Apps (49%) gehörten zur Kategorie „Teaching“ und enthielten Patientenfälle, Textbücher oder Enzyklopädien, Prüfungshilfen und radiologische Anatomie.
Die zweithäufigste Kategorie war „References“ (30%) mit Leitlinien, Krebs-Staging, Scan-Protokollen, Kalkulatoren und anderen hilfreichen Standards. An dritter Stelle lagen die „Viewing Software“ Apps (9%) mit Zugriff auf elektronische Filme (DICOM/PACS, z.B. eFilm Mobile) und Studien.
Medizinisches Know-How: Bei rund jeder dritten App (36%) waren Mediziner an der Entwicklung beteiligt, in 24% der Fälle wurden die vollen Namen, das Fachgebiet und die berufliche Wirkungsstätte der beteiligten Experten erwähnt, bei allen anderen waren die Informationen lückenhaft.
Lediglich bei 44% der Apps waren Fachgesellschaften involviert oder wurden Leitlinien bei der Entwicklung zugrunde gelegt. 12% der Apps stammten von Geräte-Herstellern (z.B. Siemens, GE).
Kosten: 135 Apps waren kostenfrei herunterladbar. Bei vier Apps gab es einen limitierten Zugriff auf die ansonsten zahlungspflichtige Anwendung. 182 Apps wurden kostenpflichtig angeboten. Der mittlere Preis betrug 11,65 EUR, die Preisspanne lag zwischen 0,82 und 82,97 EUR. Die teuersten Anwendungen fielen in die Kategorie „viewing software“ (27,11 EUR), gefolgt von „Teaching“ (13,08 EUR) und “Reference“ (7,21 EUR).
Nutzerbewertung: Bei fast Zweidritteln der Apps lagen keine Nutzer-Bewertungen vor. Die verbleibenden 197 Apps bekamen im Schnitt 3,18 der fünf möglichen Punkte. Nur 12% der Apps wurden von mindestens zehn Nutzern bewertet, lediglich 3% hatten mehr als 50 Bewertungen. Kostenpflichtige Apps wurden signifikant höher bewertet. Auch Apps, bei deren Entwicklung ein Mediziner mitgeholfen hatte, bekamen bessere Bewertungen.
Fazit
Smartphone-Anwendungen können radiologisches Wissen auf einem ganz neuen Weg vermitteln. Lernmodule und Aufbereitung von Standards sind bisher die häufigsten Inhalte. Auch das Begutachten von DICOM-Bildern scheint machbar, wird aber meist noch begrenzt durch das limitierte Smartphone-Display.
Trotz der guten Möglichkeiten mahnen die Autoren, dass viele Apps ohne medizinisches Fachwissen entwickelt werden und einheitliche Standards fehlen, mit denen Nutzer die Qualität der Apps einschätzen können.
ch/ktg
01.04.2014