RöKo 2016 – MPE, der neue Kollege in unseren Reihen
In größeren Kliniken gibt es ihn häufig schon, demnächst wird er für alle radiologischen Institute verpflichtend sein – der Medizinphysik-Experte. Horst Lenzen vom Klinikum Münster und Gebhard Östreicher vom Klinikum Augsburg brachten Beispiele, welche Aufgaben der MPE künftig erfüllen soll.
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Präsentationstag:04.05.2016 5 Kommentare
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Autor:if/ktg
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Sprecher:Gebhard Östreicher, Klinikum Augsburg
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Quelle:Deutscher Röntgenkongress 2016
Der Medizinphysik-Experte (MPE) ist ein „ständiger Gesprächspartner, einer der sich kümmert und all die Daten über Strahlendosen, die sich in den Jahren angesammelt haben, vernünftig auswertet,“ fasste Horst Lenzen zusammen. Zusätzlich soll der MPE beim Kauf neuer Geräte beratend beteiligt sein, indem er beispielsweise Spezifikationen liefert. Er bestimmt dabei nicht, was gekauft wird, legt aber vor, was in Sachen Strahlung beachtet werden muss. Der Medizinphysik-Experte wird zudem dafür verantwortlich sein, dass die gesamte radiologische Einrichtung funktioniert. „Das betrifft nicht nur das Gerät, sondern zum Beispiel auch den Gonadenschutz,“ ergänzte der Vortragende.
Mehr Blei in die Wände
Auch in Strahlenschutz-Schulungen soll der neue Kollege sein Wissen einbringen. Östreicher fordert beispielsweise, dass der Physiker auch mal in eine OP gehen und vermitteln soll, wie man sich dort in Bezug auf Strahlenschutz verhält. Denn er weiß: „Wenn man sich die Strahlenbelastung in OP’s manchmal ansieht, wird so mancher Kardiologe blass.“ Auch baulicher Strahlenschutz, ein oft wenig beachteter Bereich, ist eine Domäne des Physikers. Östreicher erlebt häufig, dass bei der Installation eines neuen CT-Gerätes nicht geprüft wird, was sich hinter in den Wänden befindet. „Wenn der Physiker kommt, muss dann immer mehr Blei an die Wände ran.“
Ansprechpartner für viele Belange
Die genannten Beispiele zeigen, dass ein MPE in seinem Aufgabenspektrum sehr breit aufgestellt sein muss und mit verschiedenen Experten anderer Bereiche zusammenarbeiten soll. Wenn es um Strahlenschutz geht, agiert er als Schnittstelle zwischen Technikern, Patienten, sowie Behörden und ärztlichen Stellen. Dabei soll der MPE stets eine unabhängige Position einnehmen. Östreicher betonte, dass ein MPE daher auch Mut mitbringen müsse, um unangenehme Meinungen zu vertreten. „Ich habe gute Erfahrungen damit gemacht. Man kann sehr viel damit erreichen.“
Ein MPE für alle Fälle
Das Anforderungsprofil des neuen Mitarbeiters ist demnach breit gefächert, was Personalmanager möglicherweise vor eine Herausforderung stellt, wie Lenzen vermutet: „Von Anfang an vernünftiges Personal zu finden, wird ein schwerer Akt werden.“ Doch nicht jedes radiologische Institut benötigt tatsächlich einen Vollzeit-Beschäftigten in seinen Reihen. Durchschnittlich 0,06 MPE würden pro Gerät notwendig sein, errechnete Lenzen. „Mehr wäre übertrieben. In einem mittelgroßen Krankenhaus müsste dann ein halber bis ein Physiker vorhanden sein.“
Eine sehr ausführliche Beschreibung des Medizinphysik Experten und seines Tätigkeitsfeldes findet sich in der EU-Richtlinie 2013/59/Euratom und den Richtlinien 'Radiation Protection No. 174'.
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