RöKo 2017 – Implantate im MRT bleiben eine Herausforderung
Viele Implantate sind heute keine Kontraindikation mehr für eine MRT-Untersuchung. Was zu beachten ist und wie trotz der Metallartefakte eine gute Bildqualität erzielt werden kann, erläuterte Rolf Vosshenrich aus Göttingen.
-
Präsentationstag:24.05.2017 2 Kommentare
-
Autor:ch/ktg
-
Sprecher:Rolf Vosshenrich, Praxis für Moderne Schnittbild Diagnostik, Göttingen
-
Quelle:Deutscher Röntgenkongress 2017
Die Menschen werden immer älter und wollen auch noch im Alter aktiv bleiben. Da bleibt es nicht aus, dass nicht mehr ausreichend belastbare Gelenke ersetzt werden.
Sicherheitscheck
„Oberstes Gebot bleibt: Sie müssen nach Implantaten fragen!“, sagte Rolf Vosshenrich von der Praxis für Moderne Schnittbild Diagnostik in Göttingen. Dann sei wichtig, ob es sich um ein aktives oder passives Implantat handelt. Danach komme die Risikoabschätzung (sicher – bedingt sicher – unsicher).
Auf www.mrisafety.com kann man nach Sicherheitsinformationen zu vielen Produkten suchen.
Passive Implantate
Passive Implantate sind häufig. So ist Deutschland Weltmeister bei der Implantation von Hüftendoprothesen (Wengler A et al. Dtsch Arztebl Int 2014).
Neuere passive Implantate lassen sich meist auch im MRT untersuchen. Das Implantat selbst kann sogar die Indikation für die Untersuchung sein (Hayter CL et al. AJR 2012). „Die Patienten kommen mit Schmerzen im Implantatbereich. Da geht es dann um die Ursache, und ob das Implantat raus muss oder drin bleiben kann“, erklärte Vosshenrich.
Hauptproblem bei solchen MR-Untersuchungen sind die Metallartefakte. Damit die Bildqualität nicht darunter leidet, gibt es so genannte Metallartefakt-Reduktionsprogramme wie SEMAC (Slice Encoding for Metal Artifact Correction) und VAT (View Angle Tilting). „Sie müssen dabei berücksichtigen, dass sich dadurch die Messzeit verlängert. Dafür haben Sie dann aber auch eine gute Bildqualität“, so Vosshenrich.
Aktive Implantate
Auch bei den Schrittmachern und Defibrillatoren (ICD) ist Deutschland Spitzenreiter. 2008 kam der erste MR-taugliche Schrittmacher auf den Markt. Heute werben viele Hersteller mit diesem Merkmal. Vosshenrich mahnte jedoch zur Vorsicht: „Lesen Sie das Kleingedruckte der Herstellerinformationen!“ Dort werde häufig empfohlen, bestimmte Parameter zu ändern, auf die man bisher gar keinen Zugriff hat (z.B. Low SAR). Gerätehersteller haben bereits reagiert und wollen in naher Zukunft voreingestellte MR-Software anbieten.
Die Deutsche Kardiologische Gesellschaft und die Deutsche Röntgengesellschaft haben ein aktuelles Konsenspapier zu MR-Untersuchungen von PatientInnen mit Herzschrittmachern und Kardioverter-Defibrillatoren herausgebracht (Sommer T et al. Rofo 2017).
„Bei den aktiven Implantaten haben wir es aber nicht nur mit kardialen Schrittmachern und ICD-Systemen zu tun“, ergänzte Vosshenrich. Auch PatientInnen, die schnarchen oder eine Stuhlinkontinenz haben, würden heutzutage mit (muskulären) Schrittmachern therapiert.