Kapselendoskopie des Dünndarms ohne redundante Bilder
Größerer Bildausschnitt, schärfere Bilder und eine effizientere Bildauswertung – das verspricht eine Endoskopie-Kapsel zur detaillierten Untersuchung des Dünndarms.
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Datum:29.08.2019
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Autor:S. Thoma (mh/ktg)
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Quelle:Fraunhofer-Institut für Zuverlässigkeit und Mikrointegration IZM
2001 wurde der menschliche Dünndarm zum ersten Mal mit einer Kapselendoskopie untersucht: Der Patient schluckte eine Pille, in der sich eine Mikrokamera verbarg. Bei ihrer Reise durch den Körper schoss die Kamera Tausende von Fotos vom Dünndarm, der mit seinen verschlungenen sechs Metern Länge bis dahin unerreichbar für eine Untersuchung war. Heute sind Untersuchungen des Dünndarms mittels Kapselendoskopie etabliert, es gibt verschiedene Kapseltechnologien auf dem Markt.
Alle Kapselendoskopien haben jedoch den gleichen Nachteil: Die Bilder werden zeitgetriggert ausgelöst, egal ob sich das Kapselendoskop bewegt hat oder nicht. So entstehen redundante Daten, die händisch gefiltert werden müssen.
Im Forschungsprojekt 'Endotrace' wurde daher eine neue Kapseltechnologie entwickelt, die keine redundanten Aufnahmen mehr macht. Die bonbongroße Tablette integriert neben insgesamt fünf Kameras einen Tracer, Rechenspeicher, Batterien und ein LED-Licht.
Anhand der Veränderung der Darmzotten erhält der Rechenspeicher ein Signal, und die Kapsel nimmt nach einer Bewegung von 2-3 Millimetern ein Foto auf. Statt Tausende von Bildern zu erzeugen, reduziert die Endotrace-Kapsel die Anzahl der auswertbaren Daten um die Hälfte, was die Diagnose beschleunigen soll.
Bis es die Endoskopie-Kapsel tatsächlich zu kaufen gibt, wird noch einige Zeit vergehen: Denn obwohl die Pille technisch marktreif ist, steht ihr noch ein langer Weg bis zur Zulassung bevor.
Das vom Bundesministerium für Bildung und Forschung mit 1,2 Mio. Euro finanzierte Projekt wurde im November 2018 erfolgreich abgeschlossen. Projektpartner sind das Fraunhofer-Institut IZM, Ovesco Endoscopy AG und AMS.