Warum die linke Hirnhälfte Sprache besser versteht als die rechte
MR-basiertes 'Neurite Orientation Dispersion and Density Imaging' liefert Einblicke in die Mikrostruktur des Planum temporale und die Geschwindigkeit der Sprachverarbeitung.
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Datum:12.07.2018
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Autor:J. Weiler (mh/ktg)
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Quelle:Ruhr-Universität Bochum
Nervenzellen des linken Planum temporale besitzen eine höhere Anzahl an neuronalen Verbindungen als diejenigen auf der rechten Seite – das war bekannt. „Unklar war bisher aber, ob diese asymmetrische Mikrostruktur entscheidend für die linksseitige Überlegenheit bei der Sprachverarbeitung ist“, erklärt Erhan Genç, Ruhr-Universität Bochum. Da bis vor Kurzem die Methoden fehlten, um die Anzahl von Nervenzellverbindungen bei lebenden Menschen zu erfassen, konnte ein Zusammenhang mit der Leistung bei der Sprachverarbeitung nicht belegt werden. Diese Lücke schlossen die Forscherinnen und Forscher nun mithilfe des sogenannten 'Neurite Orientation Dispersion and Density Imaging'.
Mit diesem speziellen MRT-Verfahren maßen die Biopsychologen die Dichte und räumliche Anordnung von Nervenzellfortsätzen im Planum temporale von fast hundert Versuchspersonen. Gleichzeitig erfassten sie bei denselben Probanden mit EEG-Messungen die Verarbeitungsgeschwindigkeit für sprachliche Informationen in der linken und rechten Hirnhälfte.
Das Ergebnis: Versuchspersonen mit besonders schneller linkshemisphärischer Sprachverarbeitung besaßen auch besonders viele und dicht gepackte Nervenzellfortsätze im linken Planum temporale. „Aufgrund dieser Mikrostruktur ist die Sprachverarbeitung linksseitig schneller und wahrscheinlich auch die zeitliche Präzision höher, mit der das Gehörte entschlüsselt wird“, folgert Sebastian Ocklenburg, Ruhr-Universität Bochum.