Virtuelle Rekonstruktion eines Neandertaler-Skeletts

Virtuelle Rekonstruktion eines Neandertaler-Skeletts
Virtuelle Rekonstruktion der Wirbelsäule des Skeletts von La Chapelle-aux-Saints, basierend auf hochauflösenden 3D-Oberflächenscans der Wirbel und des Beckens (©M. Häusler, UZH)

Mit flachem Rücken und schlecht ausbalancierter Körperhaltung – so werden Neandertaler meist dargestellt. Dabei ähnelte ihre Anatomie unserer heutigen viel stärker als oft angenommen.

  • Datum:
    07.03.2019
  • Autor:
    R. Ziegler (mh/ktg)
  • Quelle:
    Universität Zürich

Obwohl das Bild des gekrümmt gehenden Neandertalers bereits in den 1950er-Jahren widerlegt und seine Nähe zum Menschen sowohl stammesgeschichtlich wie auch auf Verhaltensebene dargelegt wurde, schlägt das Pendel seit einigen Jahren zurück: "Unterschiede rücken wieder stärker in den Fokus", so der Evolutionsmediziner Martin Häusler, Universität Zürich. Dies geschieht zum Beispiel in neueren Studien, die von der Form einzelner Wirbel ableiten, dass der Neandertaler noch keine gut entwickelte, doppelt S-förmige Wirbelsäule besass.

In einer virtuellen Rekonstruktion des Skeletts von La Chapelle-aux-Saints tritt eine Forschungsgruppe um Martin Häusler und Erik Trinkaus, Washington University in St. Louis, nun den anatomischen Gegenbeweis an. Sie konnten zeigen, dass das entsprechende Individuum sowie Neandertaler generell eine normale menschliche Krümmung der Lendenregion und des Halses aufwiesen.

"Es gibt insgesamt kaum etwas, das auf eine prinzipiell andere Anatomie hinweist", so Häusler. "Es ist daher an der Zeit, die grundsätzliche Nähe von Neandertaler und heutigem Menschen anzuerkennen."

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