KHK-Patienten: MRT und Herzkatheter im Vergleich
Die nicht-invasive Messung der Herzdurchblutung mit MRT ist dem Herzkatheter ebenbürtig. Zu diesem Ergebnis kommt eine internationale Studie unter Federführung der Goethe-Universität.
-
Datum:08.07.2019
-
Autor:A. Hardy (mh/ktg)
-
Quelle:Goethe-Universität Frankfurt am Main
Bei Patienten mit Angina pectoris und vermuteter stabiler koronarer Herzkrankheit (KHK) hängt die Therapie in erster Linie davon ab, wie stark die Koronararterien verengt sind. Dies wird oft mittels Herzkatheter untersucht. Im Zweifel wird zusätzlich der Druck in den Koronararterien gemessen. Die Kombination beider Methoden ist der derzeit anerkannte Standard für Therapieentscheidungen. Eine vielversprechende Alternative, die Durchblutung des Herzmuskels nichtinvasiv und direkt zu erfassen, ist die kardiovaskuläre MRT.
MR-INFORM-Studie: 918 Patienten mit Herzkatheter-Indikation
Dass die MRT sogar präzisere Messungen des Blutdurchflusses als herkömmliche Techniken erlaubte, konnte das Team um Prof. Eike Nagel, Direktor des Instituts für Experimentelle und Translationale Kardiovaskuläre Bildgebung an der Goethe-Universität, jetzt zeigen. In der MR-INFORM-Studie untersuchte es an 918 Patienten mit einer Indikation zur Herzkatheteruntersuchung, ob die Untersuchung mit dem MRT zu gleichen Ergebnissen führt wie die derzeitige invasive Technik.
Die eine Gruppe der randomisierten Studie erhielt die Standarddiagnostik mit Herzkatheter mit einer zusätzlichen Druckmessung in den Koronararterien, während die andere Gruppe nichtinvasiv mit MRT untersucht wurde. Wenn im MRT eine signifikante Stenosierung der Koronarien nachgewiesen wurde, planten die Forscher mit Hilfe einer Katheter-Untersuchung das weitere Vorgehen.
In jedem Studienarm wurden verengte Herzkranzgefäße erweitert, wenn dies aufgrund der Untersuchung angezeigt war. Innerhalb des folgenden Jahres dokumentierten die Ärzte, wieviele Patienten starben, einen Herzinfarkt erlitten oder eine erneute Gefäßerweiterung benötigten. Außerdem erfassten sie, ob die Herzbeschwerden weiterhin bestanden.
Ergebnis: MRT-Untersuchung hilft Herzkatheter-Untersuchungen vermeiden
In der MRT-Gruppe benötigten weniger als die Hälfte der Patienten einen diagnostischen Herzkatheter und weniger Patienten bekamen eine Gefäßerweiterung (36% vs 45%). Das bedeutet: Durch eine vorgeschaltete MRT-Untersuchung lassen sich Herzkatheter-Untersuchungen sowohl zu diagnostischen als auch zu therapeutischen Zwecken einsparen. Beide Gruppen unterschieden sich jedoch nicht bezüglich weiterbestehender Beschwerden oder des Auftretens erneuter Beschwerden, Komplikationen oder Todesfällen.
„Damit können Patienten mit stabilen Brustschmerzen, die bisher einen Herzkatheter bekommen, alternativ mit einer Durchblutungsmessung mit MRT untersucht werden“, folgert Prof. Eike Nagel. „Die Ergebnisse für den Patienten sind genauso gut, die Untersuchung mit MRT hat jedoch viele Vorteile: Sie dauert weniger als eine Stunde, Patienten erhalten lediglich eine kleine Kanüle in den Arm und werden keiner Strahlung ausgesetzt.“ Die Hoffnung des Mediziners ist, dass die schonende Untersuchung nun als Methode erster Wahl eingesetzt wird und so Herzkatheteruntersuchungen eingespart werden können.
Vergütungsfragen
Im Gegensatz zu Großbritannien, wo eine MRT-Untersuchung des Herzens von der nationalen Krankenkasse (NHS) bezahlt wird, ist dies in Deutschland nach wie vor oft schwierig und muss meist einzeln verhandelt werden. Auch hier hofft Nagel, dass die Studie zur Anerkennung der schonenden Diagnostik einen Beitrag leisten und die Versorgung verbessern kann.