Kombinationstherapie als Prophylaxe nach leichtem Schlaganfall

Kombinationstherapie als Prophylaxe nach leichtem Schlaganfall

Die POINT-Studie liefert wichtige Daten, welche Medikamente einen erneuten Schlaganfall nach einem leichten Schlaganfall oder einer kurzen Durchblutungsstörung des Gehirns (TIA) am sichersten verhindern.

  • Datum:
    01.06.2018
  • Autor:
    NN (mh/ktg)
  • Quelle:
    Dt. Schlaganfall-Gesellschaft (DSG) und Dt. Gesellschaft für Neurologie (DGN)

4881 Patienten mit einem leichten Schlaganfall oder einer kurzen Durchblutungsstörung des Gehirns (TIA) mit rasch zurückgebildeten, aber schwerwiegenden Symptomen wurden für 90 Tage medikamentös behandelt – entweder mit einer Kombinationstherapie bestehend aus zwei Thrombozytenfunktionshemmern (Acetylsalicylsäure + Clopidogrel) oder mit einer Einfachtherapie (Acetylsalicylsäure).

Letztere stellt aktuell den Therapiestandard dar, mit dem alle Patienten nach einem Schlaganfall behandelt werden, sofern sie keine orale Antikoagulation benötigen.

Signifikant weniger vaskuläre Ereignisse

Die POINT-Studie zeigte, dass die Kombinationstherapie signifikant weniger Schlaganfälle, Herzinfarkte oder vaskuläre Todesfälle nach 90 Tagen (121 von 2432 Patienten, 5%) zur Folge hatte, verglichen mit der Einfachtherapie (160 von 2449 Patienten, 6,5%).

Interessanterweise traten die meisten Ereignisse innerhalb der ersten Woche nach dem initialen Schlaganfall/TIA auf. Nicht unerwartet führte die Kombinationstherapie zu mehr als doppelt so vielen schweren Blutungen (23, 0,9%), verglichen mit der Einfachtherapie (10, 0,4%). Rechnerisch bedeutet dies, bei 1000 Schlaganfall-Patienten könnten 15 erneute Schlaganfälle mit der Kombinationstherapie verhindert werden, allerdings würden fünf schwere Blutungen neu auftreten.

„Die Ergebnisse von POINT kommen nicht unerwartet, bestätigen sie doch eine frühere asiatische Studie, die ganz ähnliche Ergebnisse gezeigt hatte“, erläutert Prof. Dr. med. Wolf-Rüdiger Schäbitz, Pressesprecher der Deutschen Schlaganfall-Gesellschaft. „Ob die Ergebnisse eins zu eins in den klinischen Alltag übersetzt werden, kann noch nicht beantwortet werden“, kommentiert Professor Dr. med. Hans-Christoph Diener aus Essen, Pressesprecher der Deutschen Gesellschaft für Neurologie (DGN) und Leiter der POINT-Studie in Deutschland. „Wahrscheinlich kann auch eine kürzere Dauer der Kombinationstherapie für circa 30 Tage, mit sukzessive weniger Blutungskomplikationen, wirksam sein.“

Präsentiert wurden die Ergebnisse der POINT-Studie auf der jährlichen Konferenz der European Stroke Organisation (ESO) im Mai 2018 in Göteborg. An der Studie nahmen auch Schlaganfall-Zentren in Deutschland teil.

Literatur
Johnston SC, Easton JD, Farrant M et al. Clopidogrel and Aspirin in Acute Ischemic Stroke and High-Risk TIA. New England Journal of Medicine 2018

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