MR-Symposium 2021 – Wann brauchen erfahrene EndoskopikerInnen die Radiologie?

MR-Symposium 2021 – Wann brauchen erfahrene EndoskopikerInnen die Radiologie?

Zystische Pankreasläsionen, nekrotisierende Pankreatitis, Ulkus- und Varizenblutungen sind Indikationen, bei denen endoskopisch arbeitende KlinikerInnen RadiologInnen brauchen.

  • Präsentationstag:
    22.01.2021 0 Kommentare
  • Autor:
    mh/ktg
  • Sprecher:
    Julia Mayerle, Klinikum Großhadern, München
  • Quelle:
    MR-Symposium 2021

Wann benötigen auch erfahrene EndoskopikerInnen Unterstützung aus der Radiologie? Julia Mayerle, Gastroenterologin und Endokrinologin am Klinikum Großhadern, beschreibt die abdominellen Indikationen.

Indikationen für den Einsatz radiologischer Verfahren als Ergänzung zur Endoskopie

Zystische Pankreasläsionen

Für eine belastbare Diagnose, auf deren Grundlage sich Empfehlungen für die Therapie formulieren lassen, braucht es die Kombination aus Endoskopie und Bildgebung.

Die Prävalenz in der MRCP (MR-Cholangiopankreatikographie) diagnostizierter zystischer Pankreasläsionen ist mit 48,2% hoch. Größere Läsionen von 2 cm sind jedoch selten und machen nur etwa ein Prozent der Läsionen aus.

Zu unterscheiden gilt es

  • Muzinöse Läsionen – etwa 1/3 der Läsionen. Sie sind prämaligne oder maligne. Ganganschluss und Perfusion werden mittels MRT beurteilt. Die Sensitivität für die Beurteilung eines Ganganschlusses ist mit 91,4-100% der Endosonographie (89%) überlegen.
  • Seröse Läsionen – rund 2/3 der Läsionen. Benigne. Das Gewinnen von Zystenflüssigkeit für die Charakterisierung der Läsion erfolgt endoskopisch.

Empfehlungen zur Diagnostik bei zystischen Pankreasläsionen bietet die S3-Leitlinie Pankreaskarzinom, deren Überarbeitung Mitte 2021 abgeschlossen sein soll.

Nekrotisierende Pankreatitis

Minimalinvasive Verfahren haben die Mortalität der nekrotisierenden Pankreatitis signifikant reduziert: Zu diesen Verfahren zählen transabdominelle Drainage und endoskopische Nekrosektomie. Der klinische Erfolg – erfolgreiche Drainange und Linderung der Beschwerden – liegt bei 96%.

Nach einer endoskopischen Nekrosektomie kann es zu akuten Blutungen kommen. In solchen Fällen ist das angiographische Coiling die Therapie der Wahl.

Ulkusblutung

In 94% der Fälle lässt sich eine Ulkusblutung endoskopisch stillen. Wenn das nicht gelingt – etwa bei PatientInnen mit Gerinnungsstörungen – sind angiographische Verfahren angezeigt. Sie sind aber bislang noch kaum systematisch untersucht.

Die Blutstillung gelingt mittels Angiographie zwar nur zu 88,5% (operativ zu 100%) und hat auch eine höhere Rate von Rezidivblutungen (42 vs 19%) als die chirurgische Versorgung. Aber die Komplikationsrate der Angio ist geringer als die der Chirurgie (40 vs 69%) – bei vergleichbarer Mortalität.

In Hochrisikogruppen (zum Beispiel große Ulzera, Komorbiditäten) sorgt ein präventives angiographisches Coiling für einen besseren Outcome.

Gültig ist die S2-Leitlinie Gastrointestinale Blutung von 2017.

Varizenblutung

Die Ligatur oder Sklerosierung gastrointestinaler Varizen führt in jedem fünften Fall nicht zum Erfolg. Dann kann ein Stent oder eine Sonde eingesetzt werden, um die Blutung zu kontrollieren.

Ist die Blutung endoskopisch nicht beherrschbar oder kommt es innerhalb von fünf Tagen zu kreislaufrelevanten Rezidivblutungen, wird ein elektiver TIPS (transjugulärer intrahepatischer portosystemischer Shunt) innerhalb von 72 Stunden empfohlen. Diese angiographisch geschaffene Verbindung zwischen der Pfortader und der V. hepatica reduziert den Druck auf variköse Umgehungskreislaufe. Dies Vorgehen senkt die Mortalität von Varizenblutungen signifikant.

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