CO-RADS: Befundung von CoViD-19

CO-RADS: Befundung von CoViD-19

Das in den Niederlanden entwickelte Befundungssystem CO-RADS soll die CT-Befundung standardisieren und vereinfachen.

  • Datum:
    20.05.2020 1 Kommentare
  • Autor:
    mh/ktg
  • Sprecher:
    Ulrich Lalji, Maastricht University Medical Center+
  • Quelle:
    Bayer Webinar “Radiology in the COVID-19 Pandemic“

Im Bayer Webinar vom 18.05.2020 stellte Ulrich Lalji, Maastricht University Medical Center, CO-RADS vor. Entwickelt hat das System zur CT-Befundung von CoViD-19 die Niederländische Radiologische Gesellschaft (Nederlandse Vereniging voor Radiologie, NVvR).

Zielsetzung von CO-RADS ist es, die CT-Befundung zu standardisieren und zu vereinfachen. Erste Erfahrungen mit der Anwendung von CO-RADS zeigten eine „moderate bis substanzielle“ Übereinstimmung zwischen den Befundern, so Lalji. Im aktuellen Setting – also bei hoher CoViD-19-Inzidenz – sind die Raten falsch-negativer und falsch-positiver Befunde gering.

 

Wahrscheinlichkeit für pulmonale Beteiligung

Beschreibung (Kurzfassung)

CO-RADS 0

Keine Befundung möglich

Scan-Technik ungenügend für Score-Vergabe

CO-RADS 1

Sehr niedrig

Normal oder für eine Infektion untypische Veränderungen

CO-RADS 2

Niedrig

Typisch für andere Infektionen, aber nicht CoViD-19

CO-RADS 3

Nicht eindeutig

Bildgebungszeichen vereinbar mit CoViD-19, aber auch mit anderen Erkrankungen

CO-RADS 4

Hoch

Verdacht auf CoViD-19

CO-RADS 5

Sehr hoch

CoViD-19-typische Veränderungen

CO-RADS 6

Nachweis

Ausschließlich über positiven Real-Time PCR für SARS-CoV-2

Erläuterungen zu den CO-RADS-Levels 0-6

CO-RADS 0

CT-Bildgebung unvollständig oder ungenügender Qualität, beispielsweise aufgrund schwerer husten- oder atembedingter Artefakte.

CO-RADS 1

Sehr geringer Verdacht auf eine pulmonale Beteiligung. Das CT ist entweder normal oder die CT-Befunde deuten auf eine nicht-infektiöse Ätiologie hin.

CO-RADS 2

Geringer Verdacht auf eine pulmonale Beteiligung. Typische CT-Befunde einer infektiösen Ätiologie, die aber nicht mit CoViD-19 vereinbar sind.

CO-RADS 3

Nicht eindeutige Zeichen einer pulmonalen Beteiligung:

  • Andere viral bedingte Pneumonie oder nicht-infektiöse Ätiologie
  • Perihiläre Milchglasinfiltrate
  • Homogen ausgedehnte Milchglasinfiltrate mit/ohne Aussparung der sekundären Lobuli
  • Milchglasinfiltrate mit weicher interlobulärer Septenverdickung mit/ohne Pleuraerguss; keine weiteren CoViD-typischen Befunde
  • Kleine, nicht zentrilobuläre Milchglasinfiltrate ohne Nähe zur viszeralen Pleura
  • Konsolidierungsmuster vereinbar mit organisierender Pneumonie; keine weiteren CoVid-typischen Zeichen

CO-RADS 4

Starker CoViD-Verdacht mit typischen Zeichen, die jedoch auch bei anderen (viralen) Pneumonien auftreten können. Ähnlich wie CO-RADS 5, aber

  • Lokalisation ohne Kontakt mit viszeraler Pleura
  • Unilaterale und überwiegend peribronchovaskuläre Verteilung
  • Aufgesetzt auf schwere, diffuse, präexistierende pulmonale Anomalien

CO-RADS 5

Sehr starker Verdacht auf pulmonale Beteiligung, basierend auf typischen CT-Befunden:

  • Milchglasinfiltrate mit/ohne Konsolidierungen
  • Lokalisationen nahe viszeraler Pleura
  • Multifokale bilaterale Verteilung
  • Subpleurale Aussparungen möglich
  • Achtung: Lokalisation überwiegend in den unteren Lappen gilt nicht mehr als zwingend

CO-RADS 6

Typische pulmonale CoViD-Befunde im CT und Erregernachweis mittels Realtime-PCR.

CT Severity Score

Zusätzlich nutzen die Maastrichter für die CT-Befundung auch einen CT Severity Score. Dieser soll helfen zu beurteilen, wie schwer die Lunge betroffen ist. Eingeschätzt wird für jeden der fünf Lungenlappen, wie viel Parenchym jeweils verändert ist:

  • 0% = 0 Punkte
  • <5% = 1 Punkt
  • 5-25% = 2 Punkte
  • 26-49% = 3 Punkte
  • 50-75% = 4 Punkte
  • >75% = 5 Punkte

Für die gesamte Lunge erreicht der Score maximal 25 Punkte. „Der Score könnte als Indikator für die Schwere der Erkrankung dienen, allerdings wird das derzeit noch evaluiert“, so Lalji.

Positionen der Fachgesellschaften

Ein Abgleich der Positionen internationaler radiologischer Fachgesellschaften zeigt Konsens zu diesen Aspekten:

  • Röntgenthorax: im frühen Erkrankungsstadium unauffällig; nicht sensitiv für die Detektion von Milchglasinfiltraten; daher für die CoViD-19-Detektion nicht empfohlen
  • CT: nicht geeignet zum Screening asymptomatischer PatientInnen; für die sichere Diagnose ist ein positiver Realtime PCR-Test erforderlich.
  • Unauffälliges CT oder Röntgenthorax schließen CoViD-19 nicht aus; es gibt keine CoViD-spezifischen Merkmale im CT.
  • Die CT erlaubt es, bei der initialen Untersuchung das Ausmaß der Erkrankung zu beurteilen. Sie hilft, schwere Verläufe vorherzusehen und den Bedarf für eine künstliche Beatmung abzuschätzen.
  • Wichtigste CT-Charakteristika sind peripher betonte Milchglasinfiltrate (bilateral und multi-lobär).

Keinen Konsens gibt es derzeit in den Empfehlungen der chinesischen Fachgesellschaft im Vergleich zu den großen westlichen Fachgesellschaften:

Während die Chinesische Gesellschaft für Radiologie (CSR) die CT allgemein als Bildgebungsverfahren für die Diagnostik der CoViD-19-Pneumonie empfiehlt, raten ACR, ESR und ESTI von der CT als First-Line-Diagnostik ab.

Referenz

Prokop M et al.
CO-RADS – A categorical CT assessment scheme for patients with suspected COVID-19: definition and evaluation
Radiology 2020 – online before print (Apr 27)

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