FLASH-MRT: Europäischer Erfinderpreis für profitables Patent der Max-Planck-Gesellschaft

FLASH-MRT: Europäischer Erfinderpreis für profitables Patent der Max-Planck-Gesellschaft
Prof. Dr. Jens Frahm (© Frank Vinken / Max-Planck-Gesellschaft)

Das Europäische Patentamt würdigt den Göttinger Physiker Jens Frahm vom Max-Planck-Institut für biophysikalische Chemie mit dem Europäischen Erfinderpreis für seine bahnbrechenden Weiterentwicklungen in der MRT.

  • Datum:
    11.06.2018
  • Autor:
    C. Rotte (mh/ktg)
  • Quelle:
    Max-Planck-Institut für biophysikalische Chemie

In zwei Schritten ist es Jens Frahm und seinem Team gelungen, die MRT um das bis zu 10.000-Fache zu beschleunigen und diese Technologie in der klinischen Praxis zu etablieren. In seiner Rede anlässlich der Verleihung des Preises am 7. Juni 2018 in Paris bedankte sich der Preisträger und lobte sein gesamtes Team: „Der Europäische Erfinderpreis ist eine große Ehre und eine wundervolle Anerkennung der innovativen Arbeit unseres ganzen Forschungsteams. Ich bin herzlich den vielen fantastischen Mitarbeitern dankbar, die über die Jahre daran gemeinsam gewirkt haben.“

100 Millionen MRT-Untersuchungen jährlich mit FLASH

Die erste MRT-Aufnahme eines Menschen im Jahr 1977 dauerte genau vier Stunden und 45 Minuten – für den klinischen Alltag ein untaugliches Schneckentempo. „Die damals sehr langen Messzeiten in der MRT entstanden durch die vielen Einzelmessungen mit unterschiedlicher Ortskodierung und der dazwischen nötigen Wartezeit“, erklärt Frahm. „Unsere Idee in den 1980er-Jahren war es, für jede Einzelmessung nur einen Teil des verfügbaren MRT-Signals zu nutzen. Mit diesem physikalischen Trick konnten wir die Pausen vollständig eliminieren und die Messzeiten mit FLASH radikal um mindestens den Faktor 100 verkürzen.“ In wenigen Minuten war so ein hochaufgelöstes, dreidimensionales MRT-Bild erstellt – und dies ohne Verlust von Bildqualität.

Führende Hersteller von MRT-Geräten übernahmen FLASH bereits innerhalb weniger Monate. Als bis heute profitabelstes Patent der Max-Planck-Gesellschaft hat es rund 155 Millionen Euro an Lizenzeinnahmen eingebracht.

FLASH mit Videofunktion

Im Jahr 2010 lösten Frahm und sein Team mit FLASH2 schließlich auch das Problem der hohen Zahl an erforderlichen Einzelmessungen. Einfach ausgedrückt ist FLASH2 die FLASH-Technologie samt Filmfunktion: Es verwendet ein neues mathematisches Verfahren für die Bildrekonstruktion und kommt dadurch mit nur wenigen Einzelmessungen pro Bild aus. Die Technik beschleunigte die MRT-Aufnahmen ein weiteres Mal erheblich, auf bis zu 100 Bilder pro Sekunde. Dies erlaubt es, beliebige Vorgänge im Inneren des Körpers wie Gelenke in Bewegung, das schlagende Herz oder komplexe Abläufe wie das Sprechen oder Schlucken direkt zu beobachten.

Über Jens Frahm

Für seine Forschungsarbeiten wurde Jens Frahm mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet, darunter dem European MRI Award der Deutschen Röntgengesellschaft (1989), dem Gold Medal Award der International Society for Magnetic Resonance in Medicine (1991), dem Karl Heinz Beckurts-Preis (1993), dem Forschungspreis der Sobek-Stiftung (2005), dem Stifterverbandspreis (2013) und der Jacob Henle-Medaille (2016). 2016 wurde Jens Frahm in die Hall of Fame der deutschen Forschung gewählt.

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